Die Sommertemperaturen locken ins Freie. Zurück bleiben Abfallberge. «In Basel hat der Sommer begonnen», schreibt ein Twitter-Nutzer zum Foto des vermüllten Rheinufers. Ein ähnliches Bild zeigte sich auf der
Zürcher Chinawiese, wie der Journalist Peter Hossli festhielt
Nach dem ersten warmen Wochenende türmen sich die Abfallberge auf den Wiesen. Der Abfall hat fatale Folgen, warnen Experten. Bilder eines Leser-Reporters der Gratiszeitung 20 Minuten zeigen die idyllische Emme – eingerahmt von Plastik. «Ich werde nie verstehen, weshalb Leute jene Orte zumüllen, an denen sie sich gerne aufhalten», schreibt ein Nutzer auf Facebook. Ruedi Bösiger, verantwortlich für den Bereich Gewässer beim WWF, sagt: «Am frühen Morgen liegen zum Teil Berge von Abfall am See.» Ein grosses Problem sei Plastik, der in die Gewässer gelange. Rund 80 Prozent des Plastiks im Meer gelange über die Flüsse dahin – und bleibe dort Jahrzehnte, wenn nicht jahrhundertelang.
Die Konsequenzen scheinen viele einfach zu verdrängen
Giftstoffe können so in die in der Umwelt, in die Nahrungskette und auf unsere Teller gelangen, sagt Bösiger. «Die Menge an Konsumgütern ist ein grosses Problem.» Man müsse sich häufiger fragen, was notwendig sei. «Brauchen wir Plastikverpackungen, die nur einmal genutzt werden, oder können wir darauf verzichten?»
Die Schäden, die an der Umwelt entstünden, verursachten grosse Kosten – auch für nächste Generationen. Der WWF hat deshalb die App «Marine Litterwatch» angepasst und mit Freiwilligen die Studie «Swiss Litter Report» lanciert. «Wir müssen dafür sorgen, dass Abfälle nicht in die Umwelt gelangen. Das fängt bei der Produktion an und hört beim Wegwerfkonsum auf. Das Problem Littering muss auf vielen Ebenen angegangen werden», so Bösiger.
Dem Kampf gegen Littering verschworen
Einer, der sich dem Kamf gegen Littering verschrieben hat, ist Roman Peter, Geschäftsführer der Non-Profit-Organisation «Trash Hero World». Die Organisation stellt in der Schweiz mittlerweile fast wöchentlich Aktionen auf die Beine. Bei einem «Clean-Up» in Bern diesen Samstag haben sechs Leute innert weniger Stunden 34 Abfallsäcke gefüllt.
Entsorgungsdienste werden als Heinzelmännchen angesehen
«In der Schweiz gibt es einen gut funktionierenden öffentlichen Dienst. Die Angestellten sind schon früh am Morgen fleissig. Bevor es vielen auffällt, sind die meisten Abfälle weg», sagt Peter. «Die Entsorgungsdienste werden als eine Art Heinzelmännchen angesehen, die den Abfall eh wegräumen.» Ihr Ziel sei es, die Leute für die grossen Abfallmengen zu sensibilisieren. Es hätten sich auch Leute gemeldet, die nun etwa immer einen Abfallsack zum Wandern mitführen. «Wichtig ist, dass man sich klar wird, dass es etwa die Plastiksäckli beim Einkaufen und viele Plastikflaschen nicht braucht», so Peter.
Die Wahrnehmung von Stabilität bei den Leuten sei komplett falsch
Nora Steimer, die Geschäftsführerin der Stiftung Saubere Umwelt (IGSU), sagt, in der Wahrnehmung der Leute sei die Verschmutzung stabil. Das zeige ihre Littering-Umfrage. Rückmeldungen aus den grossen Städten bestätigten den Befund. Am Wochenende sei es überraschend schnell warm geworden, weshalb viele Städte vielleicht noch nicht vorbereitet gewesen seien und etwa Container gefehlt hätten. Es brauche weiterhin grosse Anstrengungen, sagt Steimer. Alleine dadurch, dass heute mehr Menschen in der Schweiz leben, nehme die Abfallmenge zu. Ihre Stiftung betreibe viel Präventionsarbeit etwa an Schulen. «Abfall wegzuwerfen, sei es aus Faulheit oder wegen Stress, ist eine Unart, über die wir jede Generation neu aufklären müssen», sagt Steimer.
T.N.