Eine neue Studie belegt: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist laut den Wählern nicht gegeben. Der Vaterschaftsurlaub findet eine deutliche Mehrheit
Eine Mehrheit der Stimmbevölkerung will, dass Frauen nach dem Mutterschaftsurlaub einen Anspruch auf eine Reduktion des Arbeitspensums haben sollen. Das belegt eine neue Studie von Vimentis. Demnach sprechen sich insgesamt 64 Prozent dafür aus, 27 Prozent sind dagegen, und 9 Prozent haben keine Angaben gemacht.
Recht auf tiefere Pensen
Unter den Frauen ist der Support für die Idee mit 70 Prozent deutlich höher als bei den Männern. Auch diese sind allerdings mehrheitlich für das Recht auf tiefere Pensen – wenn auch mit 57 Prozent weniger deutlich. Die Zustimmung zur Idee nimmt mit dem Alter ab: Während drei Viertel der 15- bis 24-Jährigen die Idee unterstützten, sind es bei den über 65-Jährigen noch 63 Prozent.
Vaterschaftsurlaub findet Mehrheit
Support geniesst die Idee quer durch alle Parteien, wobei die Unterstützung bei den FDP-Anhängern am tiefsten und bei den SP- und Grünen-Wählern am höchsten ist. Wie die Studie zeigt, ist auch eine Mehrheit dafür, dass Mütter einen Anspruch auf die Rückkehr zu ihrem bisherigen Arbeitsplatz haben sollen, der über den Mutterschaftsurlaub von 14 Wochen reicht.
Unterstützung für Vaterschaftsurlaub
Daneben zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage: Auch der Vaterschaftsurlaub geniesst breite Unterstützung. Nur 31 Prozent der Befragten sind dagegen. Jeder Vierte findet, dieser solle zwei Wochen betragen, etwas mehr sind für einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub, und jeder sechste Befragte spricht sich für einen Vaterschaftsurlaub von über vier Wochen Dauer aus.
Über 20’000 Befragte
Je jünger die Befragten sind, desto höher ist die Zustimmung. Erst bei den über 65-Jährigen findet sich eine Mehrheit gegen den Vaterschaftsurlaub. Zwischen Männern und Frauen gibt es in dieser Frage kaum Differenzen. Nur Wähler der SVP sind mit 54 Prozent gegen einen Vaterschaftsurlaub, alle anderen unterstützen die Idee.
Abstimmung über vierwöchigen Vaterschaftsurlaub nächstes Jahr
Zurzeit haben Väter bei Geburt eines Kindes Anspruch auf einen bezahlten Freitag, das Parlament schlägt einen zweiwöchigen Urlaub vor, eine Volksinitiative fordert vier Wochen. Über die Initiative wird frühestens nächstes Jahr abgestimmt. An der Umfrage der politisch neutralen Politik-Plattform Vimentis nahmen online 20’963 Menschen teil. Die Ergebnisse werden gewichtet, damit sie für die Schweizer Stimmbevölkerung aussagekräftig sind.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Eine Mehrheit von 58 Prozent ist der Meinung, in der Schweiz seien die notwendigen Voraussetzungen nicht gegeben, um das Familien- und Arbeitsleben zu vereinbaren.
Kostenbremse im Gesundheitswesen
Eine deutliche Mehrheit von 85 Prozent spricht sich für eine Kostenbremse im Gesundheitswesen aus. Bund und Kantone müssten dann Massnahmen zur Kostensenkung ergreifen, wenn die Kosten innerhalb von zwei Jahren um 20 Prozent stärker wachsen als die Nominallöhne. Das entspricht dem Wortlaut einer geplanten Initiative der CVP.
Rahmenabkommen mit der EU
Eine Mehrheit von 64 Prozent lehnt es ab, zugunsten eines Rahmenabkommens mit der EU die flankierenden Massnahmen zum Schutz von Löhnen und Arbeitsbedingungen zu lockern. Am wenigsten Support geniessen Lockerungen bei Wählern der SVP (10 Prozent), aber auch unter den SP- und Grünen-Wählern sind nur 17 Prozent dafür. Am höchsten ist die Zustimmung bei FDP-Wählern mit 28 Prozent.
Tijana Nikolic