Schweizer Jugendliche sind mit Smartphone, Tablet & Co. durchschnittlich 25 Prozent länger online als noch vor zwei Jahren. Im Netz werden oft Videos auf YouTube oder Netflix geschaut, aber auch rege Soziale Netzwerke genutzt
Seit 2010 bilden die JAMES-Studien den Medienumgang von Jugendlichen in der Schweiz ab. JAMES steht für Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz und wird alle zwei Jahre repräsentativ durchgeführt. Es werden jeweils über 1’000 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren aus den drei grossen Sprachregionen der Schweiz befragt.
Instagram und Snapchat haben Facebook erstmals von der Spitze der Sozialen Netzwerke verdrängt. Seit der ersten JAMES-Erhebung im Jahr 2010 hat die Zeit, in der Jugendliche online sind, um eine halbe Stunde pro Tag zugenommen: Unter der Woche surfen sie gemäss ihren Angaben täglich durchschnittlich 2 Stunden und 30 Minuten, am Wochenende 3 Stunden und 40 Minuten. Da fast alle Schweizer Jugendlichen ein Smartphone besitzen sowie vermehrt mit Flatrate-Abo surfen, ist der mobile Internetzugang Alltag geworden. Auffallend ist, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund das Netz intensiver nutzen als Jugendliche mit Schweizer Wurzeln.
Facebook am beliebtesten
Die dritte Durchführung zeigt: Das Smartphone hat sich 2014 endgültig bei den Schweizer Jugendlichen etabliert. 98 Prozent besitzen ein eigenes Handy, davon haben 97 Prozent ein Smartphone. Mit dem Einzug des Smartphones hat sich auch die Handynutzung seit 2010 stark verändert. Die Jugendlichen telefonieren nicht nur mit dem Smartphone, sie hören damit auch Musik, surfen im Netz, knipsen Fotos, checken ihre E-Mails oder spielen Games. Es mangelt den Jugendlichen auch ohne Smartphone nicht am Zugang zum Internet: 99 Prozent der Haushalte, in denen sie wohnen, sind mit Computer oder Laptop mit Internetzugang ausgerüstet. Mit rund zwei Stunden ist aber die tägliche Surfdauer unter der Woche über die letzten Jahre hinweg konstant geblieben. Drei von vier Schweizer Jugendlichen tauschen sich im Internet regelmässig über soziale Netzwerke aus. 89 Prozent sind bei mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet. Auch 2014 ist Facebook am beliebtesten, jedoch dicht gefolgt von Instagram. Google+ und Twitter haben in den letzten Jahren ebenso an Nutzerzahlen gewonnen. Die nonmediale Freizeitbeschäftigung ist – trotz Smartphones, Tablets & Co. – seit 2010 konstant geblieben. 79 Prozent der Befragten treffen weiterhin sehr häufig Freunde, 60 Prozent machen auch mal gar nichts.
Das «Medien-Multitasking»
Neben medialen und non-medialen Freizeittätigkeiten wird der Fokus in der JAMES-Studie 2012 vor allem auf Medieninhalte gelegt. Titanic, Harry Potter oder How I met your mother führen die medialen Ranglisten der Jugendlichen an. Bei den Apps liegen WhatsApp und Facebook an der Spitze. Der Smartphone-Boom hat die Handynutzung seit der JAMES-Studie 2010 stark beeinflusst, insbesondere durch den ständigen Internetzugang. Dennoch wird das Internet durchschnittlich nicht länger genutzt als vor zwei Jahren und problematische Erfahrungen mit Medien, wie Cyberbullying, haben nicht zugenommen. Jugendliche achten in sozialen Netzwerken besser als vor zwei Jahren auf den Schutz ihrer Privatsphäre. Beim Musikhören, bei der Internetnutzung, beim Fernsehen und Telefonieren / SMS-Nutzen werden oft verschiedene Medien und Bildschirme gleichzeitig genutzt. Das «Medien-Multitasking» ist unter Jugendlichen weit verbreitet.
2010 wurde die JAMES-Studie zum ersten Mal durchgeführt. Es zeigte sich, dass Schweizer Jugendliche eine aktive und individuelle Freizeitgestaltung pflegen – mit und ohne Medien. Mit hoher technischer Kompetenz bewegen sie sich im Internet und den Social Networks und nutzen ausgiebig diverse Funktionen des Hybridmediums Handy. Auf der Basis der differenzierten Daten lassen sich inadäquater Medienumgang von Heranwachsenden ermitteln und Ansatzpunkte zur Prävention ableiten.
Tijana Nikolic