Die Zahl der Verhaftungen ist in den letzten Monaten stark gestiegen. Vorallem zwei Routen werden stark präferiert
Die Asylgesuche sind in der Schweiz seit einigen Monaten rückläufig. Als Transitland für Flüchtlinge steht sie allerdings stark im Fokus. Flüchtlinge reisen über den Süden Europas durch die Schweiz in den Norden – in die skandinavischen Länder oder auch nach Deutschland. In Skandinavien ist insbesondere Schweden bekannt für seine liberale Aufnahmepolitik. Die Folgen dieser Migrationsströme spürt die Grenzwache. Das Schlepperwesen boomt in der Schweiz. Die Schlepper bringen die Flüchtlinge laut der Zollverwaltung vor allem über zwei Routen in die Schweiz. Über die Südgrenze ins Tessin oder den Simplon in Richtung Westschweiz. Schlepper und Flüchtlinge seien in der Regel in grösseren Gruppen und vor allem in Privatfahrzeugen oder Mietwagen unterwegs. Eine Grenzüberquerung zu Fuss oder im Zug sei die Ausnahme. Weiter gehe es dann auf den Haupttransitachsen in Richtung Norden. Wie die eidgenössische Zollverwaltung gestern mitteilte, wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres mehr als doppelt so viele Schlepper (47) verhaftet wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres (21). Dabei war bereits 2013 ein Spitzenjahr. Mit einem Total von 211 Fällen wurden so viele registriert wie seit fünf Jahren nicht mehr.
Ein weites Netzwerk der Kriminalität
Das Grenzwachtkorps hat inzwischen die Kontrollen an den südlichen Grenzen verschärft und mehr Personal in die betroffenen Regionen verlegt. Genaue Zahlen werden nicht genannt. Auch Drohnen und Helikopter kommen zum Einsatz. «Drohnen liefern wichtige Hinweise für den Einsatz und sind gerade deshalb ein wertvolles Hilfsmittel in unübersichtlichem Gelände», sagt Patrick Benz, Verbindungsoffizier zum Bundesamt für Migration beim Grenzwachtkorps. Die Festnahmen erfolgten jedoch immer von einer Patrouille am Boden. Danach werden die Schlepper den kantonalen Behörden übergeben, welche für Ermittlung und Strafmass zuständig sind. Intensiviert wurde auch die Zusammenarbeit mit den Behörden der Nachbarländer. Im Herbst hatte Justizministerin Simonetta Sommaruga ein Abkommen für eine engere Polizeikooperation mit Italien unterzeichnet. Es sollte unter anderem, gemeinsame Patrouillen im Grenzgebiet ermöglichen. Die verhafteten Schlepper stammen gemäss der Zollverwaltung vor allem aus Deutschland, Italien, Kosovo, Pakistan und Eritrea. Die geschleppten Personen aktuell meist aus Syrien und Eritrea.
Die Schlepper gehören laut der Flüchtlingshilfe meistens organisierten Gruppen an. Die Reisen seien sehr komplex. Es sei sehr viel Information und Koordination nötig. «Da stehen mit Sicherheit Netzwerke dahinter», sagt Sprecher Stefan Frey. Diese Aussage bestätigt auch Benz vom Grenzwachtkorps: «Schlepper sind vernetzt, bedienen sich modernster Technologien und sie agieren international. In den meisten Fällen handelt es sich um organisierte Kriminalität.» Teilweise seien die Schlepper auch bewaffnet. Wie viel die Schlepper für den Transit durch die Schweiz verlangen, ist unklar. Genaue Angaben will das Grenzwachtkorps nicht machen. Die Bezahlung variiere allerdings sehr stark zwischen wenigen Hundert und mehreren Tausend Euro. Bekannt sei auch, dass zum Beispiel Eritreer für die gesamte Flucht mehrere Tausend Euro bezahlten, sagt Frey von der Flüchtlingshilfe. Die Flüchtlinge könnten solche Summen in der Regel nicht alleine aufbringen, sondern müssten sich verschulden. Sie seien deshalb nach der Ankunft im Zielland einem ungeheuren Druck ausgesetzt. Die Flüchtlingshilfe verurteilt diese Form des Menschenhandels aufs Schärfste.