Wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt, könnten Frauen in weniger als 20 Jahren gleichberechtigt in den Parlamenten der Welt vertreten sein
Dies geht aus dem UN-Bericht «Frauen in der Politik – Landkarte 2014» hervorgeht. Laut der Studie, die gemeinsam von der Interparlamentarischen Union (IPU) und den UN Frauen erstellt wurde, stieg der Anteil der Frauen in Parlamenten im vergangenen Jahr um 1,5 auf 21,8 Prozent – der bislang höchste erfasste Stand aller Zeiten. IPU-Generalsekretär Anders Johnsson erklärte, vor zehn Jahren hätte er vorausgesagt, dass nicht einmal seine Kinder die Geschlechtergleichheit in den Parlamenten erleben würden, weil die Fortschritte so schleppend gewesen sein. Doch wenn die aktuelle Steigerung von 1,5 Prozent pro Jahr gehalten werde, werde man das Ziel in weniger als 20 Jahren erreichen. Im Jahr 2013 gab es den grössten Zuwachs von Frauen in der Politik in der arabischen Welt, wie Johnsson sagte. Zum einen lägen die Gründe in den geänderten politischen Verhältnissen in vielen Ländern, zum anderen in dem Druck, der vom Volk für solche Veränderungen ausgeübt werde.
Er verwies darauf, dass es in Saudiarabien mittlerweile 20 Prozent Frauen im Parlament gebe, nachdem der König eine entsprechende Quote angekündigt und weibliche Abgeordnete benannt habe. Auch Jordanien habe eine Frauenquote eingeführt. Die höchste Frauenquote gibt es laut dem Bericht im Unterhaus von Ruanda mit 63,8 Prozent. Ganz unten stehen Mikronesien, Palau, Katar und Vanuatu, wo überhaupt keine Frau im Parlament vertreten ist. Die Schweiz liegt in der Parlaments-Rangliste auf Platz 34 – mit einem Frauenanteil von 31 Prozent am Stichtag 1. Januar 2014. Bei der Regierung reichte der Frauenanteil dagegen für einen Platz unter den ersten zehn Ländern. Mit einem Anteil von 42,9 landete die Schweiz auf Rang 9. Auch die Zahl der weiblichen Minister stieg deutlich – von 14,3 Prozent im Jahr 2005 auf mittlerweile 17,2 Prozent. Dabei besetzen Frauen laut dem Bericht immer häufiger auch andere Ressorts als Gesundheit, Familie und Frauenfragen. So gibt es mittlerweile weltweit 14 Verteidigungsministerinnen, so viele wie noch nie. Die Zahl der Ministerinnen für Äusseres und internationale Beziehungen sei auf 45 gestiegen. Dagegen habe es einen leichten Rückgang bei den Staats- und Regierungschefinnen gegeben – von 19 auf 18. «Mehr Frauen sind mittlerweile in der Politik und beeinflussen die politische Agenda auf den höheren Ebenen – wenn auch nicht auf der höchsten Ebene», sagte Johnsson.
John Hendra, stellvertretender Direktor der Organisation UN Frauen, verwies darauf, dass Frauen noch immer zahlreiche Hürden überwinden müssten, um politisch erfolgreich zu werden – darunter Vorurteile, kulturelle Einstellungen oder etwa mangelhafte finanzielle Unterstützung. Um die Zahl von Frauen in den Parlamenten zu erhöhen, hätten sich einige Sondermassnahmen ausgezahlt, sagte er und nannte Quoten, reservierte Parlamentssitze und freiwillige Selbstverpflichtungen von Parteien, den Anteil von Frauen zu erhöhen.