Für Medikamente müssen Schweizer weniger tief in die Tasche greifen. Die rund 250 umsatzstärksten patentgeschützten Originalpräparate der Spezialitätenliste waren im Durchschnitt 9 Prozent teurer als im vergleichbaren Ausland
Ausgangslage ist einer vom Bundesamt für Gesundheit angewendeter Wechselkurs von CHF/EUR 1.09. Mit einem aktuelleren Wechselkurs von CHF/EUR 1.14 lag der Preisunterschied bei 6 Prozent, wie der von Interpharma am Donnerstag vorgestellte aktuelle Preisvergleich zeigt. Beim letzten Preisvergleich im September 2016 waren die patentgeschützten Medikamente bei einem Wechselkurs von 1.07 CHF/EUR noch 14 Prozent teurer als im Durchschnitt der Vergleichsländer. Der Preisunterschied hat sich also verringert. Grund dafür ist laut Interpharma neben Wechselkursveränderungen insbesondere die Preisüberprüfungsrunde vom letzten Jahr, mit der die Preise von über 400 Arzneimitteln reduziert wurden.
«Schmerzhafte Einbussen für die Pharmafirmen»
«Mit der Preissenkungsrunde 2017 wurden Einsparungen in Höhe von 190 Millionen Franken verfügt, was für die Pharmafirmen schmerzhafte Umsatzeinbussen bedeutet», sagt René Buholzer, Geschäftsführer von Interpharma. Zusätzlich seien durch weitere Preissenkungen nochmals Einsparungen in Höhe von 105 Millionen Franken angefallen. «Dies widerspiegelt sich im kleiner gewordenen Preisunterschied zum Länderkorb, der mit einem mittlerweile deutlich schwächeren Franken praktisch ganz verschwindet.»
Vergleich basiert auf 250 Wirkstoffen
Der Vergleich bei den patentabgelaufenen Originalpräparaten und den Generika basiert auf den rund 250 umsatzstärksten patentabgelaufenen Wirkstoffen. Die Preise der patentabgelaufenen Originalprodukte waren in der Schweiz 17 Prozent höher als im Durchschnitt der Vergleichsländer, jedoch 3 Prozent tiefer als beim letztjährigen Preisvergleich.Bei den Generika beträgt die Preisdifferenz zum Ausland 52 Prozent.
Generika sind in der Schweiz damit nach wie vor mehr als doppelt so teuer wie im Durchschnitt der Vergleichsländer.
«Meistens viel günstiger als bei uns»
«Wer in den Ferien im Ausland ein Medikament kauft, stellt fest, dass es meistens viel günstiger ist als bei uns», sagt Verena Nold, Direktorin von Santésuisse. Der Kassenverband forderte deshalb für Medikamente ohne Patentschutz die Anpassung der Preise ans Ausland und die rasche Einführung und Durchsetzung eines neuen Preissystems.«Damit sind allein bei den Generika Einsparungen von mehreren Hundert Millionen Franken möglich.»
Bereits zum neunten Mal verglichen
Bereits zum neunten Mal haben der Krankenversicherungsverband Santésuisse und Interpharma, der Branchenverband der forschenden Pharmaindustrie, gemeinsam einen Auslandpreisvergleich von Medikamenten durchgeführt.
Dabei wurden die Fabrikabgabepreise in der Schweiz mit denjenigen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden, Österreich und Schweden für patentgeschützte und patentabgelaufene Medikamente sowie Generika verglichen.
Bei den patentgeschützten Präparaten wurden die Preise vom Mai 2018 verglichen, bei den patentabgelaufenen Originalprodukten und den Generika die Preise vom März 2018.
T.N.