Die Astrologen lagen mit ihren Prognosen für das Jahr 2013 meistens daneben und stocherten im Sternennebel. Wird es dieses Jahr besser ausfallen?
Nachdem sie schon 2012 mit ihren Prognosen daneben lagen, wagten die Astrologen für 2013 kaum mehr genaue Vorhersagen. Aber auch dies führte nicht zu einer höheren Trefferquote. Die Sterne haben den Astrologen letztes Jahr kein Glück gebracht. Wie schon früher erlebten sie mit ihren Prognosen für 2013 Pleiten und Pannen. Monica Kissling alias Madame Etoile und Claude Weiss, die bekanntesten Schweizer Sterndeuter, können sich damit trösten, dass auch ihre ausländischen Kollegen durchwegs im Sternennebel stocherten. Da sie schon in früheren Jahren Fehlprognosen am Laufmeter produzierten, wagten sie für 2013 kaum mehr genaue Vorhersagen.
Wie schwammig ihre Prognosen ausfielen, zeigte Madame Etoile mit folgender Aussage auf SRF 3: «Während 2012 zahlreiche Konstellationen auf Verzögerungen und Rückschläge hinwiesen, dürfte es im neuen Jahr gelingen, eine solide Basis zu legen, damit globale Krisen bis 2015 gelöst werden können.» Monica Kissling fragte sich, ob der bilaterale Weg am Ende sei. «Möglich, aber nicht zwingend», sagte sie. Nicht besser erging es Claude Weiss, Gründer von Astrodata. In einem Interview sagte er vor gut einem Jahr, es sei theoretisch möglich, dass wir in einigen Monaten ein Tief bei der Wirtschaft und den Börsen hätten. Eine Aussage, die im Dezember 2012 auf der Hand lag, aber bis heute nicht eingetroffen ist. Die deutsche Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (Gwup) hat die Vorhersagen von 50 Auguren ausgewertet. Es ereigneten sich weder die prophezeiten Stromausfälle durch Gammablitze noch ein zweiter Atomunfall in Japan. Die Gilde der Astrologen und Wahrsager habe mit ihren Prognosen für 2013 «auf ganzer Linie versagt».
Das Ableiten von Schicksalen und Charakteren aus Himmelskörperkonstellationen hält sich – obschon wissenschaftlich haltlos – hartnäckig; Horoskope als metaphysische Placebos sind beliebt. Einen besonders prominenten Platz räumt dieser speziellen «Form des Aberglaubens» (Einstein) ausgerechnet das sonst auf Nüchternheit und Faktentreue so bedachte und stolze Schweizer Radio DRS ein. Als eine Art «Wetterbericht» sei ihre Sendung zu verstehen, erklärt Kissling. «Eine kollektive Einschätzung ist möglich, weil wir alle unter demselben Sternenhimmel leben.» Kissling gibt zu, dass die Astrologie wissenschaftlich nicht fundiert ist, betont aber: «Wie bei der Homöopathie kommt es allein auf die Erfahrungswerte und die seriöse Arbeit der Beteiligten an.» Bedenklicher als Kisslings astrologisches Selbstbewusstsein ist, dass die Radiomacher von DRS nicht zu wissen scheinen, mit welchem Recht sie «Madame Etoile» seit Jahren schon im Programm haben. Kisslings Sendung gehöre zum Service public, erklärt Sprecher Marco Meroni auf Anfrage. «Der in der Konzession für die SRG definierte Leistungsauftrag sieht neben News und Serviceangeboten auch Unterhaltung vor», sagt Meroni. Denn dank Kissling «erhalten unsere Hörerinnen und Hörer die wichtigsten Informationen rund um die Sterne für die nächsten paar Tage», sagt Meroni. Kissling sei glaubwürdig, geniesse sie doch in der hiesigen Astrologenszene grosses Ansehen. Eine wirre Argumentation: Einerseits wagen es die Radiomacher nicht, «Madame Etoile» als seriöse Informationssendung einzustufen. Um die Sendung dennoch als Service-public-Format legitimieren zu können, verpasst ihr DRS 3 das Etikett «Unterhaltung».
Da dies aber dem Astrologieverständnis von Kissling und ihren Fans widerspricht, bemühen die Verantwortlichen nichtsdestotrotz Begriffe wie «Glaubwürdigkeit» und «Information». Astrologiegegnern soll der Eindruck eines etwas kruden, halbironischen Psychotalks vermittelt werden, Astrologieanhänger anderseits sollen «Madame Etoile» als Sternen-«Meteo» schätzen können.