Er kostet kaum mehr als 30 Euro und gilt als fortgeschrittenes Hackerwerkzeug: der Trojaner «Blackshades». Mit der Software lässt sich aus der Ferne Kontrolle über fremde Computer erlangen
Er dient vor allem dazu um Tastatureingaben mitzulesen, Screenshots anzufertigen oder die Webcam zu bedienen, um etwa unbemerkt Bilder von ahnungslosen Opfern, meist Mädchen oder Frauen, zu machen. Im Mai letzten Jahres wurden bei einer Razzia in 16 Staaten rund 100 Anwender der Schadsoftware festgenommen. In der Schweiz ermittelte die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität des Bundes (Kobik). Fast 90 Prozent der bei der Kobik eingegangenen Meldungen wiesen eine strafrechtliche Relevanz auf. Am Aktionstag wurden 16 Hausdurchsuchungen bei mutmasslichen Käufern durchgeführt, wie dem Jahresbericht 2014 der Kobik zu entnehmen ist. Insgesamt gingen über 10 000 Meldungen über das Online-Formular ein. Die gemeldeten Kriminalitätsformen lassen sich in zwei ineinanderfliessende Bereiche einteilen. Bei der Internetkriminalität im engeren Sinne werden mithilfe von digitalen Technologien Straftaten verübt. Beispiele dafür sind Hacking oder das In-Umlauf-Bringen von Schadsoftware wie «Blackshades».
Diese beiden Methoden lassen sich so erklären; Das eine nennt sich Pishing. Dabei wird versucht, mit einem nicht zielgerichteten Massenversand von E-Mails möglichst viele Personen auf Websites zu locken, die bekannten Internetanbietern nachempfunden sind. Dort werden die Personen dazu verleitet, die Benutzernamen und Passwörter der E-Banking-Dienste oder Online-Zahlungsdienstleister anzugeben. Betroffen waren aber auch Daten für den Zugang zu Einkaufsplattformen, Cloud-Speicherdiensten oder App-Stores für Smartphones. Machte rund 20 Prozent der eingegangenen Meldungen aus. Das andere wird Police-Ransomware genannt. Es bezeichnet eine Form von Schadsoftware, die den Computer für jegliche Interaktion sperrt und ein Lösegeld zur Entsperrung fordert. Der Geldforderung wird zusätzlich Druck verliehen, indem Logos von Polizeieinheiten und anderen staatlichen Organisationen angezeigt werden. Fasst man den Begriff etwas weiter, dann fallen auch Delikte darunter, bei denen das Internet als Kommunikationsmittel dient. Beliebte Anwendungsgebiete sind Betrugsmaschinen auf Kleinanzeigen-Plattformen oder die Verbreitung verbotener Pornografie. Betrugsversuche: Machten mit 30 Prozent den grössten Anteil aus. Gelockt wurde 2014 mit gefälschten Anzeigen auf Aktionsplattformen oder fingierten Wohnungsinseraten.
Pädophile haben neue Strategien
Im letzten Jahr ist die Anzahl Meldungen zu Delikten gegen das Vermögen erneut gestiegen. Gleichzeitig ist die Anzahl der Meldungen zu Delikten gegen die sexuelle Integrität zurückgegangen. Beide Phänomene entsprechen dem Trend der Vorjahre. Die nackten Zahlen lassen vermuten, dass es weniger Kinderpornografie im Netz gibt. Die Abnahme ist aber darauf zurückzuführen, dass eine Verlagerung der Täterschaft in weniger einsehbare Bereiche des Internets wie private Peer-to-Peer-Netzwerke oder in das Deep Web stattgefunden hat. Bei den Ermittlungen in Chat-Räumen für Kinder kommt hinzu, dass die meisten Kantone nun über eigene gesetzliche Grundlagen verfügen, um selbst in diesen zu agieren. Jedoch auch Männer werden vor sexuellen Angriffen nicht verschont. Sextortion heisst ein, seit einer Weile bekannter Internettrend. Dieses Phänomen, welches abgeleitet aus dem Englischen mit einer Wortkombination von Sex und Erpressung umschrieben wird, erreichte die Kobik bereits im Berichtsjahr 2013. Bei dieser Masche gaben meist männliche Geschädigte an, dass weibliche Täterschaft auf Social Media und Dating-Plattformen an sie herangetreten war. Im Anschluss wurde die Unterhaltung auf Video-Chat-Dienste verlagert.
Daraufhin begann die Frau, sich vor der Kamera auszuziehen, und verführte das Gegenüber zu sexuellen Handlungen vor laufender Kamera. Anschliessend drohte die Täterschaft, die kompromittierenden Aufnahmen zu veröffentlichen, sollte nicht ein entsprechendes Schweigegeld bezahlt werden.Cyberkriminelle haben in den letzten Jahren ihre Techniken verfeinert. Mit der rasanten Verbreitung von Smartphones ist für sie ein goldenes Zeitalter angebrochen: Jeder ist mit allen und alles ist mit allem vernetzt. Nicht nur am Arbeitsplatz und zu Hause, sondern auch unterwegs. Die Kobik vermutet, dass deswegen Internetbetrug und Identitätendiebstahl in Zukunft weiter zunehmen. Bis ins Jahr 2020 werden laut Schätzungen rund 50 Milliarden Geräte des täglichen Lebens ans Internet angeschlossen sein: Computer, Smartphones, aber auch Heizungen, Lampen oder Autos. Hinzu kommt, dass das Netz immer schneller wird und Verschlüsselungstechniken zusehends an Popularität gewinnen. Dies begünstigt die Schattenwirtschaft im Dark Net. Kriminelle haben innovative Geschäftsmodelle entwickelt, bei denen jeder, der das nötige Geld hat, mitmischen kann.
Da wäre beispielsweise der E-Banking-Trojaner; Der Kobik wurden zahlreiche Mails weitergeleitet, deren Nachrichtentext so verfasst wurde, dass der Empfänger zum Öffnen des Anhangs und zur Installation einer Software bewegt wurde. Befindet sich diese auf dem Computer, sieht es aus, als würden Wartungsarbeiten getätigt. Tatsächlich werden aber im Hintergrund Transaktionen ausgelöst. Um Wirtschaft und Verwaltung besser zu schützen, hat sich der Bund mit dem Verein Swiss Cyber Experts verbündet – gemeinsam wollen sie gegen Cyberattacken vorgehen.