Ausländische Arbeitskräfte finden Schweizer unfreundlich und sie kritisieren die Arbeitsbedingungen. Das zeigt eine neue Studie zu Expats
Die Schweiz wird bei ausländischen Arbeitern immer unbeliebter. Laut der neusten Studie von Internations verliert die Schweiz weitere 17 Plätze im Expats-Ranking und positioniert sich 2018 nur noch auf Platz 44. Angeführt wird die Studie von Bahrain und Taiwan. Auch Ländern wie Luxemburg, Rumänien oder Uganda muss die Schweiz den Vorrang geben.
Von Platz vier weit nach hinten gerutscht
18’000 Teilnehmer aus 68 Ländern wurden zu ihrer Lebenssituation im Ausland befragt. Während sich die Schweiz 2014 auf der Rangliste noch auf Platz 4 positioniert hatte, verschlechterte sich ihre Positionierung in den letzten Jahren kontinuierlich. Die meisten Negativpunkte muss die Schweiz bei den Themen zur Arbeit und zum Familienleben hinnehmen. Rund 20 Prozent der Befragten sind mit ihrem Job in der Schweiz nicht zufrieden. Ebenfalls 20 Prozent finden die Arbeitszeiten nicht gut, haben keine Work-Life-Balance und bangen um ihren Arbeitsplatz.
Negative Auswirkungen auf den Schweizer Arbeitsmarkt
Ein Studienteilnehmer aus Litauen bemängelt zum Beispiel die Anforderungen eines Arbeitgebers: «Ohne Berufserfahrung in der Schweiz ist es schwierig, auf dem Arbeitsmarkt Fuss zu fassen.» Langfristig könnten solche Faktoren negative Auswirkungen auf den Schweizer Arbeitsmarkt haben, sagt Malte Zeeck, Co-CEO von Internations: «Eine mögliche Folge für den Arbeitsmarkt könnte ein zunehmender Fachkräftemangel sein.»
Schwierig neue Freunde zu finden
Auf dem vorletzten Platz landen wir beim Punkt der Lebenshaltungskosten. Ein Teilnehmer aus Australien meint dazu: «Manche Dinge sind einfach sehr teuer, zum Beispiel die Wohnung, öffentliche Verkehrsmittel und Arztkosten.» Für die Expats ist es laut der Studie ausserdem schwierig, Anschluss in der Schweiz zu finden. Es gebe keine Willkommenskultur (Platz 61 von 68), die Bevölkerung sei unfreundlich (Platz 61 von 68), und dies führe dazu, dass es schwierig werde, neue Freunde zu finden. In letzterer Kategorie positioniert sich die Schweiz auf dem viertletzten Platz (65 von 68). Weiter wird kritisiert, dass Expats hierzulande mit sprachlichen Problemen zu kämpfen hätten, was auf die verschiedenen Dialekte zurückzuführen sein dürfte. Ein weiterer Befragter meint, es sei sehr schwierig, neue Freunde zu finden, wenn man niemanden kenne und darum nirgends hingehe.
Schweiz nicht sehr familienfreundlich
Das bisher schlechteste Ergebnis verzeichnen wir für das Familienleben im Ausland. Der wesentliche Faktor spielt dabei die Kinderbetreuung. 61 Prozent der Teilnehmer bemängeln das Angebot der Betreuung. Satte 74 Prozent finden die Kosten dafür nicht optimal. Ausserdem lässt laut der Studie das Verhalten gegenüber Familien mit Kindern zu wünschen übrig. Trotzdem gibt es auch positive Stimmen, zum Beispiel aus Brasilien: «Ich bin froh über die hohe Sicherheit meiner Familie und die guten Bildungsoptionen für mein Kind», sagt eine Studienteilnehmer.
Bleibt die Schweiz so unbeliebt?
Malte Zeeck meint, dass das Thema auf immer grösseres Interesse in der Öffentlichkeit stosse und sehr intensiv diskutiert werde. Damit die Schweiz für Expats attraktiv bleibe, müsse sie sich bewegen: «Es gibt natürlich viele Wege, dieses Problem zu lösen, beispielsweise Schulreformen oder verbesserte Arbeitsbedingungen in gewissen Industrien», sagt Zeeck.
Immerhin sind die Züge pünktlich
Gemäss der Studie planen 23 Prozent der Expats in der Schweiz einen Aufenthalt zwischen sechs Monaten und fünf Jahren. Immerhin 36 Prozent könnten sich vorstellen für immer in der Schweiz zu bleiben. In einigen Bereichen schneidet die Schweiz im internationalen Vergleich auch weiterhin hervorragend ab.
Ganz vorne spielt die Schweiz in den Bereichen Umwelt, öffentlicher Verkehr, politische Stabilität und Sicherheit mit. Die Befragten sagen dazu: «Ein Land, in dem die Züge noch pünktlich sind» oder «die Nähe zu den schönen Bergen und Seen ist super.»
T.N.