Es ist schon anstrengend, so ein Asylbewerberleben. Überfüllte Unterkunft, fades Essen und so viele Vorschriften. Aber mit etwas Anstrengung steht einem eine sonnige Zukunft bevor. Der sympathische Yosri zeigt uns jedoch auf, wie man sich lieber nicht verhalten sollte
Auf dem Solvay-Areal in Rekingen AG brannte Mitte Juli eine Lagerhalle der Swatch-Tochter Comadur. Die Uhrenzulieferin lagerte dort säckeweise Aluminiumoxid. 80 Mann waren im Einsatz. Darunter viele Miliz-Feuerwehrleute. Ein tunesischer Asylbewerber nutzte die Situation eiskalt aus: Er räumte das Portemonnaie aus, das ein Feuerwehrmann im Auto gelassen hatte. Er klaute daraus Schweizer Franken, Euro und einen Depot-Chip für Einkaufswägeli. Die Polizei fand die Beute anscheinend sehr schnell, nämlich gleich auf der anderen Strassenseite, am Rossweg, im Asylheim von Rekingen beim Tunesier Yosri Hacini (18). – Woher die Polizei das so genau wusste, ist uns leider nicht genauer bekannt.- Dieser beteuert jedoch seine Unschuld: «Ich weiss von nichts. Ich habe das Geld nicht gestohlen. Würde ich es sonst in meiner Hosentasche aufbewahren?» «Das Geld unseres Diktators ist schliesslich auch in der Schweiz», sagte der Flüchtling Hacini in Artikeln verschiedener Zeitungen. Und sinniert: «Das ist der Kapitalismus.» Dabei schaute er «verloren», «dieser 18-jährige Tunesier auf der Suche nach einem besseren Leben», schrieb eine damalige Autorin über ihren Besuch «bei den Bösewichten der Nation».
«Ich bekomme nie einen Job», sagte Hacini im Artikel. Ob er anständig bleibe oder kriminell, das spiele keine Rolle. Er werde sowieso immer wieder nach Italien abgeschoben. «Schlimm» sei es dort. Er wolle nicht zurück. Seine Flucht über Frankreich, Deutschland und Holland hörte sich für die AZ «fast wie ein Spiel an, so wie Räuber und Poli». Mit «Räuber und Poli» lag sie richtig. Mit dem «Spiel» jedoch nicht; Hacini muss sich jetzt bei der Staatsanwaltschaft Brugg-Zurzach wegen Diebstahls verantworten. «Der Tunesier bestreitet die Tat. Die Beweislage ist aber erdrückend», so Bernhard Graser, Sprecher der Aargauer Kantonspolizei. «Man fand auch den Chip bei ihm. Mit dem beschriebenen Werbeaufdruck.»
Die Dreistigkeit ging gleich weiter
Nämlich gleich zwei Tage danach, am 15. Juli. Da soll er einem Mann in Freiburg das iPhone geklaut haben. Zu seiner Verteidigung fiel Yosri H. ein, dass er das Apple-Handy für einen Kollegen zur Reparatur habe bringen wollen. Der gemeine Feuerwehr-Klau ist kein Einzelfall: Die Einbrüche etwa hätten zugenommen, gab der Rekinger Gemeinderat Ende Juni bekannt. Immer wieder führten die Spuren ins Asylheim. Die Regierung hat letzte Woche mit «Crime Stop»-Sofortmassnahmen reagiert. Die Asylunterkunft Rekingen wird jetzt nachts und am Wochenende durchgehend überwacht.
Yosri macht jedoch munter weiter
Yosri H. wurde am Mittwoch um 19.30 Uhr beim Manor in Winterthur ZH verhaftet. Er klaute dort ein Paar «Tommy Hilfiger»-Jeans im Wert von 149 Franken und einen «Levi’s»-Kapuzenpulli, der 129.90 Franken gekostet hätte. Nach der Verhaftung in Winterthur gibt Yosri zum ersten Mal einen Diebstahl zu. Ja, er habe die Hosen und den Pulli neben den Manor-Sicherheitsschranken vorbeigetragen. Seine Ausrede: Er habe die Sachen geklaut, damit er für das Fest am Ende des Ramadans neue Kleider habe. Dabei hätte Yosri H. den Bezirk Zurzach gar nicht mehr verlassen dürfen. Yosri missachtete die Verfügung, die er nicht gegenzeichnen wollte. Er erklärt das so: Er habe einen Termin in Aarau gehabt, und mit dem Zug über Baden zurückfahren wollen. Dort habe er zu lange warten müssen. Deshalb habe er über Winterthur heimfahren wollen. Das wars dann wohl vorerst für Yosri H., der sich vor den Zwischenfällen in der «Aargauer Zeitung» als Vorzeigeflüchtling «auf der Suche nach einem besseren Leben» präsentieren durfte.
Oder wie der Tunesier sagte: «Ob anständig oder kriminell, das spielt keine Rolle.» Der Richter hat ihn jetzt für längere Zeit in U-Haft gesteckt. So verlangte es die Staatsanwaltschaft in ihrem Antrag. Sie wirft dem Tunesier rechtswidrige Einreise, mehrfache Missachtung der Eingrenzung und mehrfachen Diebstahl vor. Darauf, so die Behörde, drohen dem mehrfachen Dieb 7½ Jahre Höchststrafe. Eines kann ich mir zum Schluss als Autorin dieses Textes nicht verkneifen; „Vorab, das Verhalten von Yosri ist absolut unentschuldbar und muss bestraft werden, vor allem für jemanden, der in diesem Land Asyl beantragen möchte. Ich möchte jedoch sehr gerne wissen, warum die Behörden für Vergewaltiger und Kinderschänder nie so selbstverständlich die Höchststrafe verlangen?!!“
Tijana Nikolic