Wer im Ausland eine Uni für sein Traumstudium sucht, braucht Durchhaltewillen und starke Nerven. Die Studentin Roberta Fischli schildert Ihre Erfahrungen damit – Teil 1
Ich studierte Politikwissenschaften und Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich, und es gibt keinen Grund, nicht noch länger da zu bleiben. Für den Masterstudiengang in Zürich braucht es keine offizielle Bewerbung, keinen Sprachtest, kein Sparen, keine verzweifelte Suche nach dem richtigen Studienprogramm. Es braucht nicht mehr als eine Immatrikulation. Es wäre bequem gewesen, einfach, unkompliziert. Ich habe mich dagegen entschieden. Das Schweizer Bildungswesen ist bis auf wenige Ausnahmen nicht unbedingt international ausgerichtet. Das muss es auch nicht sein. Wir haben ein einzigartiges Angebot verschiedener Bildungswege. Wir profitieren von relativ tiefen Studiengebühren, einer qualitativ hochstehenden Lehre, hervorragender Infrastruktur und guter verkehrstechnischer Erschliessung. In den ersten beiden Jahren meines Studiums hatte ich etwa zehn Stunden Vorlesung pro Woche, ich fuhr jeden Tag mit dem Tram oder der Polybahn für zwei Stunden an die Uni, daneben arbeitete ich, traf meine Freunde, ging aus, schrieb Arbeiten. Nach einem Jahr merkte ich, dass ich das Studium mühelos mit meinem restlichen Leben kombinieren konnte. Da wusste ich, dass ich mehr wollte.
Unsicherheit bei Auslandaufenthalten
Im zweiten Jahr bewarb ich mich für ein Austauschsemester in Kopenhagen, einer Partneruniversität von Zürich. Trotz Bologna-Reform sind der administrative Aufwand und die Unsicherheit bei Auslandaufenthalten noch immer gross. Ambitionierte Studierende müssen in Bezug auf den Master das Risiko einer schlechten Note gegen kulturelle Eindrücke abwägen. Eine verpatzte Prüfung kann unter Umständen den Notenschnitt beeinflussen und damit die weiteren Karrieremöglichkeiten. An einer fremden Universität mit anderen Prüfungsformen und Leistungsstandards ist dieses Risiko um ein Vielfaches höher. In Kopenhagen besuchte ich ein Seminar über internationale politische Ökonomie. Das Fach beschäftigt sich mit den Beziehungen zwischen Politik und Wirtschaft, Prozessen innerhalb und zwischen Staaten, den neuen Akteuren im internationalen System. Woher kommen Informationen? Wie entstand die Finanzkrise, wer profitiert davon, wer verliert? Da wusste ich, dass ich meine Disziplin gefunden hatte. Kopenhagen war nicht nur akademisch gesehen eine Bereicherung. Das internationale Umfeld, die hohen Anforderungen, die intellektuellen Perspektiven und die neue Kultur prägten meinen gesamten Aufenthalt, und ich beschloss, für den Master ins Ausland zu gehen.
Im Unterschied zum relativ breiten Bachelorstudium bietet der Master die Möglichkeit zur Spezialisierung. Das hat nicht nur Vorteile. Wer sich bei der Suche nicht auf ein Land beschränkt, ist schnell überfordert – zumal der Studienbeschrieb nicht zwingend viel über die Qualität der Lehre oder den akademischen Standpunkt der Universität verrät. Auch internationale Ratings und Überblicksseiten sind so zahlreich, dass sie selten wirklich weiterhelfen. Zurück in Zürich schlug ich deshalb die Autoren nach, die mich während meines Studiums in Kopenhagen am meisten beeindruckt hatten. Wenn ich schon Monate damit verbringen würde, die Studiengebühren für meine Ausbildung zusammenzukratzen, dann muss es auch die Beste sein. Dabei stiess ich auf den Studiengang in International Political Economy an der britischen Universität Warwick, die mir mein Dozent in Kopenhagen nach der mündlichen Prüfung auch empfohlen hatte.