Einer solchen Situation soll der Crash Recorder, welcher von der AXA Winterthur angeboten wird entgegensteuern. Seit dem Jahre 2008 gibt es dieses Gerät, welches, wie bei einem Flugzeug jede Aktivität des Fahrzeuges aufzeichnet.
Dieses Gerät soll für mehr Gerechtigkeit und Transparenz sorgen.
Die AXA Winterthur bietet dieses Gerät inklusive der Montage gratis an. Für alle unter 25 Jahren gibt es dieses Gerät sogar mit einem Prämienrabatt von 15% für ein Jahr mit einer Haftpflicht und Kaskoversicherung.
Im Interview mit der Physikerin Bettina Sinz konnten wir einigen Fragen auf den Grund gehen.
Erklären Sie uns bitte kurz, wie der Crash Recorder funktioniert?
Der Crash Recorder misst die Beschleunigungen in Fahrt- und Querrichtung. Bei einem Unfall zeichnet er diese Daten von 20 Sekunden vor, bis 10 Sekunden nach dem Zusammenstoss auf. Auch Datum und Uhrzeit des Crashs werden gespeichert. Diese Daten erlauben dann Rückschlüsse auf das Unfallgeschehen.
Worauf ist es zurückzuführen, dass seit Einbau des Crash Recorders, einer Statistik zufolge, 15% weniger von Jugendlichen verursachte Unfälle passiert sind? Dieser wirkt ja eigentlich nicht präventiv.
Tatsächlich verursachen Jugendliche mit Crash Recorder nach einer ersten statistischen Auswertung 15 Prozent weniger Unfälle als Jugendliche ohne. Wir sind überzeugt, dass es einen präventiven Effekt gibt. Ein Jugendlicher wird ein Risiko eher nicht eingehen, wenn es bei einem Unfall Aufzeichnungen gibt. Anderseits ist in den 15 Prozent sicher auch eine gewisser Selektionseffekt enthalten: Jugendliche, die eher vorsichtig sind, entscheiden sich auch eher für einen Crash Recorder.
Gibt es einen Unterschied zwischen Frauen und Männern, welches Geschlecht hat sich eher für den Crash Recorder entschieden?
Junge Frauen entscheiden sich öfter für den Crash Recorder als junge Männer. Dies haben wir bei der Berechnung der Unfallhäufigkeit allerdings berücksichtigt.
Gibt es Autos, bei welchen man den Crash Recorder aus technischen- oder Platzgründen nicht einbauen kann?
Wir kennen keines. Der Einbau erfolgt in der Regel unter der Rückbank. Gibt es keine, oder ist dort nicht genügend Platz, findet sich immer ein geeigneter Ort, an dem der Crash Recorder nicht stört. Das Gerät ist schliesslich nicht grösser als ein Handy und muss nicht an die Fahrzeug-Elektronik angeschlossen werden.
Kann das Gerät kaputt gehen? Wer übernimmt allfällige Reparaturkosten?
Bei einem Fahrzeugbrand oder wenn das Fahrzeug mit Wasser geflutet wird, kann der Crash Recorder theoretisch zerstört werden. Die AXA Winterthur wird in so einem Fall das Gerät ersetzen. Der Crash Recorder kostet die Kunden übrigens generell nichts. Sowohl Gerät als auch Einbau sind für die Versicherten gratis.
Gibt es dieses Gerät auch für Motorräder?
Nein, ein solches Gerät existiert noch nicht.
Ist es schon vorgekommen, dass man trotz Crash Recorder den Verantwortlichen eines Unfalls oder die Umstände eines “Crashs” nicht herausfinden konnte?
Uns ist kein derartiger Fall bekannt. Allerdings sind die Crash Recorder-Daten kein Wundermittel. Sie müssen immer im Zusammenhang mit anderen Indizien interpretiert werden.
Wie und wo werden die Daten eines Crash Recorders gespeichert? Wer hat Zugang zu diesen Daten?
Die Daten sind im Crash Recorder selber gespeichert und können nur von den Experten der AXA Winterthur ausgelesen werden. An die Polizei werden die Daten nur auf Wunsch des Versicherten ausgehändigt oder wenn der Untersuchungsrichter die Herausgabe verfügt.
Viele Menschen haben Angst vor einer Totalüberwachung und sehen im Crash Recorder ein Datenschutzproblem. Wie stehen Sie zu dieser Meinung?
Ich habe Verständnis für diese Bedenken. Beim Crash Recorder der AXA Winterthur sind sie aber unbegründet. Das Gerät überwacht den Autofahrer nicht dauernd. Es zeichnet nur dann auf, wenn sich ein Unfall ereignet – und das auch nur während 30 Sekunden. Der Crash Recorder ist also kein Big Brother. Vielmehr ist er ein objektiver Zeuge, der einem nach einem Unfall viel Ärger ersparen kann.
Die Physikerin Bettina Sinzig ist Leiterin der Unfallforschung der AXA Winterthur.
Manuela Salamone