Sie sehen lustig aus, sind aber hochgefährlich: Ecstasy-Pillen mit Motiven. Sie sind aktuell im Umlauf und können wegen ihrer harmlosen Erscheinung, den Anschein erwecken nicht gefährlich zu sein. Hier werden einige Beispiele genannt
Sie haben die Form von Homer Simpson, Spongebob oder süssen Teddybären: In der Schweiz sind Ecstasy-Pillen mit Motiven im Umlauf. Doch warum machen sich Hersteller die Mühe, solche Pillen herzustellen? Koni Wäch, Präsident von Eve&Rave, sagt: «Solche Pillen, die es seit der Einführung der Substanz in der Party-Szene gibt, sind reines Marketing. Das Image der Marke, die auf die Pille geprägt wird, soll einen positiven Effekt auf die Wahrnehmung der Qualität haben.» Diese Qualität sei aber meist nur vorgegaukelt, um die Pille attraktiv zu machen: «Dabei geben Farben und Formen keinen Rückschluss auf die Qualität. Ein Grossteil der Pillen ist hochdosiert und deshalb risikoreich.»
Hersteller meist aus China oder den Niederlanden
Gefährlich sind sie auch deshalb, weil die Pillen lustig und zum Teil harmlos aussehen. Geschickt würden die Hersteller, die meist aus China oder den Niederlanden kommen, aktuelle gesellschaftliche Themen in den Prägungen aufgreifen. «Ein gutes Beispiel ist das Bitcoin-Logo. Das kam auf, als die Kryptowährung medial zum Thema wurde.» Einen anderen Grund für die Motive auf Ecstasy-Pillen sieht Nik Hostettler, Mitarbeiter der Stiftung Contact für «Rave it safe», im Wiedererkennungswert. «Es spricht sich schnell herum, dass beispielsweise der blaue Affe gut wirkt. Dann wollen sie alle haben.» An eine Pillen-Prägung sei so eine gewisse Erwartung gebunden. Da aber bei diesen Ecstasy-Pillen nie klar deklariert ist, was sie beinhalten, seien sie nicht zu unterschätzen. «Daraus ist der Gedanke entstanden, Drug-Checkings durchzuführen und Warnungen auf Internetseiten zu publizieren», so Hostettler. Deshalb werden durch Saferparty.ch in Zürich und Raveitsafe.ch in Bern zur Schadenminderung Labortests angeboten.
Gravierende Nebenwirkungen
Bei allen Pillen sind die Nebenwirkungen gleich, je nach Dosis aber unterschiedlich ausgeprägt. Es kann nach der Einnahme zu sogenanntem «Kiefermahlen» (Mahlen mit den Zähnen und Anspannen der Kaumuskulatur) sowie Augen- und Nervenzucken bis hin zu Krampfanfällen kommen. Auch Halluzinationen, Depressionen, Konzentrations-schwächen, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit sind Nebenwirkungen. Die regelmässige Einnahme grosser Mengen MDMA ist neurotoxisch und vergrössert die Wahrscheinlichkeit irreparabler Hirnschäden.
Lustige und gefährliche Verführungen
Spongebob, der gelbe Schwamm aus dem Meer ist nicht nur der Star in einer Kinderserie, sondern auch ein Pillen-Motiv. Und gefährlich ist jene allemal: 146,9 Milligramm MDMA enthält diese Pille.
Spongebob hat auch ein Haustier, das Gary heisst und eine miauende Schnecke ist. Und auch diese Figur haben Drogen-Hersteller als Modell für eine Ecstasy-Pille verwendet. Sie ist mit 125,4 Milligramm MDMA hochdosiert.
Der unglaubliche, grüne Hulk; Diese Pille entspricht ihrem Aussehen. Sie ist so stark wie die Marvel-Figur Hulk. Mit 239,5 Milligramm MDMA ist sie hochdosiert.
Das aus der Muppet-Show bekannte Krümelmonster gibt es als Ecstasy-Pille und steht ebenfalls auf der Pillenwarnliste. Ihr Inhalt wurde auf 122,6 Milligramm MDMA getestet.
Auch Super-Mario nicht davon verschohnt: 150,9 Milligramm MDMA enthält eine blaue Super-Mario-Pille und ist somit hochdosiert.
Diese Pille mit dem Homer-Simpon-Motiv enthält kein MDMA, dafür 8,7 Milligramm 2C-B. Das ist ein halluzinogenes Meskalinderivat, das bereits in kleinen Mengen psychoaktiv wirkt. Ab 10 Milligramm stellt sich eine solche Wirkung ein. Sie kann zur psychischen Überforderung führen. Bei 2C-B besteht zusätzlich die Gefahr, dass sich die volle Wirkung erst nach 60 Minuten entfaltet und deswegen nachdosiert und zu viel eingenommen wird.
Eine rosarote Teddybär-Pille sieht zwar niedlich aus, ist aber eine hochdosierte Ecstasy-Pille. Sie enthält 130,3 Milligramm MDMA, ab über 120 Milligramm kann es gefährlich werden.
Lego-Steine kennen wir noch aus unserer Kindheit. Sie dienten unbekannten Herstellern als Vorlage für ebendiese Ecstasy-Pille, die 176 Milligramm MDMA enthält und damit den maximalen Höchstwert von 120 Milligramm erheblich überschreitet.
Auch der Instant-Messaging-Dienst Snapchat dient als Vorlage für eine Ecstasy-Pille und steht auf der Warnliste. In der hochdosierten Pille sind 176,6 Milligramm MDMA drin.
Der kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar ist Motiv einer Ecstasy-Pille, was für ein Zufall. Mit 140,3 Milligramm MDMA ist sie hochdosiert und gefährlich, obwohl sie hellrosa ist.
In Deutschland und Grossbritannien machen seit dem Sommer 2016 Trump-Pillen die Runde. Sie werden, so heisst es, in Holland hergestellt und sind hochdosiert. Die Pillen werden unter anderem im Darknet unter dem Slogan «Trump makes partying great again» (Trump macht das Partyfeiern wieder grossartig) angeboten.
Tijana Nikolic