Die Daten, die bei der Kontrolle des Swiss Pass gesammelt werden, müssten gelöscht werden
Der Eidgenössische Datenschützer pfeift die SBB und den Verband öffentlicher Verkehr (VÖV) zurück: Für die Datenbank, in der Kursnummer, Uhrzeit und die Abonummer des Swiss Pass für 90 Tage gespeichert würden, fehle eine gesetzliche Grundlage. «Aufgrund der Kontrolldaten kann eruiert werden, auf welchen Strecken eine Person gereist ist», sagt Francis Meier, Sprecher des Eidgenössischen Datenschützers. Bewegungsprofile würden aber die Rechte der Passagiere verletzten. Könnten Informationen über zurückgelegte Strecken nicht mehr gesammelt werden, könnte dies neuen Bezahlsystemen im Weg stehen, beispielsweise dem E-Ticket-System der Südostbahn (SOB): Seit 2014 testet die SOB ein solches. «Reisende geben die Strecke, die sie zurücklegen wollen, in ihr Smartphone ein und kaufen sich ein Ticket», erklärt SOB-Mediensprecherin Ursula Kälin: «Ende Monat erhalten sie eine Rechnung.» Noch weiter ginge das «Be in, be out»-System (Bibo), das die SOB ab Dezember 2016 testen will. Dabei würden die Passagiere beim Ein- und Aussteigen automatisch von Sensoren erfasst.
Nicht immer so kritisch
Bremst der Beschluss des Datenschützers nun neue Ticketsysteme aus? Kälin kann «die Folgen der Forderung nicht absehen», doch kritisiert sie den Datenschutzbeauftragten: «Dass er beim ÖV eingreift und nicht etwa bei Google oder Migros, die allerhand persönliche Daten sammeln, sie für Marketingzwecke nutzen oder weiterverkaufen, ist inkonsequent.» Schuld daran, dass die Gesetzgebung den neuen Entwicklungen hinterherhinke, sei aber die Gesellschaft. «Beim ÖV befürchtet man Datenmissbrauch, an anderen Orten hingegen gibt man oft sehr grosszügig persönliche Daten preis.» Kontrolldaten löschen oder eine entsprechende Gesetzesänderung dafür schaffen – der VÖV werde bis Ende Februar zur Forderung des Datenschützers Stellung beziehen, sagt Mediensprecher Roger Baumann. Er hält fest: «Der Swiss Pass erstellt kein Bewegungsprofil. Denn eine gespeicherte Zugnummer sagt nichts darüber aus, wo ein Passagier ein- und aussteigt.» Die SBB geben sich bedeckt. Tatsächlich müssten sie «zusammen mit der ÖV-Branche diskutieren, inwiefern das Verbot der Speicherung von Kontrolldaten E-Ticket-Systeme oder allfällige Bibo-Systeme bremsen würde», so Mediensprecher Daniele Pallecchi.