Trotzdem geben Fachleute keine Entwarnung: Noch immer müssen jährlich fast 25’000 Personen wegen Alkoholproblemen in Behandlung
Am stärksten ist die Abnahme mit 19 Prozent bei den 10- bis 23-Jährigen. Die Zahl liegt in dieser Gruppe aber noch immer 60 Prozent über dem Stand von 2003 und ist damit laut Sucht Schweiz «besorgniserregend hoch». Am häufigsten unter jungen Menschen sind Spitaleinweisungen wegen Alkoholvergiftung bei den 14- und 15-Jährigen. Seit dem Höchststand von 2008 nimmt die Zahl der wegen Alkoholvergiftung stationär behandelten Personen in allen Altersgruppen stetig ab. Das zeigt eine am Mittwoch von Sucht Schweiz veröffentlichte Studie im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Erfasst wurden die Jahre 2003 bis 2012. Insgesamt waren 2012 gut 9 Prozent der rund 11 700 Personen, die mit der Haupt- oder Nebendiagnose «Alkohlvergiftung» stationär gepflegt wurden, jünger als 24. Erwachsene im mittleren und höheren Alter sind deutlich stärker betroffen als Jugendliche und junge Erwachsene. Mit einem Fünftel aller Fälle stellt die Kategorie zwischen 45 und 54 Jahren die grösste Gruppe. Wegen Alkoholabhängigkeit wurden 2012 gemäss Sucht Schweiz fast 17 200 Personen hospitalisiert. Diese Diagnose wird in fortschreitendem Lebensalter öfter gestellt. Ob alt oder jung, stationäre Hospitalisierungen wegen Alkoholabhängigkeit nahmen seit 2003 um 28 Prozent ab, da ein Teil der Behandlungen heute in anderen Einrichtungen erfolgt. Sucht Schweiz unterstreicht, dass die ermittelten Zahlen nicht das gesamte Ausmass des Problems widerspiegeln, weil sie ausschliesslich auf stationären Fällen gemäss «Medizinischer Statistik der Krankenhäuser» basieren. Personen, die von der Polizei betrunken nach Hause gebracht würden, Konsultationen bei Hausärzten oder ambulante Behandlungen im Spital seien nicht erfasst.
Nicole, 24, Studentin: „ Es kann gut sein, dass die Jugend von heute weniger exzessiv trinkt. Es ist auch eine neue Generation. Früher war das quasi IN sich am Wochenende zu betrinken und man wollte es ausprobieren. Diese Jugendlichen von heute hatten vielleicht vor zehn Jahren ältere Geschwister, die sich krankenhausreif betrunken haben und wurden dadurch wachgerüttelt. Das schreckt bestimmt ab, wenn man das so miterlebt. Ich denke auch, dass die Prävention heute besser ist. Das Thema wird eher aufgegriffen und den Jugendlichen nähergebracht.“
Chantal, 46, Studentin und Mutter: Das Ergebnis ist gut. Doch ich bin nicht sicher ob die Jugendlichen nicht den Alkohol mit Cannabis getauscht haben? Als Mutter bekomme ich die neusten Trends der heutigen Jugend schnell mit. Das Problem mit dem Kiffen ist gross verbreitet und auch ich als Mutter habe leider meine erfahrungen damit. Man sollte diese beiden Suchtgefahren miteinander vergleichen. Dies wäre bestimmt interessant“
Johannes, 16, Schüler: Ich habe in meinem Umfeld nie mitbekommen, dass sich jemand komareif getrunken hat. Natürlich betrinken sich viele, aber wenn einem davon schlecht wird, dann hört man auch auf und gut ist. Jedes andere Verhalten ist einfach nur kindisch.“