Bekommen sie an einer Party eine Dose Bier in die Hand gedrückt, lehnen sie dankend ab: Aktuell lässt eine Million der Schweizer Bevölkerung (14 Prozent) ab 15 Jahren die Finger von Alkohol
Neueste Ergebnisse ergeben, dass über zwei Prozent mehr Schweizer als 2012 mit rund 835 000 (11,7 Prozent) abstinent, wie das Schweizer Suchtpanorama von Sucht Schweiz zeigt.
Im Suchtmonitoring von 2016 verzichten die Abstinenzler am häufigsten auf Alkohol, weil sie diesen für ungesund (69,5 Prozent) halten. Anderen behagt der Geschmack (58,4 Prozent) nicht oder sie greifen wegen der Wirkung (52,8 Prozent) nicht zu Alkoholischem.
Und selbst in der Hardcore-Punk-Szene sind überzeugte Abstinenzler zu finden. Anhänger der Bewegung Straight Edge bekennen sich auf T-Shirts und Kappen mit einem «X» zu ihrem Leben ohne Alkohol, Drogen – und Sex. Auch die Schweizer Bar und Club Kommission spürt den Trend. «Im Nachtleben ist der Alkoholkonsum stabil, teilweise sogar rückläufig», sagt Sprecher Alexander Bücheli.
Kein Bier zum Z`mittag
Der Anti-Alkohol-Hype geht an den Alkoholproduzenten nicht spurlos vorbei. Zwischen 2008 und 2016 ging der Pro-Kopf-Konsum von Bier von 58 Liter auf 54,5 Liter zurück, hält der Schweizer Brauerei-Verband fest. «Für viele Menschen ist Alkohol in der Mittagspause und vor dem Autofahren heute tabu», sagt Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauerei-Verbands.
Bier hat sich laut Kreber zu einem reinen Genussmittel entwickelt. «In den Brauereien wird deshalb nicht mehr nur in Hektoliter gedacht. Im Vordergrund stehen Vielfalt und Qualität.»
Junge Leute wollen gesunden Lifestyle
«Junge Menschen legen viel Wert auf Fitness und einen gesunden Lifestyle», nennt Monique Portner-Helfer, Mediensprecherin von Sucht Schweiz, einen möglichen Grund. Um schön und in Form zu sein, würden manche sich ausgewogen ernähren und bewusst auf Alkohol verzichten. Denn laut Studien führt der Alkoholkonsum zu überschüssigen Pfunden am Bauch und Pickeln. Laut Portner-Helfer hat auch die Prävention dazu beigetragen. «Sie scheinen sensibilisierter dafür, dass Alkohol Unfälle, Gewaltakte und unerwünschte Sexualkontakte begünstigen kann.» Portner-Helfer ortet aber nach wie vor Handlungsbedarf. «21,6 Prozent der Bevölkerung trinken chronisch oder punktuell risikoreich – diese Gruppe darf man nicht vergessen.» Sowohl der chronische als auch der punktuelle Risikokonsum sind seit 2011 insgesamt stabil geblieben.
T.N.