Frauen, die allein joggen gehen, tragen Gegenstände auf sich, um sich vor möglichen Übergriffen zu schützen. Expertinnen raten eher zu Selbstverteidigungskursen
Kürzlich stand ein Mann vor Gericht, weil er im Berner Bremgartenwald eine Joggerin überfallen hatte und sie vergewaltigen wollte. Ein weiterer wurde vor einem Jahr verurteilt, weil er in Uster mehrere Läuferinnen belästigt und ebenfalls fast vergewaltigt hatte. Auf Twitter verdeutlicht nun ein Beitrag der US-Drehbuchautorin Amanda Deibert, wie unsicher sich Joggerinnen wirklich fühlen. Sie schreibt: «Eine Bekannte aus meiner Mama-Gruppe hat einen Online-Diskussionsfaden, in dem Frauen sich darüber austauschen, wie sie sich schützen, wenn sie allein joggen gehen.»
Die Liste von Gegenständen ist lang
Der Tweet wurde über 60’000-mal gelikt und gut 15’000-mal geteilt. Hunderte berichten über ihre Erfahrungen beim Laufen ohne Begleitung. Pfeffersprays, Stecknadeln, Schlüsselanhänger mit Alarmknopf und kleine Messer: Die Liste von Gegenständen, die Frauen auf ihre Jogging-Runde mitnehmen, ist lang. Das mulmige Gefühl weiblicher Läuferinnen ist weitverbreitet. In Jogging-Foren finden sich zahlreiche Beiträge, in denen Frauen ihre Angst beschreiben und sich Tipps geben.
«Eine gewisse Nervosität ist wohl nicht schlecht»
Eine Frau, die fast täglich im Freien trainiert und läuft, ist die Personaltrainerin und Fitness-Motivatorin Claudia von «Claudias Movement». Zwar sei sie noch nie von einem Unbekannten angesprochen oder belästigt worden, ein leicht unbehagliches Gefühl sei ihr aber gut bekannt: «Eine gewisse Nervosität ist wohl nicht schlecht, wenn man allein im Wald läuft, damit man sich nicht zu leichtsinnig verhält. Gleichzeitig sollte man als Frau aber für sich selber stark sein wollen und wissen, wie man sich notfalls wehren kann.»
In der Stadt fühle sie sich sicherer als auf dem Land, so Claudia. Seit sie in Zürich lebe, kenne sie vielen Joggingrouten, die beleuchtet und nur selten menschenleer seien. Joggerinnen, die auf dem Land lebten, sollten auf dunkle Kleidung verzichten und im Dunkeln eine Stirnlampe tragen. Auf unheimlichen Streckenabschnitten könne man nötigenfalls jemanden anrufen.
Selbstverteidigungskurse sehr empfohlen
Sie habe beim Joggen meist eine kleine Pfeife dabei. Mit dieser könne sie sich im Notfall bemerkbar machen, würde sie etwa ungewöhnliche Geräusche hören. Weiter hat Claudia mit einem Selbstverteidigungskurs gute Erfahrungen gemacht. «Wenn sich tatsächlich mal ein Fremder nähert, sind wahrscheinlich viele vor Schreck versteinert. Im Kurs lernst du genau, wie du dich wehren kannst. Das nimmt die Hemmung, bei echter Gefahr eben auch zuzuschlagen.» Zudem werde das Selbstbewusstsein gefördert.
«Alles, was das Sicherheitsgefühl erhöhe, sei schon mal gut.»
Auch Corina Elmer, Geschäftsleiterin der Frauenberatung «sexuelle Gewalt» verweist neben Pfeifen oder Alarmen auf Selbstverteidigungs-kurse. Dort finde unter anderem eine Auseinandersetzung mit den Angstgefühlen sowie effektiven Gegenstrategien statt. «Frauen sollen sich beim Joggen nicht einschränken lassen, sondern das Risiko minimieren.» Grundsätzlich gelte: Alles, was das Sicherheitsgefühl erhöhe, sei schon mal gut. Generell sei es sicherer, mindestens zu zweit laufen zu gehen. Sei das nicht möglich, rät Elmer: «Frau sollte das Handy mitnehmen und Angehörige darüber informieren, wo genau und wie lange sie joggen geht. Zudem sollte man nicht zu abgelegene Strecken wählen.» Vermeidungsstrategien seien zwar bedauerlich, dennoch sei es bei grosser Unsicherheit sinnvoll, auf einer Finnenbahn oder im Fitnessstudio zu trainieren.
Man ist nie 100% sicher
Elmer weist schliesslich darauf hin, dass all diese Vorsichtsmassnahmen leider nicht unbedingt vor jeglicher sexueller Gewalt schützen würden: «Noch immer passieren weit mehr schwere Übergriffe an privaten Orten. In rund 70 Prozent aller unserer Fälle ist das Opfer mit dem Täter bekannt, häufig ist es gar der Partner oder der Ex-Freund.» Zudem sei es unumgänglich, gewaltfördernde Strukturen zu verändern – etwa durch politische Arbeit.
T.N.
1 commento
Hey, Wenn ich alleine Laufen gehen möchte, fühle ich mich oft sehr unsicher. Zu oft habe ich schon von Angriffen auf Läuferinnen gehört. Weil ich dennoch nicht auf meine geliebte Sporteinheit verzichten möchte, lasse ich mich unterwegs einfach mit KommGutHeim digital von vertrauten Personen begleiten. Diesen und viele weitere praktische Tipps, um meine Sicherheit beim Laufen zu erhöhen, habe ich in diesem Artikel gefunden: https://www.kommgutheim.com/tips/5-tipps-fuer-mehr-sicherheit-beim-joggen.