Postmodernism – Zum ersten Mal wird diese Epoche in einer umfassenden Präsentation anhand von internationalen Objekten aus den Bereichen Architektur, Design, Musik und Grafik gewürdigt
Was fällt Passanten spontan zu dieser Epoche ein? ;„Bunt, schrill und ausgefallen.“ – Peter, 29, Student „Vielleicht….äähhmm…Kutschen?“ – Joel, 25, Elektromonteur „David Bowie!“ – Elena, 36, Künstlerin
Eigenständigkeit, Sinn für Freiheit und Pluralität stehen für die postmoderne Bewegung, die mit ihrer künstlerischen Vielfalt der Moderne die Stirn bot. Neue Formen, Materialien, Stile und Farben wurden für die Gestaltung eingesetzt. Das Victoria and Albert Museum London (V&A) ist das weltweit führende Museum für Kunst und Design. Mit der einzigartigen Ausstellung «Postmodernism. Style and Subversion 1970–1990» kommt das V&A ins Landesmuseum Zürich. Die Postmoderne erschütterte gewohnte Vorstellungen unserer Lebenswelt. Architekten und Designer verwarfen die gestrengen Konzepte der Moderne, welche vor allem auf Funktion und Sachlichkeit beruhten, um einer bunten und facettenreichen Vielfalt Platz zu machen. Die Ausstellung im Landesmuseum Zürich zeigt die Entwicklung der postmodernen Bewegung. Die Postmoderne ist Reaktion und Gegenbewegung auf die Orthodoxie der Moderne und gegen deren zunehmend als totalitär empfundenen Purismus. Mit der Postmoderne begannen Künstler und Gestalter Subkultur aufzuwerten. Eine neue Vielfalt von Form, Farbe, Material, Stil und Stilisierung schafft sich ihren Platz. Vermeintlich unumstössliche Wahrheiten des «Connaisseurs» werden mit Eigenständigkeit, Sinn für Freiheit und Pluralität relativiert.
Die Ausstellung gliedert sich in drei grob chronologisch geordnete Teile, in denen die wesentlichen Aspekte der Postmoderne zum Ausdruck kommen. Der erste Teil konzentriert sich weitgehend auf die Architektur. Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der Hochblüte der Postmoderne: Design, Musik, Grafik, Performance und Club-Kultur der 1980er Jahre. Der letzte Teil behandelt die Kultur der Kommerzialisierung. Die Postmoderne lässt die unterschiedlichsten ästhetische Kriterien zeitgleich gelten, bzw. sie verzichtet ganz auf richtungsweisende Kennzeichen. Ein Kriterium überlebt aber, dasjenige des kommerziellen Erfolges. Die Ausstellung endet in der Periode des wirtschaftlichen Booms und entlässt den Besucher mit diesem Paradox der Postmoderne. Auch aber mit der Aufforderung, sich selbst die heutige Relevanz der Postmoderne vor Augen zu führen – etwa beim CloudComputing oder beim Sampling.
Über 150 internationale und nationale Werke können in der 800 Quadratmeter grossen Ausstellung entdeckt werden, u.a. von Aldo Rossi, Ai Weiwei, Vivienne Westwood, Andy Warhol, Talking Heads, Ridley Scott oder Laurie Anderson. Exemplarisch für die Schweiz sind Fischli/Weiss, Mario Botta, Yello, Trix und Robert Haussmann und Pipilotti Rist. Kurator Glenn Adamson erläuterte an der Medienführung am Mittwoch seine Vorstellung der Postmoderne mit einem Bild: Die Moderne war ein transparentes Fenster in die Welt, die Postmoderne hingegen ein zerbrochener Spiegel.
Die drei thematische Hauptteile detaillierter:
• «Last Rites & First Steps» befasst sich mit dem Niedergang des Modernismus auf dem Feld der Architektur in den späten 60er und frühen 70er Jahren. Thematisiert wird hier beispielsweise der neue architektonische Umgang mit Geschichte: das historische Zitat im Entwerfen und Bauen ist nicht länger verpönt, sondern fester Bestandteil des postmodernen Programms.
• «New Wave, Strike a Pose & Style Wars» widmet sich dem Höhepunkt des Postmodernismus in Design und Musik während der 1980er Jahre. Der vorherrschende Stil in Mode, Musik und Gestaltung zeichnet sich durch grelle Farben, Überschwang, Theatralik und Hochglanz aus – ein Aspekt der Postmoderne, dem mit der bunten Neon-Beleuchtung in diesem Ausstellungsteil Tribut gezollt wird.
• «Money Rules the World» schliesslich geht auf die kommerzielle Vermarktung einst subversiver Ideen und auf den Einfluss und das Verhältnis zwischen postmoderner Kunstproduktion und der weltweiten Hochkonjunktur um 1980 ein. Zum Ende der Postmoderne zeigen sich die Protagonisten der Zeit, in den Worten Adamsons, zerrissen zwischen den Polen «Kritik» und «Mittäterschaft».
Viele Besucher würden sich noch persönlich an die Zeit erinnern und hautnah die Wirkung der Postmoderne auf ihr eigenes Leben und auf Kultur und Design spüren, wird der V&A-Direktor Martin Roth in einer Mitteilung des Landesmuseums vom Mittwoch zitiert. Der Einfluss dieser dramatischen Periode dauere bis heute an. «Mit den Kolleginnen und Kollegen in London ergab sich ein spannender fachlicher Austausch, und die Zusammenarbeit eröffnete neue Blickwinkel auf die Museumsarbeit über die Landesgrenzen hinaus. Und nicht zuletzt kommt unser Publikum in Zürich in den besonderen Genuss einer ausserordentlichen Ausstellung.» Sagte Dr. Andreas Spillmann, Direktor Schweizerisches Nationalmuseum. Das V & A ist das führende Kunst- und Designmuseum der Welt, seine Sammlungen sind an Umfang und Vielfalt einzigartig. Es wurde gegründet, um Kunst für jedermann zugänglich zu machen und britische Designer und Fabrikanten zu inspirieren. Die Sammlungen des V & A, die über 2000 Jahre menschliche Kreativität in praktisch allen Medien und aus vielen Ecken der Welt dokumentieren,sind auch heute noch eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration, der Faszination und des Wissens. www.vam.ac.uk