Gegen das Importverbot der Tiere wollen die Betreiber nicht kämpfen – erheben aber Ansprüche in Bern
Ein Jungtier hat die Geschlechtsreife erreicht, es droht Inzest. Das siebenjährige Männchen Angel ist bald geschlechtsreif und wird sich deshalb mit der Mutter Chicky paaren wollen, dem letzten verbleibenden Weibchen. Angel soll deshalb bis Jahresende ein neues Zuhause finden. «Das bedeutet das Ende des Delfinariums. Wir werden es wahrscheinlich nach dieser Saison schliessen müssen.» Ein Referendum gegen das kürzlich beschlossene Importverbot von Delfinen wird es definitiv nicht geben. Das bestätigt Connyland-Geschäftsführer auf Anfrage der Zeitung «Der Sonntag». Zwar würden sie genügend Unterschriften zusammenbringen, ist er überzeugt.
Doch der Abstimmungskampf wäre ohne Partner zu kostspielig. Das Connyland versucht das Delfinarium mit einer weiteren Attraktion zu ersetzen. Favorit ist zurzeit der Bau einer neuen Achterbahn, anstelle der Lagune. Mit der 2010 eröffneten Cobra konnte das Connyland bereits ein jüngeres, erlebnisorientiertes Publikum anlocken. Das erhofft sich Brandenberger auch durch eine neue Bahn. Auch für den einjährigen Delfin Secret soll ein neues Zuhause gefunden werden. Doch hier will das Connyland sich Zeit lassen. «Bevor ein Delfin zwei Jahre alt ist, sollte man ihn nicht transportieren», sagt Brandenberger.
Der finanzielle Aspekt steht laut Brandenberger im Hintergrund – obwohl ein Delfin zwischen 100’000 und 300’000 Franken einbringen kann. «Lieber geben wir unsere Delfine an einen Ort, an dem sie sich wohl fühlen.» Geld will das Connyland aber vom Bund. «Wir wurden durch das Verbot enteignet und haben deshalb Anrecht auf eine angemessene Entschädigung.»
Die Besucher des Connyland haben kein Verständnis für das Delfin-Verbot
An der blauen Lagune ist man sich einig: Den Delfinen geht es hier gut. «Ich sehe sie immer nur lächeln», sagt Silvia Moser, die mit Mann und Enkeln aus dem Berner Oberland ins Conny-Land, im thurgauischen Lipperswil, gereist ist. Sie sagt: «Wir wollen unseren Enkeln die Delfine zeigen, solange sie noch hier sind.» Am letzten Dienstag hat der Nationalrat ein Importverbot für Wale und Delfine beschlossen. Am Freitag dann der Alarm, ein aufgeregter Brandenberger sagt der «SonntagsZeitung»: «Angel produziert bereits Sperma!» Der Ärger über das Parlament und «diese angeblichen Tierschützer» ist gross. Brandenberger wettert: «Jetzt müssen wir Angel Medikamente geben, das haben die jetzt davon – es ist zum Davonseckeln.» Seine Wut richtet sich vor allem gegen Daniel Jositsch, SP-Nationalrat und Sprecher der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur, die das Importverbot unterstützte. «Haarsträubend, wie dieser Professor argumentiert hat», schimpft Brandenberger.
Jositsch operiere mit Unwahrheiten, er ist überzeugt: «Das ist erst der Anfang, Jositsch will die Haltung aller Wildtiere verbieten.» Er prophezeit: «Als Nächstes wird auf Elefanten geschossen.» Nationalrat Jositsch bestreitet das: «Delfine sind anders als andere Wildtiere. Elefanten oder Löwen können artgerecht gehalten werden. Das Meer aber kann man nicht simulieren.» Jositsch stellt klar: «Es geht einzig und alleine um das Importverbot von Walen und Delfinen. Ein Verbot für Elefanten, Löwen oder Giraffen ist absolut nicht die Absicht des Nationalrates.»
Trotz dieser Beteuerungen, das Delfin-Verbot löst bei den Zoos Unbehagen aus. Peter Dollinger, Geschäftsführer des Vereins Zoo Schweiz, sagt: «Es ist zu befürchten, dass versucht wird, das Gesetz auf andere Tierarten auszuweiten.» Es existiere in Europa eine Tierrechtlerszene, welche die Zoos verbieten wolle. Dollinger glaubt, dass nach diesem «Anfangserfolg» weitere Forderungen nach Haltungsverboten folgen werden. Auch Alex Rübel, Direktor des Zoos Zürich, findet das Verbot falsch. Das Delfinarium müsse aber geprüft und aus Sicht der Tiere beurteilt werden. Immer wieder geriet die Delfin-Haltung im Conny-Land in die Kritik, zuletzt im November, als die zwei Delfine Shadow und Chelmers unter noch ungeklärten Umständen starben.
Rübel war noch nie im Conny-Land, ob Delfinarium oder Zoo, er ist der Ansicht: «Wer Wildtiere hält, muss über sie aufklären.» Es sei wichtig, dass Kinder direkten Kontakt zu Tieren aufnehmen, der Fernseher ersetze den lebenden Elefanten nicht, «man muss ihn riechen können».
Tijana Nikolic