Das wichtigste kirchliche (Familien-)Fest, das in der ganzen Schweiz gefeiert wird, findet an Weihnachten statt.
Die Adventszeit, die vier Wochen vor dem Heiligen Abend beginnt, dient eigentlich der Besinnung im Hinblick auf die Geburt Christi. Um den Kindern das Warten auf das Weihnachtsfest in dieser Zeit etwas angenehmer zu gestalten, gibt es Adventskalender mit 24 Fenstern, hinter denen sich Überraschungen – oft sind es Szenen aus der Weihnachtszeit – verbergen. Vom ersten bis 24. Dezember können die Kinder jeden Tag ein solches Fenster öffnen. Diese Kalender, die auch aus einer nummerierten Reihe von kleinen Geschenken bestehen können, gehören ebenso zur Adventszeit wie die Adventskränze, auf die vier Kerzen gesteckt sind. Am 1. Adventssonntag wird eine Kerze angezündet, am zweiten zwei, am dritten drei und kurz vor Weihnachten brennen dann alle vier Kerzen dieses Kranzes. St. Nikolaus Am 6. Dezember wird der Tag des St. Nikolaus (“Samichlaus” in der Deutschschweiz) gefeiert. Dies ist vor allem ein Fest für die Kinder. In katholischen Gegenden wird die bescherende Bischofsfigur von einem strafenden Knecht (Schmutzli, Butzli, père fouettard) begleitet. In reformierten Gebieten ist St.Nikolaus als alter, in einen Kapuzenmantel gekleideter Mann mit einem langen Bart und einer Rute bekannt. Samichlaus und Schmutzli kommen am Abend zu den Kindern nach Hause (wenn sie von den Eltern aufgeboten worden sind), besuchen Schulen und Kindergärten und tragen einen Sack voller Nüsse, Mandarinen, Lebkuchen und anderer Leckerbissen mit sich. Die Kinder üben für diesen Tag spezielle Samichlaus-Sprüche, die sie dann aufsagen und dafür mit den Leckereien belohnt werden. Weibliche Pendants zum Samichlaus gibt es im italienischsprachigen Tessin (Befana) und in der französischsprachigen Westschweiz (Chauche-vieille). Das Chlausjage, ein nächtlicher Lärmbrauch kurz vor dem St. Nikolaus-Tag, am 6. Dezember, ist in verschiedenen Dörfern am Vierwaldstättersee Tradition, aber in Küssnacht am Rigi besonders berühmt. Dort lässt sich der Brauch bereits 1732 nachweisen. Die Klausbräuche konzentrieren sich auf den Vorabend des Nikolausentags, beginnen aber im Glarnerland bereits Ende November und enden im Appenzeller Hinterland anfangs Januar. Heiligabend, der Abend des 24. Dezember gehört in den meisten christlichen Haushalten der Familie. Neben dem gemeinsamen Essen und Singen von Weihnachtsliedern ist vor allem für die Kinder das Verteilen der Geschenke an dieser Feier ganz wichtig. Ebenfalls zum Fest gehört ein mit Kugeln und Wachskerzen (elektrische Kerzen haben sich in der Schweiz nicht durchgesetzt) geschmückter Weihnachtsbaum. Nach der Feier im familiären Kreis ist es vielerorts Brauch, gemeinsam die Mitternachtsmesse (in katholischen Kirchen) oder den Mitternachtsgottesdienst (in protestantischen Kirchen) zu besuchen. Viele Menschen, die sonst ihren Glauben vorwiegend ausserhalb der Kirchen leben, sind am Heiligen Abend in der Kirche anzutreffen. Dank ihrer Mehrsprachigkeit und ihrer Lage im Zentrum Europas verfügt die Schweiz über eine reiche Überlieferung von Weihnachtsliedern. Zum eigentlichen Weihnachtsfest gehören dann meistens ein geschmückter Weihnachtsbaum, ein gutes Essen im Familien-oder Freundeskreis, das Austauschen von Geschenken und mancher Orts auch das Singen von Weihnachtsliedern sowie das Vorlesen der Weihnachtsgeschichte. Beim Konzil von Nicäa im Jahr 325 wurde die Geburt Christi auf den 25. Dezember festgelegt. Mit diesem nahe der Wintersonnenwende gelegenen Termin sollten die heidnischen Feste zur Mittwinterzeit in den Schatten gestellt werden. Das zunächst rein kirchliche Christfest entwickelte sich nach und nach zur Familienfeier mit dem Weihnachtsessen als Höhepunkt. Die traditionelle Bescherung und der Lichterbaum verbreitete sich erst im 20. Jahrhundert von den städtischen Zentren in den Dörfern.
In der Südschweiz hat sich der Christbaum in der Familie erst in den letzten Jahren verbreitet. In den meisten Tessiner Häusern wird nach altem Brauch die Krippe und eine geschmückte Tanne auf dem Dorfplatz aufgestellt. Lieder und Instrumentalmusik sind zu wichtigen Elementen des weihnächtlichen Brauchtums geworden. Neben der Hausmusik sind Kirchenkonzerte, Turmblasen, Kurrende-Singen, offene Singen und die Ständchen der Heilsarmee schon in der Adventszeit beliebt. Sie dienen häufig guten Werken, deren finanzielle Unterstützung immer mehr den Austausch von persönlichen Geschenken ersetzt. Wussten Sie: 83 % der Schweizerinnen und Schweizer mögen Weihnachten. 71 % feiern zu Hause und das an Heiligabend (80 %) und am 1. Weihnachtstag (58 %). Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Werbeagentur Jung von Matt/ Limmat. Das Festmahl darf variieren: Über 50 % schätzen aber ein gutes Stück Fleisch auf dem Teller. 58 % geben an, dass sie sich über Weihnachten stets überessen. Der Baum ist gemäss Umfrage meist mit Kugeln in den Farben Gold, Silber und Rot geschmückt. Lieder singen nur 43 %. Am beliebtesten sind die Titel “Stille Nacht” (70 %), “Oh du Fröhliche” (57 %) und “Oh Tannenbaum” (39 %). Na dann, frohe Weihnachten!
TIJANA NIKOLIC