Die Philosophische Fakultät der Universität Freiburg hat dem Komiker massimo rocchi die ehrendoktorwürde verliehen.
Sein ausgeprägter Sinn für Humor, sein Feingefühl für die Mentalitäten eines Landes und seine eigene Geschichte machten ihn zu einem würdigen Vertreter der Philosophischen Fakultät. Der gebürtige Italiener lebt und arbeitet seit Jahren in der Schweiz und karrikiert liebevoll die Eigenheiten des Landes und seiner Bewohner. Rocchi sei interdisziplinär, mehrsprachig und stelle den Menschen ins Zentrum, begründete die Universität Freiburg am Dienstag anlässlich ihres Dies Academicus ihren Entscheid. Grössere Bekanntheit erlangte der Bühnenkünstler in der Schweiz Mitte der 1990-er Jahre mit seinem Programm «Äua». Es folgten «Circo Massimo» und «rocCHipedia». 2003 zog er mit den Zirkus Knie durchs Land. Rocchi studierte in Italien Theaterwissenschaften. Sein Handwerk lernte er anschliessend im Unterricht bei Etienne Decroux und an der Ecole Internationale Marcel Marceau in Paris. Der selbsternannte «Svitaliano» hat bereits zahlreiche Preise und Ehrungen erhalten, darunter den Salzburger Stier, den Deutschen Kleinkunstpreis oder den Schweizer Kabarett-preis «Cornichon». <Äua>: Erinnerungen an die Jungen am Stand, die Mama, die Grossmutter, die Tanten und die ewige Fürsorge. Es ist kein Wunder, dass er nur die Mutterspache kennt -denn der Vater kommt einfach nicht zu Wort. Doch Massimo zieht aus in die Welt, immer mehr betrügt seine Muttersprache mit den Fremdsprachen denen er begegnet. Schnell jagt er durch die Stationen seines Werdegangs: Française de France, wo die Vokale das Kamasutra lieben, Hochdeutsch -wohlgemerkt das erste Mal in Stuttgart vernommen -bleibt Rocchi schliesslich in Bern hängen und Berndüütsch wird zu seiner grossen Liebe. Massimo schaut den Landsleuten genau auf den Mund und lässt den Zuschauer teilhaben an seiner grossen Odyssee durch das wirre Dickicht von Sprachen und Dialekten. <Circo Massimo>: Mit “Circo Massimo” pendelt Massimo Rocchi zwischen Rom, Brüssel und Albisgüetli. Der italienisch-europäische Schweizer mit Doppelpass, geht auf die Suche nach seiner Identität. Er führt uns durch seine beiden Welten, ist Italiano con “Gschpüri” und Schweizer mit “Spontaneità”. Mit dem Publikum und vor allem mit sich selber – fast wie Gollum, das gespaltene Wesen aus “Herr der Ringe”, zumal sich Massimo Rocchi ähnlich sieht. Zwei Identitäten, die er nicht einfach so abtun mag. Aus Ich und die Anderen ist gewissermassen ein Ich und Ich geworden – mit all seinen Konsequenzen. Der Schweizer in ihm liest beim Frühstück die Zeitung, wenn der Italiener gerade nach Hause kommt. Und während der Schweizer überlegt, was wäre, im Falle, dass, antwortet der Italiener, bevor er die Frage gehört hat. Diese Dualität, gepaart mit einer unvergleichlichen Beobachtungsgabe, erlaubt es dem Künstler, hinter die Dinge zu blicken. Scheinbar Alltägliches entpuppt sich in „Circo Massimo“ als Kuriosum. Wo nötig, setzt der Sprachjongleur seine bei Marcel Marceau erworbenen Fähigkeiten als Pantomime ein. Gestik und Mimik spielen eine wesentliche Rolle. Umso mehr, als der Gewinner zahlreicher Preise (u.a. Salzburger Stier, Deutscher Kleinkunstpreis, Swiss Award) ausser den beiden Reisepässen keinerlei Hilfsmittel verwendet, ganz nach dem Motto seiner Lehrmeister: „Komm mit nichts, damit du alles spielen kannst.“ Etwa den deutschen Torwart Oliver Kahn, das Kamel Suleika oder Bundesrat Blocher. Doch politischer Kabarettist ist Massimo Rocchi deswegen nicht. <rocCHipedia>: Massimo Rocchi ist jetzt Schweizer. Der gebürtige Italiener hat seine neue Heimat gründlich studiert, er ist eingetaucht in die Eigentümlichkeiten der Eidgenossen und hat dabei eine umfassende Schweiz-Enzyklopädie frei nach Rocchi erschaffen. Er berichtet uns von der Entstehung der Schweizer Alpen, den Urahnen und Urkantonen, den Kriegen der alten Eidgenossen und deren Aufstieg zu den ersten Bodyguards Europas. Massimo weiss, was Calvin und Zwingli aus ihren Kelchen tranken, wie die Konkordanz entstand und was das überhaupt ist und er erklärt warum gewisse Bundesräte 500 Jahre zu spät geboren wurden. Massimo Rocchi kennt alle Fakten, deckt die Hintergründe auf und analysiert jeden Hintersinn, denn eines ist ihm klar: Will man sich selbst verstehen, bleibt nur der Blick zurück. Rocchipedia ist eine Geschichtsstunde der etwas anderen Art mit modernsten, didaktischen und pädagogischen Methoden. Jede Aufführung wird frisch überarbeitet, auf strengste Schweizer Qualität kontrolliert und auf neueste Erkenntnisse der helvetischen Forschung aktualisiert.
Tijana nikolic