Die europäische Stadt der Sünde, Amsterdam entwickelt sich vom Geheimtipp zur Touristenhochburg. Ich war vier Tage in dieser vielseitigen Metropole unterwegs
Was macht diesen Ort so beliebt? Sind es nur die legale Schaufensterprostitution und Drogen? Oder liefert auch die Kultur ihren Beitrag dazu bei? Ich versuchte in der kurzen Zeit dahinter zu kommen. Wahrscheinlich liegt es in der Kombination dieser verschiedenen Komponenten. Denn läuft man von der Central Station hinein in die Stadt und kommt in einen pulsierenden Strom von Kunst und Abgrund, der menschlichen Existenz.
Da wundert es nicht, dass sich hier Museen von Van Gogh und Rembrandt, sowie vom Sex und der Prostitution finden. Zwar sind sie nicht gerade nebeneinander, aber auch dies wäre nicht weiter verwunderlich. Die früheren Künstlerseelen wären bestimmt keinem Erlebnis Amsterdams abgeneigt gewesen. Läuft man in den berühmten <Red Light District> hinein, befindet man sich gleich in einer anderen, freien und auch eingeschworenen Kultur. Denn Gemeinsamkeiten verbinden bekanntlich. Und hier verbindet der Konsum von legalem Marihuana und psychoaktiven Zauberpilzen. Überall sind verwirrte und lachende Leute anzutreffen. Sie scheinen sehr glücklich zu sein und im Moment zu leben. Mehrheitlich Touristen sitzen in den unterschiedlichsten Coffeeshops und geniessen ihren Joint. Schon ein Luxus, da man ansonsten in andern Ländern, nicht mal mehr eine Zigarette rauchen darf. Daneben befinden sich die rot beleuchteten Schaufenster, welche zu weiteren Sünden verführen. Allerdings zu viel teureren. Denn ein Joint kostet im Schnitt 4Euro, während 6 Minuten in einer „Liebeskabine“ 50Euro und mehr ausmachen. Die männlichen Touristen nehmen diese Dienste sehr gern in Bedarf. Wie kleine Kinder in einem Süssigkeitenladen schlendern sie der Gracht entlang und suchen sich das „Süsseste“ aus. Als Frau kann man bei so einem Treiben mal schnell an die Decke gehen. Aber wer nach Amsterdam kommt, muss auch eine gewisse Offenheit und Toleranz mitnehmen.
Eine Dienstleistung aus weiter Vergangenheit
Diese Damen waren ursprünglich für die Seemänner gedacht. Amsterdam war früher eine wichtige Hafenstadt, welche von vielen Schiffen angesteuert wurde. Die Seemänner waren meistens monatelang auf See und hatten danach gewisse Bedürfnisse, welche von den Damen gestillt wurden. Dies hatte durchaus viele Vorteile. Die Kriminalität wurde heruntergeschraubt und Frauen mussten nachts weniger auf der Hut sein, weil die triebgeplagten Seemänner ihre Lüste bereits gestillt haben. Die Frauen, die diese Dienste anboten, verdienten so ihr Geld und brachten ihre Familien über die Runden. So hatte alles seine Vor- und Nachteile. Und auch bis heute ist dies noch so. Aber natürlich nicht für Frauen, die dazu gezwungen werden.
Menschenhandel ist leider oft mit im Spiel
Denn leider ist es heute oft so, dass junge Frauen aus Osteuropa mit verlockenden Jobangeboten geködert und ausgenommen werden. Oft wird ihnen von der grossen Schauspiel- oder Modelkarriere vorgelogen. Da sie in ihrer Heimat praktisch keine Perspektiven haben, erhoffen sie sich eine erfolgreiche Zukunft im Ausland. Doch schlussendlich landen sie in einem Bordell oder noch schlimmer, in einem Schaufenster in beispielsweise Amsterdam. Da sie mit blindem Vertrauen mitgereist sind, haben sie auch keine Chance sich zu retten. Sie können die Sprache nicht und haben auch keinerlei finanzielle Mittel. Und so bleiben sie und verdienen das von ihnen verlangte Geld. Aus Scham erzählen sie auch zuhause nichts und kommen auch, aus dem selben Grund, nie wieder in ihre Heimat zurück. Mit der Zeit erinnert nur noch die monatliche Geldüberweisung aus der Ferne, an sie. Viele traurige Schicksale verschlingen grosse Weltstädte. Doch man verschliesst oft die Augen davor. Denn was wären die Städte ohne ihre hübschen Mädchen mit dem leeren Ausdruck in den Augen? Amsterdam setzte auch darauf. Die Mehrzahl der reisenden Männergruppen in der Stadt sind solche, die einen Junggesellenabschied feiern und nach unbegrenztem Spass suchen.
Auch sonst unterhaltsam und sättigend
Kulinarisch ist A`dam keine Grossartigkeit. Aber wer sucht, kann durchaus gute argentinische Steakrestaurants, chinesische Imbisse oder auch leckere Patisserien entdecken. Man bekommt den Eindruck, dass praktisch alle Restaurants auf Hunger den Hunger einer durchzechten Nacht eingestellt sind. Dabei spielt hauptsächlich die Sättigung eine Rolle. Dabei hat die Stadt für so viele verschiedene Reisende was zu bieten. Zur Unterhaltung beispielsweise das Madame Tussauds oder einen mittelalterlichen Kercker, bei dem man in ein unterhaltsames Rollenspiel hineintaucht, genannt <The Amsterdam Dungeon>. Und wer es gerne harmonisch mag, besucht den grossen, auf dem Wasser liegenden, Tulpenmarkt mit den schönsten und aussergewöhnlichsten Tulpen oder einen der schönen, oasenähnlichen Parks, rund um das Center. Auch ländliche Windmühlenreisen werden zahlreich angeboten.