Die Stärke der Gemeinschaft misst sich am Wohl der Kinder und Jugendlichen…
Inspiriert von der Präambel der Bundesverfassung hat die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) die Akteure der Kinder- und Jugendpolitik am 10. November 2015 zu einer nationalen Tagung eingeladen. Die Ergebnisse der Befragung «Ich und meine Schweiz» waren Ausgangspunkt für die Gruppengespräche und für die Podiumsdiskussion. Bundesrat Alain Berset, Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern, sprach sich in seiner Rede für eine starke Jugendpolitik aus. Mit einer nationalen Befragung hat die EKKJ Jugendliche, die 2015 volljährig werden und – mehrheitlich – erstmals an eidgenössischen Wahlen teilnehmen können, um ihre Meinung gefragt. Die Jugendlichen haben sich zu einer breiten Palette aktueller politischer Fragen kompetent geäussert. Die Motivation der Jugendlichen, ihre Meinung zu sagen, widerspiegelte sich in der ausserordentlich hohen Teilnahmequote und an zahlreichen Kommentaren. Die Ergebnisse der Befragung «Ich und meine Schweiz»[1] zeichnen das Bild einer interessierten, pragmatischen jungen Generation, die keineswegs homogen ist.
Der Jugend Perspektiven bieten
Die EKKJ-Tagung «Ich und meine Schweiz» hatte zum Ziel, im Hinblick auf die Legislatur 2015–2019 die Handlungsfelder für die künftige Kinder- und Jugendpolitik aufzuzeigen und konkrete Massnahmen zu umreissen. In seiner Rede sagte Bundesrat Alain Berset, die Schweiz müsse weiterhin alles tun, damit Kinder und Jugendliche ihre individuellen Fähigkeiten entwickeln könnten: „Ein Land muss seiner Jugend Perspektiven bieten, sonst schwächt es sich selber.“
Die Teilnehmenden konnten im Rahmen von thematischen Diskussionen Anregungen einbringen. Am Podiumsgespräch nahmen Ständerätin Anne Seydoux-Christe sowie die Nationalräte Lukas Reimann, Mathias Reynard und Christian Wasserfallen teil.
In der Vision 2035 für eine junge Schweiz[3] fordert die EKKJ die politischen Akteure auf, die Perspektive der Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund zu stellen und die zukunftsgerichteten Überlegungen und Handlungen auf die jungen Generationen auszurichten. Die EKKJ hat sich bewusst für einen übergreifenden Ansatz entschieden, da die Kinder- und Jugendpolitik eine Querschnittpolitik ist. Sie betrifft die Bereiche Gesundheit, Familienpolitik, Bildung, Arbeitsmarkt, politische Partizipation, aber auch die Steuerpolitik, die Sicherheit und die internationale Zusammenarbeit. Mit der Vision 2035 will die EKKJ zudem eine öffentliche Diskussion anstossen, die über die Tagung hinaus geht. Denn die EKKJ ist überzeugt, dass eine Schweiz, die den Kindern und Jugendlichen optimale Bedingungen zum Aufwachsen und sich entwickeln bieten kann, auch eine innovative, kompetente und nachhaltige Schweiz ist. Ein Ort also, an dem man gerne lebt, unabhängig vom Lebensalter.
Die wichtigsten Herausforderungen
Eine erste Herausforderung besteht darin, das Recht auf Anhörung nach Art. 12 UNO-Kinderrechtskonvention (KRK) in eine aktive Mitwirkung im Alltag zu übertragen. Eine weitere Herausforderung sind die Rahmenbedingungen, die es zu entwickeln und zu konsolidieren gilt, damit insbesondere junge Frauen, ihren Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf verwirklichen können. Das Parlament, aber auch die Wirtschaftsakteure müssen Themen wie ein ausreichendes und adäquates Angebot an familienergänzenden Kinderbetreuungsplätzen, ein echter Elternurlaub, Teilzeitbeschäftigung für Männer sowie Lohngleichheit für Männer und Frauen angehen.
Die bestehenden Divergenzen müssen überwunden werden, um Lösungen in Migrationsfragen herbeizuführen. Obwohl die Jugendlichen wie ihre Eltern in Migrationsfragen nicht alle gleicher Meinung sind, besteht der ausdrückliche Wunsch, sich in der EU frei bewegen, studieren, arbeiten und leben zu können. Auf politischer Ebene muss der Schwerpunkt auf der Weiterführung und Ausweitung der internationalen Austauschprogramme liegen. Trotz Leistungsdruck muss die Schule auch eine Schule fürs Leben sein, die Kompetenzen in den Bereichen Medien, Umgang mit Geld, Sexualkunde und politische Bildung vermittelt, und dies in Zusammenarbeit mit Eltern und ausserschulischen Akteuren.