Infolge des beginnenden Zerfalls der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien sowie der damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen besonders in Kroatien wuchsen in den Jahren 1990 und 1991 auch die Spannungen zwischen den Ethnien in Bosnien und Herzegowina. Während große Teile der serbischen Bevölkerung für einen Verbleib in der jugoslawischen Föderation und einen engen Verbund mit Serbien plädierten, gab es insbesondere bei den Bosniaken den Wunsch, einen eigenen unabhängigen Staat zu bilden, unter anderem weil sie eine Übermacht Serbiens in einem um Slowenien und Kroatien verkleinerten Jugoslawien befürchteten. Kroaten aus der westlichen Herzegowina wollten sich stärker an Kroatien anlehnen, beziehungsweise sich dem neuen kroatischen Staat anschließen. Die Spannungen eskalierten nach der Ankündigung eines Referendums über die Unabhängigkeit der Republik Bosnien und Herzegowina (RBiH) und der Ausrufung einer bosnisch-serbischen Republik. Eine militärische Eskalation folgte nach der Anerkennung des unabhängigen Bosnien und Herzegowina durch westliche Staaten im April 1992.
Genau diese bedrückte Stimmung ist durch den ganzen Film vorherrschend. Die Nachwehen des Kriegs sind vorherrschend. Zwischendurch hat man sogar das Gefühl, dass der Film mitten im Krieg spielt. Nur das kaputte iPhone des Sohnes eines Politikers und ein durchhuschender Kalender zeigen das tatsächliche Jahr auf. Rahima, die Hauptfigur, ist 23 und arbeitet in der Küche eines angesagten Restaurants in Sarajevo. Gleichzeitig betreut sie ihren 14-jährigen Bruder Nedim, da die beiden ihre Eltern im Krieg verloren haben. Als ob das nicht schon genug schwär wäre, werden der jungen Frau ständig von Neuem Steine in den Weg gelegt.
Gleichzeitig hat Rahima als Kopftuchträgerin mit Vorurteilen zu kämpfen. Denn nach einer Vergangenheit als drogenabhängiger Punk, hat sie nun zum Glauben gefunden. Diese Vergangenheit schimmert immer wieder durch. Viele wissen nicht, dass die Vorurteile gegenüber Frauen mit Kopftuch, in Sarajevo die gleichen sind wie im Rest der Welt. Die Arbeitskollegen von Rahima weichen alle auf ihre Weise von der sozialen Norm ab; Davor, der Küchenchef, gehört zur kroatischen Minderheit in Bosnien und ist homosexuell. Der Kellner Dino ist ein Junkie. Und die Chefin des Restaurants, Vedrana, ist ständig wütend und unfair, weil ihr Mann ein radikaler Wahabit geworden ist und ihr die gemeinsamen Kinder weggenommen hat. In dem Sinn teilen alle Angestellten ihre Schmerzen und Mankos. Dies wird einem jedoch nicht richtig klar während des Films, sondern erst wenn man sich danach genauer damit beschäftigt.
Einmal lässt eine der Tellerwäscherinnen einen sehr bösartigen Kommentar über Serben ab, der im Untertitel nicht übersetzt wird. Die verwackelten Filmsequenzen von alten Kinderaufnahmen, die einige Male eingeblendet werden, sind etwas unheimlich und erinnern an Horrorfilme oder Psychothriller. Man könnte auch sagen, dass sie fehl am Platze sind. Auch sonst kommen im Film keine Kinder vor. Dadurch erscheint auch der Filmtitel als irreführend. Aber schlussendlich kann man alle Bewohner von Sarajevo als ihre Kinder sehen. Die fiebrig bewegte Kamera hält die Spannung aufrecht, obwohl bis zum Schluss nichts Konkretes passiert. Sarajevo ist eine sehr schöne und fröhliche Stadt, was im Film überhaupt nicht gezeigt wird. Als Schauplatz wurden die trostlosesten Orte von Sarajevo aufgesucht, welche jede grössere Stadt zu bieten hat. Die konstant erdrückende Stimmung, gekreuzt damit, dass absolut nichts Erwähnenswertes passiert, wirkt übertrieben und ist nach der ersten Hälfte des Films bereits ermüdend.
Die Regisseurin, Aida Begic, bleibt ihrem kriegsverarbeitenden Stil treu, wie bereits in ihrem ersten Langfilm <Snijeg-Snow>. Dabei ging es um die Geschichte von Frauen, die ihre Männer bei den Massakern in Ostbosnien verloren hatten. Die Erzählung zeigte ihren Kampf ums Überleben unmittelbar nach dem Krieg 1997.