Ab 2016 setzen die SBB nur noch punktuell Sicherheitsleute in Zügen ein. Die SBB haben eine entsprechende Änderung ihres Sicherheitskonzepts beschlossen
Ab nächstem Jahr kommen im Fernverkehr nur noch punktuell Sicherheitsleute zum Einsatz. Die Regelung, dass auf bestimmten Strecken am frühen Morgen und am späten Abend stets Securitas-Mitarbeiter präsent sind, wird aufgehoben.
Andreas Menet, Präsident des Schweizer Zugpersonalverbands, zeigt sich besorgt. Die betroffenen Zugstrecken seien bei der Einführung der Securitas-Truppen vor knapp sechs Jahren als «kritisch» eingestuft worden. «Nun sollen sie das auf einmal nicht mehr sein.» Er sei skeptisch, ob der Einsatz von nur jeweils zwei Zugbegleitern genügt: «Wir befürchten, dass die Aggressionen gegen die Fahrgäste und das Zugpersonal nun wieder zunehmen.» Es sei falsch, auf Kosten der Sicherheit zu sparen.
Aktuell hat die Bevölkerung ein Bedürfnis nach Sicherheit
Auch Sicherheitspolitiker haben kein Verständnis für den Entscheid. Hans Fehr, scheidender SVP-Nationalrat und Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission, versteht zwar, dass die SBB sparen wollen. Sie habe aber den Auftrag, in den Zügen die Sicherheit zu gewährleisten: «Ich finde es wichtig, dass bei den SBB die Securitas möglichst präsent ist, um gegen Randalierer, Gewaltanwendungen und Belästigung von Personen anzugehen.»
Auch Verkehrs- und Sicherheitspolitikerin Edith Graf-Litscher (SP) sagt: «Insbesondere angesichts der momentanen generellen Sicherheitslage ist die Sparmassnahme ein Schritt in die falsche Richtung.» Es gehe auch um das subjektive Sicherheitsgefühl: «Gerade nach den Anschlägen vom Wochenende ist es wichtig, dass die Leute merken, dass die Sicherheitskräfte präsent sind.» SBB-Mediensprecher Reto Schärli beruhigt jedoch: «Dass das Sicherheitspersonal nicht mehr generell, sondern situativ eingesetzt wird, bedeutet keine Verminderung der Sicherheit.» Die SBB würden auf die jeweilige aktuelle Lage reagieren: «Wir stehen in engem Kontakt mit den kantonalen Polizeieinheiten, um auf möglichst vielen Bahnhöfen und Zügen präsent zu sein und Schwerpunkte setzen zu können.» Ausserdem sorge die Videoüberwachung für ein besseres Sicherheitsgefühl. Die Sorgen des Personals würden ernst genommen und das «Sicherheitsdispositiv an die Lage angepasst», so Schärli. Menet vom Personalverband gibt sich mit dieser Erklärung jedoch nicht zufrieden.
«Videokameras können nicht verhindern, dass etwas passiert.» Wenn die SBB das Sicherheitspersonal nur an bestimmten Orten einsetzen, fehle es dafür zwangsläufig auf anderen Strecken.