Sind sie erfolgreich, könnte dies die Kantone teuer zu stehen kommen. Zudem dürften weitere Fälle folgen
Die unter Spardruck stehenden Kantone müssen sich auf neue Lohnklagen von Lehrkräften einstellen. Im Aargau haben bereits 1200 Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen den Kanton wegen Lohndiskriminierung verklagt. Sie verlangen denselben Lohn wie Kantonsangestellte mit vergleichbaren Stellen. Obsiegen die Lehrer, muss der Kanton 50 bis 70 Millionen Franken mehr für die Löhne ausgeben, schätzt der Aargauer Lehrerverband. Die Chancen der Lehrer sind intakt: Die kantonale Schlichtungsstelle hat bereits empfohlen, das Lohnsystem zu überprüfen. Der Fall dürfte vor Bundesgericht entschieden werden. Für die Lehrerinnen in der restlichen Schweiz wäre ein Erfolg der Aargauer Kolleginnen eine Ermutigung, ähnlich vorzugehen. Die Verbände begründen die Lohnoffensive mit gestiegenen Anforderungen: In den meisten Kantonen müssten die Primar- und Kindergartenlehrkräfte mittlerweile die gleiche oder eine gleichwertige Ausbildung machen. Die Ansicht, dass es leichter sei, kleine Kinder zu unterrichten, sei überholt. Zu den Kostenfolgen gibt es keine Schätzungen. Einen Anhaltspunkt liefert der Aargau: Wegen der Klage haben die Behörden Szenarien erarbeitet. Müsste der Kanton bloss die Löhne der Kindergärtnerinnen jenen der Primarlehrerinnen anpassen, rechnet er mit Mehrkosten von acht Millionen Franken pro Jahr. Vor allem bei den Kindergärtnerinnen bestehe Handlungsbedarf, heisst es vielerorts. In Zürich bereitet der kantonale Lehrerverband eine solche Klage vor. Verbandspräsidentin Lilo Lätzsch bestätigt entsprechende Recherchen des TA. Der Einstiegslohn der Zürcher Kindergärtnerinnen ist rund 16’000 Franken tiefer als jener der Primarlehrerinnen – unter anderem auch, weil den Kindergärtnerinnen kein 100-Prozent-Arbeitspensum angerechnet wird. Gegen diese unterschiedliche Bewertung der Arbeitszeit soll nun geklagt werden.
Auch in anderen Kantonen wollen die Lehrerverbände die Lohnunterschiede zwischen Primar- und Kindergartenlehrkräften beseitigen. Unter anderem in Baselland, Luzern und Schwyz. In letzterem Kanton stand eine Lohnklage zur Debatte. Nun habe man aber zuerst die Forderung bei der Regierung deponiert, sagt der kantonale Lehrerpräsident Koni Schuler. In Schwyz verdienen Kindergärtnerinnen 9 Prozent weniger als die Primarlehrerinnen. In Luzern treffen sich Lehrerverband und Bildungsdirektion vor Weihnachten zu einem Gespräch. In Baselland will man die laufende Überprüfung aller Lohnklassen nutzen, um die Löhne einander anzugleichen.
T.N.