Ein Arbeitstag von Bäuerinnen ist seit 1974 zwar kürzer, aber zum Teil intensiver, anspruchsvoller und vielfältiger geworden. Tätigkeiten im Haushalt und auf dem Betrieb werden heute rascher als früher erledigt, während für Erziehung und ausserbetriebliche Erwerbsarbeit mehr Zeit eingesetzt wird. Besonders gefordert sind Betriebsleiterinnen: Im Haushalt erhalten sie von ihren Partnern in der Regel wenig Unterstützung. Dies zeigt eine Erhebung von Agroscope auf 223 bäuerlichen Familienbetrieben der ganzen Schweiz.
„Mit der Erhebung der Zeitbudgets zeigen wir einerseits die Arbeitsbeanspruchung der Frauen auf bäuerlichen Familienbetrieben auf. Anderseits konnten wir damit die Arbeitsteilung der Geschlechter und Generationen in der Landwirtschaft ermitteln“, erklärt Ruth Rossier, Projektleiterin der Forschungsgruppe Sozioökonomie von Agroscope. Die 2011 in der Landwirtschaft durchgeführte Erhebung erfasst den Zeitaufwand von Frauen und Männern für verschiedene Tätigkeiten in Betrieb, Haushalt und Familie sowie für die ausserbetriebliche Erwerbstätigkeit. Die Arbeiten auf den bäuerlichen Familienbetrieben sind seit der letzten Zeitbudgeterhebung von 1974 intensiver, anspruchsvoller und vielfältiger geworden. Auch neue landwirtschaftsnahe Tätigkeiten wie zum Beispiel Agrotourismus oder Gästebewirtung haben an Bedeutung gewonnen.
Vielfältiger Arbeitsalltag
Ein Vergleich mit der Erhebung von 1974 zeigt, dass in erster Linie die Haushaltarbeit inklusive Garten- und Umgebungsarbeiten stark zurückging, nämlich von 7.8 auf 4.3 Stunden an Werktagen. Der Rückgang des Zeitaufwands im Haushalt ist unter anderem dem technischen Fortschritt sowie den kleineren landwirtschaftlichen Haushalten zuzuschreiben, die einen Rückgang von 6.4 auf 4.2 Personen verzeichnen. Auf den bäuerlichen Familienbetrieben ist der Haushalt nach wie vor die Domäne der Frauen. Obwohl bei der Erziehungsarbeit Partner sowie Mütter und Schwiegermütter eine wichtige Rolle spielen, liegt die Hauptverantwortung dafür bei den Bäuerinnen und Betriebsleiterinnen.
Traditionelle Rollenverteilung
Die Arbeitstage von Bäuerinnen und ihren Partnern sind im Vergleich zu 1974 durchschnittlich rund zwei Stunden kürzer geworden und dauern an Werktagen zehn Stunden. Auf vielen Bauernhöfen fällt durch die Tierhaltung auch an Sonn- und Feiertagen Arbeit an: Der Arbeitszeitaufwand für Bäuerinnen und Bauern beträgt dann je rund sechs Stunden. Die Arbeitsteilung in Haushalt und Betrieb wird auch an Sonn- und Feiertagen grundsätzlich beibehalten, obwohl es gerade dann zeitlichen Spielraum für Veränderungen gäbe. Die Zeitbudgets wurden mittels Arbeitsrapporten an jedem achten Tag während eines Jahres erhoben.
Quelle: Schweizerische Eidgenossenschaft