Die Pläne des Bundesrats, den Zigarettenverkauf an unter 18-Jährige zu verbieten, polarisieren
Das verlangt der Bundesrat in seinem Entwurf für das neue Tabakprodukte-Gesetz. Für die Lungenliga ist dieser Entscheid längst überfällig: «Je früher jemand zu rauchen beginnt, desto schwieriger ist es, wieder aufzuhören», so Sprecherin Barbara Weber. Ein Verkaufsverbot für unter 18-Jährige sei deshalb eine Chance, Junge vor einer Raucherkarriere zu bewahren. Neben dem Mindestalter 18 setzt der Bundesrat auch auf Prävention, um Minderjährige zu schützen. So sollen auf Plakaten, in Kinos, in Zeitungen und im Internet künftig keine Zigaretten mehr beworben werden dürfen. Demnach wären Tabakwerbungen nur noch an Kiosken und auf Zigarettenautomaten erlaubt. Auch das Sponsoring von Anlässen durch Tabakfirmen soll massiv eingeschränkt werden. Die grüne Nationalrätin und Ärztin Yvonne Gilli ergänzt, bei Jugendlichen seien die gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Rauchens schwerwiegender als bei Erwachsenen. «Auch die Langzeitschäden sind gravierender.» Die Gesellschaft habe deshalb den Auftrag, Minderjährige vor diesem Gesundheitsrisiko zu schützen. Allerdings formiert sich auch Widerstand gegen das geplante Abgabeverbot. SVP-Gesundheitspolitiker Sebastian Frehner findet: «Das ist absolut weltfremd.
Ein Mindestalter wird die Jungen nicht im Geringsten daran hindern zu rauchen.» Dann kaufe halt ein Kollege, der ein Jahr älter sei, die Zigaretten. Auch FDP-Nationalrat Andrea Caroni sagt: «Aufklärung ist aus meiner Sicht besser als jedes Verbot.» Ein 16-Jähriger wisse um die schädlichen Auswirkungen von Tabak. Er könne deshalb selbst entscheiden, ob er sich dem Gesundheitsrisiko aussetzen wolle oder nicht. In dieselbe Kerbe schlagen die Jungparteien von links bis rechts. Juso-Chef Fabian Molina sagt: «Eine solche Bevormundung lehnen wir ab.» Wichtiger sei es, die Jungen über die Risiken von Suchtmitteln aufzuklären und ihnen einen sinnvollen Umgang zu vermitteln. «Mit einem Verkaufsverbot kriminalisiert man junge Raucher nur», ergänzt Maurus Zeier, Präsident der Jungfreisinnigen. «Ich glaube nicht, dass eine Alterslimite irgendeinen Effekt auf die Zahl der rauchenden Jungen hat.» Dass das Verbot gar kontraproduktiv sein könnte, glaubt Anian Liebrand, Präsident der Jungen SVP: «Wenn etwas verboten ist, macht es das nur noch interessanter.»
Marlboro-Mann könnte endgültig von den Plakatwänden verschwinden
Gemäss dem am Mittwoch präsentierten Entwurf für ein Tabakprodukte-Gesetz soll nur noch Werbung am Kiosk und an Automaten sowie in Fachpublikationen erlaubt sein. Werbung auf Plakaten, in Kinos, in Print- und elektronischen Medien will der Bundesrat verbieten. Auch Werbeaktionen, bei welchen Zigaretten günstiger abgegeben werden, wären nicht mehr erlaubt. Obwohl der Bundesrat den Jugendschutz in den Vordergrund stellt, ist gemäss seinen Vorschlägen das Sponsoring unter gewissen Bedingungen weiterhin erlaubt. Damit wären Openairs, welche vor allem von jungen Leuten frequentiert werden, vom Verbot ausgenommen. Die Tabakindustrie hat letztes Jahr rund 21 Millionen Franken in den Schweizer Werbemarkt investiert. Rabatte im Rahmen einer Werbekampagne sind dabei noch nicht berücksichtigt. Die Tabakbranche bildet damit das Schlusslicht der 24 von Media Focus erhobenen Branchen. Zum Vergleich: In Nahrungsmittelwerbung werden jährlich brutto 500 Millionen Franken investiert. Insgesamt beliefen sich die Ausgaben in den klassischen Werbeträgern TV, Print, Plakate, Radio oder Digital 2013 in der Schweiz auf 4,84 Milliarden Franken. Stark von einem Werbeverbot betroffen wären die Kinos, bei welchen die Werbeeinnahmen aus Tabakwerbung fast 6 Prozent der gesamten Werbeeinnahmen ausmachen. Heute sind Tabakwaren im Lebensmittelgesetz geregelt. Die Vorschläge des Bundesrats für ein neues Tabakproduktegesetz gehen nun in die Vernehmlassung. Diese dauert bis am 12. September 2014.
Doch E-Zigaretten sollen zugelassen werden
Studien zeigten: Wer bis zum 18. Lebensjahr nicht mit dem Rauchen begonnen habe, fange normalerweise auch später nicht damit an, schreibt der Bundesrat in einem Bericht zur Vernehmlassungsvorlage. Umsetzen will er das Verbot mit konsequenten Alterskontrollen an Verkaufsstellen und Automaten und mit Testkäufen. Auch für die umstrittenen E-Zigaretten schlägt der Bundesrat eine Lösung vor: Nikotinhaltige E-Zigaretten sollen zwar zugelassen, normalen Zigaretten aber gleichgestellt werden. Damit will der Bundesrat den erwachsenen Rauchern eine weniger schädliche Alternative zur Verfügung stellen. Er weist aber auch darauf hin, dass die Auswirkungen des langfristigen Gebrauchs noch weitgehend unbekannt sind.