Die Zürcher Stadtregierung teilte mit, wie die Departemente verteilt werden: Daniel Leupi (Grüne) erhält die Finanzen, Richard Wolff (AL) die Polizei. Beide wollten andere Posten
Vor allem das Finanzdepartement als wichtigste Abteilung der Stadt wurde im Vorfeld viel eher den langjährigen Stadträten Andres Türler von der FDP oder Gerold Lauber von der CVP zugeschrieben. Grösste Überraschung ist jedoch die Ernennung von Richard Wolff zum Chef des Polizeidepartements. Ein derart weit links stehender Politiker als Polizeivorsteher ist selbst im links-grünen Zürich ein Novum. Wolff äusserte sich skeptisch zu seinem neuen Amt. Es handle sich nicht um sein Wunschdepartement, er freue sich aber auch die spannende Aufgabe. Er führt an, dass zum Polizeidepartement auch der Stadtverkehr gehört. «Das ist eines meiner Kernthemen.» Er habe deshalb ein lachendes und ein weinendes Auge. Auf die Frage, wie das Polizeikorps wohl auf ihn reagiere, sagt Wolff: Das ist sicher eine Überraschung.
Er werde offen auf die neuen Mitarbeiter zugehen. Und er fügt an: «Sie müssen das einfach akzeptieren.» Ein positives Fazit über seinen neuen Posten mag er dennoch ziehen. Dass er das Amt erhalten habe, sieht er «als Vertrauensbeweis des Stadtrates» an. Im Zusammenhang mit Wolffs Ernennung blickte Stadtpräsidentin Mauch zurück in die Vergangenheit: «Als mit Robert Neukomm erstmals ein Linker Polizeichef wurde, gab es auch einen Aufschrei.» dasselbe habe man erlebt, als danach mit Esther Maurer die erste Frau das Amt besetzte und mit Daniel Leupi der erste Grüne Polizeichef wurde. «Deshalb kann es jetzt auch ein Alternativer sein», sagte Mauch weiter. Der Stadtrat sei überzeugt, dass Richard Wolff «die notwendigen Voraussetzungen» mitbringe, um das Departement erfolgreich zu führen, heisst es in der Medienmitteilung. Die übrigen Stadtratsmitglieder behalten für den Rest der Amtsdauer 2010 bis 2014 ihre bisherigen Departemente. Er tritt sein neues Amt am 1. Juni an.
Dieser Wechsel führte bereits kurz nach der Bekanntgabe am Mittwochmittag zu geteilten Reaktionen. Roger Liebi, Präsident der Stadtzürcher SVP, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: «Affront gegenüber den Stadtzürcher Polizisten: Aktivistenfreund und kommunistennaher Wolff wird Polizeivorsteher..!!»
Min Li Marti, SP-Fraktionspräsidentin im Zürcher Gemeinderat, schrieb ebenfalls auf Twitter dagegen von einem «mutigen Entscheid des Zürcher Stadtrates.» Der Grüne Zürcher Nationalrat Balthasar Glättli teilte in 140 Zeichen mit: «Toi toi toi Daniel Leupi und Richard Wolff zu ihren neuen Herausforderungen.»