Ein Coiffeur aus Rapperswil SG bietet in Zürich Gratis-Haarschnitte für Obdachlose an
„Ich möchte der Welt etwas Gutes tun und dafür die Mittel nutzen, die ich habe. Da ich als Coiffeur Erfolg habe, gebe ich das gern weiter.“
Engels Rodriguez ist 22 Jahre alt. Er arbeitet als Coiffeur in Rapperswil und möchte mit seiner Tat etwas Gutes bewirken. „Ich bin sehr behütet in Gommiswald SG aufgewachsen und habe nie wirklich Erfahrungen mit Drogen oder den Schattenseiten des Lebens gemacht. Durch das Haareschneiden bin ich recht nahe an die Obdachlosen herangekommen und konnte so ihre Geschichten hören. Das war spannend, weil ich einige Geschichten gut nachvollziehen konnte und andere weniger gut.“
Was bringt diese Aktion?
Das Aussehen macht eben doch die Leute. Einige sahen recht verlumpt aus und Rodriguez konnte ihnen eine gute Frisur verpassen. Er denkt, das macht viel aus, da sie so von der Gesellschaft anders wahrgenommen werden. Er hat sehr früh sein eigenes Geschäft gegründet und weiss, wie es ist, sich für einen Traum abzurackern. Beim Haareschneiden hat er versucht, diese Einstellung an die Obdachlosen weiterzugeben.Doch selten wollte einer der Obdachlosen gut aussehen. „Ich habe ihnen eigentlich angeboten, mein ganzes Können an ihren Haaren einzusetzen. Sie wollten aber gar nicht gestylet werden. Die Meisten haben gesagt, ich solle ihnen die Haare einfach so kurz wie möglich schneiden, damit der Schnitt lange hält.“
Anfangs waren viele skeptisch
Engels hat sich das alles einfacher vorgestellt, als es dann wirklich war. Er fuhr mit einigen Kollegen, die mithelfen wollten zuerst mal einfach an einem Sonntag nach Zürich und hat den erstbesten Obdachlosen am Bahnhof angesprochen. Der hat aber abgelehnt. Danach haben sie ein paar Stunden lange am See gesucht, aber niemand wollte mitmachen. Erst an der Langstrasse liessen sich Leute finden, die sich gern die Haare schneiden lassen wollten. Die waren dann auch begeistert. „Die Aktion hat mich inspiriert. Ich habe mir vorgenommen, an weiteren Sonntagen in verschiedene Schweizer Städte zu reisen und dort meine Dienste gratis anzubieten.“