An der Frauendemo anlässlich des 8. März 2013 in Zürich nahmen rund 1000 Demonstrantinnen teil
Der Hechtplatz füllte sich mehr und mehr mit Frauen. Viele trugen Schilder mit Zitaten von Rosa Luxemburg oder Clara Zetkin, beides bekannte Frauenrechtlerinnen. Kurdische Volksklänge mischten sich unter Westschweizer Hip Hop Beats. Die Stimmung war friedlich und die Frauen freuten sich auf den Abmarsch. Jedes Jahr findet am Wochenende nach dem 8. März, dem internationalen Tag der Frauen, in Zürich die traditionelle Frauendemo statt. Dieses Jahr mit dem Motto „Frauenräume – subito!” Milli Welchli und Dolores Zoe standen mittendrin, mit rosa Luftballons und Schildern bewaffnet. Mit Sprüchen wie: „Mehr Raum für Kind und Arbeit!” „Nach wie vor leiden Frauen unter der Doppelbelastung durch Job und Familie. Gäbe es mehr Kinderräume, so gäbe es auch mehr Raum für uns Frauen”, sagt Welchli. Polizisten in Kampfmontur standen bereit, um zu verhindern, dass die Demo über die Quaibrücke geht.
Nach einem kurzen Machkampf zwischen Polizisten und Demonstrantinnen, gaben die Frauen nach und marschieren in die andere Richtung auf die Münsterbrücke zu. Sie skandierten Parolen wie „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat” oder „Frauen lasst das Shoppen sein, reiht euch in die Demo ein!” Die Meinung der Passanten war gespalten. Viele blieben stehen und beobachteten den Frauenumzug. Einige freuen sich und nahmen Flyer entgegen, andere gingen auch mit schüttelndem Kopf weiter.
Man sollte schon in der Grundschule auf dieses Thema sensibilisiert werden
Für Anna Rüegg ist das Thema Frauenkampf nichts vorüber man den Kopf schütteln sollte, wenn man bedenkt, dass Frauen immer noch 24 Prozent weniger verdienen als Männer. Wenn sie solche Themen in ihrem Beruf als Sekundarlehrerin mit ihren Schülern bespricht, sind viele überrascht, da sie das nicht gewusst haben. Sie sagt: „Ich spreche mit meiner Klasse über den Geschlechterunterschied, da ich es wichtig finde, dass wir über unsere weiblichen oder männlichen Rollen reflektieren.”
Viele Reden werden gehalten; Eine thematisierte die Ermordung von drei Kurdinnen und Feministinnen in Paris im Januar. In einem kurzen Strassentheater demonstrierten zwei Frauen die schlechten Arbeitsbedingungen in den Spitälern; Das vorwiegend weibliche Pflegepersonal leide unter dem Druck, der die Fallkostenpauschale mit sich bringe. Trotz der gesitteten Stimmung, liess die Polizei die Demo nicht aus den Augen. Clara Koch, die seit vielen Jahren an der Frauendemo teilnimmt, findet es nach wie vor wichtig, an diesem Tag auf die Strasse zu gehen. Koch studiert Gender Studies an der Universität Zürich und setzt sich täglich mit dem Geschlechterunterschied auseinander. „Zwar ist die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann in unserer Verfassung festgeschrieben, aber damit ist die Sache noch lange nicht geritzt”, sagt sie. Es gäbe viele Unterdrückungsmechanismen, die miteinander zusammenhängen und dazu führen, dass sich Frauen wie Frauen und Männer wie Männer aufzuführen haben. „Solche Rollenbilder zu durchbrechen, ist sehr schwierig”, sagt Clara Koch.
Nach der Schlussrede am Helvetiaplatz bildeten sich ein paar kleine Grüppchen von Frauen, die sich über den Ablauf der Demo unterhielten oder einfach noch ein wenig beisammen standen. Die Organisatorinnen der Demo ziehen eine positive Bilanz. Zur Demonstration aufgerufen haben verschiedene Frauenorganisationen. Eine der Hauptforderungen der Demonstrantinnen war: Mehr Freiräume für die Frauen. Entgegen dem Zeitgeist brauche es solche selbstbestimmten Räume, hiess es. Wenn Mädchen- und Frauenförderungen gestrichen würden und normative Zwänge kreative Lebens- und Liebesentwürfe erschwerten, brauche es andere Orte und andere Denkweisen. Gefordert wurden Frauenräume, aus denen der sexistische Alltag ausgeschlossen bleibe, wo Frauen ungestört diskutieren und selbstbestimmte Perspektiven entwerfen könnten. Seit den 1960er Jahren seien viele solcher Frauenräume verschwunden oder wie etwa die Frauenhäuser, das Fraueninformationszentrum oder das Meitlihuus institutionalisiert worden.
Die friedliche Demonstration führte zu einigen Verkehrsbehinderungen in der
Innenstadt.