Das Forschungsteam von gfs.bern hat eine Studie über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Jugendlichen aus der Schweiz, Brasilien und den USA veröffentlicht. Die 13-21-Jährigen wurden zu den Themen „Glauben“, „Umweltaffinität“, „soziales und politisches Engagement“ und die „wirtschaftliche Orientierung“ befragt.
Ein zentraler Punkt für alle Jugendlichen waren klassische Werte des Zusammenlebens, wie Treue, Ehrlichkeit, Respekt oder Toleranz. Es gibt aber auch Wertunterschiede, während in Brasilien kommt die starke Erfolgsorientierung mit einem sozialen Gewissen zusammenkommt, ist der Konsum in den USA sehr wichtig. Dort herrscht hingegen eine Verunsicherunggegenüber der Wirtschaft. Die Schweizer Jugend verspürt eine Bedrohung aus dem Ausland, während allgemein eher Sorglosigkeit herrscht. Weiterhin wurden die Jugendlichen zum Thema „Politik“ befragt. Problemlagen werden in allen drei Ländern wahrgenommen, jedoch besteht in keinem der Länder eine eigentliche Politisierung. Brasilien bietet da ein extremes Gegenbeispiel zu der Schweiz. Die Jugendlichen in Brasilien sind in Bezug auf die Regierung und das Ansehen des Landes sehr kritisch, ausserdem benennen sie Korruption als wichtigstes Problem. Sie verspüren am stärksten das Bedürfnis einer Reform und weisen daher am ehesten auf ein revolutionäres Potenzial hin. Die Schweizer Jugend hingegen vertraut der Regierung und ist allgemein sehr zufrieden und stolz auf ihr Land. Über Generationen hat sich aber die Sorge der Migration und Migrationspolitik hingehalten. Die Aussagen der Jugendlichen in den USA liegen zwischen dem Schweizer Optimismus und den brasilianischen Bedenken. Ein weiterer wichtiger Punkt war auch das Thema „Religion“. In allen drei Ländern dominiert die christliche Kirche, in der Schweiz und in Brasilien ist es die römisch-katholische Kirche, in den USA sind es protestantische Kirchen. Die katholische Kultur dringt am meisten in Brasilien durch, dies zieht auch eine hohe Solidaritätsbereitschaft nach sich. In der Schweiz hingegen fehlt das aktive katholische Milieu weitgehend, die Schweizer Jugendlichen praktizieren den Glauben insgesamt am schwächsten.
Amerika ist gespalten in Jugendliche, die sehr gläubig, religiös aktiv und in der Mehrheit sind, und solche, die überzeugt das Gegenteil leben. Das religiöse Profil der Schweizer Jugend liegt näher bei dem der amerikanischen Jugend, als bei dem der brasilianischen. In allen drei Ländern gehen die Jugendlichen von einer zukünftigen Konfliktintensivierung aus. In Brasilien und in der Schweiz finden Mehrheiten der Jugend, religiöse Minderheiten hätten sich den Landessitten anzupassen, nicht so in Amerika. Das liberale Gesellschaftsverständnis Amerikas kommt auch in diesem Punkt zum tragen. Ausserdem wurden die Jugendlichen zum Thema „Wirtschaft“ befragt. Eine starke wirtschaftliche Orientierung zeigt sich für die brasilianische Jugend, sie ist stark auf Wohlstand, Materialismus und Karriere ausgelegt. Tendenziell werden in Amerika und in der Schweiz diese Grössen weniger stark gewichtet. Bei den Jugendlichen in den USA nimmt die materielle Orientierung zurzeit eher zu, in der Schweiz hingegen trifft dies nicht zu. Natürlich wurden die Jugendlichen auch zum Thema „Soziale Netzwerke“ befragt. Das Internet und mobile Kommunikation ganz allgemein sind für Jugendliche aller drei Länder eine Realität, mit der sie aufgewachsen sind und heute leben. Die Schweizer Jugend informiert sich im Netz hauptsächlich über Politik, Wirtschaft, Sport und Wetter. Die amerikanische Jugend nutzt das Internet eher für konsum- und freizeitorientierte Interessen. Brasilianische Jugendliche haben hingegen ein sehr breites Mediennutzen. An diesem Punkt muss man dann auch auf Facebook zu sprechen kommen. Rund 90% der amerikanischen Jugendlichen sind Mitglieder des sozialen Netzwerkes, wobei sie stark glauben, dass Facebook die Welt verändern könne, jedoch haben die amerikanischen Jugendlichen am häufigsten schlechte Erfahrungen mit dieser Plattform gemacht. In Brasilien sind 79% der Jugendlichen Mitglieder von Facebook, sie befürchten am wenigsten, dass ihre Daten in falsche Hände geraten könnten. In der Schweiz sind 87% der Jugendlichen auf Facebook zu finden, dort herrscht auch die grösste Skepsis. Hier wird klar, Facebook ist eines der wichtigsten Kommunikationsmitteln unter Jugendlichen, das Mobiltelefon ist aber auch 2011 wieder das wichtigste Kommunikationsmittel der Jugendlichen. M.S. “Auszüge aus der Forschungsarbeit von gfs.bern”