Von der Kampagne “Kony 2012”, über den Kopfstoss von Zinédine Zidane bis zum Flash-Mob: Das Internet bietet verschiedene Phänomene
Das Internet wird von zahlreichen Experten als eine der grössten Veränderungen des Informationswesens seit der Erfindung des Buchdruckes mit grossen Auswirkungen auf diverse Bereiche des alltäglichen Lebens betrachtet. Das Internet bietet die verschiedensten Dienste an, wie die Nutzung von E-Mail, Telnet (typischerweise genutzt zur Fernsteuerung von Computern), Usenet (elektronisches Netzwerk, neben dem World Wide Web), Dateiübertragung, wie auch Telefonie, Radio und Fernsehen an, ausserdem galt es schon oft als Sprungbrett für eine Karriere im Show-Business. Dabei spricht man häufig auch von einem Internet-Phänomen. Ein Internet-Phänomen kann in Form eines Links, aber auch in Form einer Bild-, Ton- oder Videodatei auftreten. Seit der zunehmenden Verbreitung des Internets im privaten und gewerblichen Umfeld und dessen Etablierung als Massenmedium seit Mitte der 1990er Jahre ist es praktisch jedem möglich, Inhalte im Internet hochzuladen, sich anzusehen oder herunterzuladen. Wer im Internet surft, weiss, dass man nahezu über jedes Thema Inhalte finden kann. Bei Internet-Phänomenen geht es meistens um humoristische, satirische oder „schockierende“ Inhalte, oft werden eigene Einträge, natürlich als Werbung genutzt.
„You have been Rickrolled“
Als Musterbeispiel eines Internet-Phänomens gilt laut Wikipedia das „Rickrolling“. Dabei wird ein ahnungsloser Internetnutzer durch einen Link auf das Musikvideo zu Rick Astleys Lied „Never Gonna Give You Up“ geleitet. Gelockt wird der Internetnutzer durch einen Text in E-Mails oder Links. Diese führen dann zu einer eigenen Webseite oder zu einem Videoportal, wie YouTube. Man wird also “gerickrollt”. Inzwischen wurde „Never Gonna Give You Up“ mehr als 60 Millionen Mal auf YouTube angesehen, doch dies ist noch nicht alles. Bei den MTV Europe Music Awards 2008 machte sich eine Internet-Gemeinde einen Spass daraus, dass die Nominierten und anschliessend der Gewinner übers Internet gewählt werden sollten. Dies führte schliesslich wirklich dazu, dass Rick Astley in der Kategorie Best Act Ever gewann, kein Humor für diesen Scherz zeigte jedoch das Publikum.
Der Kopfstoss von Zidane
Als Zinédine Zidane im Endspiel der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 mit seinem Kopf gegen Marco Materazzis Brust stiess, löste dies im Internet grosses Furore aus. Es wurden Online-Spiele entwickelt, bei welchen man möglichst vielen italienischen Fussballspielern Kopfstösse erteilen musste. Ausserdem wurde die Szene nachgespielt, gefilmt und im Internet hochgeladen. Ein weiteres Beispiel lieferte Andy Milokaniks. Durch das Hochladen eigener, kurzer Videos, wurde er sehr schnell weltbekannt. Seine Internet-Popularität führte zu einer eigenen Comedyshow bei MTV, von welcher bereits drei Staffeln in Amerika ausgestrahlt wurden. Ebenfalls zu Internet-Phänomenen gehören sogenannte „Prank-Flash“, „Screamer“ oder „Shock-Flash“, dies sind Flash-Animationen bei welchen man zunächst durch leise Musik und einer normalen Geschichte abgelenkt wird, plötzlich aber taucht aus dem Nichts eine Horrorgestalt auf, welchen den Betrachter erschrecken soll. Auch vor der Politik machen Internet-Phänomene keinen Halt, so geschah in Deutschland folgendes: In einem Zeitungsinterview hatte Axel E. Fischer, Vorsitzender der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft des Deutschen Bundestags ausgeführt, es müsse ein “Vermummungsverbot” (Klarnamen-Nennung) in allen Internet-Foren geben. Im Gegenzug würde ein „Radiergummi“ entwickelt werden, mit dem man Inhalte aus dem Internet löschen könne. Die Netzgemeinde fühlte sich vom obersten Sachverständigen des Bundestags in mehrfacher Hinsicht provoziert: Die Vokabel „Vermummungsverbot“ stellt sie auf eine Stufe mit gewalttätigen Beteiligten an Straßenschlachten, und die Löschung einmal in das Web eingestellter Informationen ist schier unmöglich – „das Netz vergisst nie!“ Eine Vielzahl vermeintlich genauso sinnfreier fiktiver Forderungen („Axel E. Fischer, CDU, fordert“) wurden anschliessend auf Twitter und in Blogs tausendfach weiterverbreitet. Sie verbinden jeweils kreativ einen Fachbegriff aus dem IT-Bereich mit einer sinnlosen Forderung und verulken so die fehlende Sachkunde des Politikers. Nach einer Woche war Fischer mit mehr als einer Million Treffern bei Google (nach zuvor wenigen hundert) einer der im Netz bekanntesten Politiker Deutschlands. Ein weiteres Beispiel ist das Video über den gebürtigen Ugander Rebellenführer und mutmaßlichen Kriegsverbrecher Joseph Kony auf YouTube, welches von der amerikanischen Organisation „Invisible Children“ veröffentlicht wurde. Innert fünf Tagen wurde das Video 70 Millionen Mal aufgerufen, weitere Kampagnen wurden von zahlreichen Internetnutzern unter dem Titel „Kony 2012“ verfolgt. Noch nie zuvor habe es eine in sich derart schnell verbreitende Video-Kampagne gegeben. Andere, eher witzige, Internet-Phänomene stellen beispielsweise das Planking oder der Flash-Mob dar. Das Planking wurde durch den tödlichen Unfall eines Australiers populär. Dabei legen sich Personen stocksteif auf den Boden, zwischen Bäume oder andere gefährliche Orte.
Beim Flash-Mob hingegen verabreden sich Teilnehmer, welche sich nicht kennen, übers Internet, um an einem bestimmten öffentlichen Ort genau dieselbe Handlung durchzuführen (beispielsweise eine Choreographie, applaudieren, das Rufen von gleichen inhaltlichen Texten) und sich dann plötzlich wieder aufzulösen. Am 5. März 2012 hat Unicef Italien einen Flahmob für ihr neues Jugendprojekt lanciert, dabei haben die Jugendlichen auf 30 öffentlichen Plätzen in ganz Italien zu der Musik von Mimì De Maio getanzt. Der grösste Flash-Mob hatte über 18’000 Teilnehmer und fand während des Eurofestivals in Oslo am 29. Mai 2010 statt. als Internet verbindet, dies öffnet eine neue Welt an Möglichkeiten, jedoch ist zu bedenken, dass das Internet auch Schaden anrichten kann. Cyber-Mobbing, Datenschutz-Probleme und illegale Geschäfte sind nur einige der realen und aktuellen Probleme der Gesellschaft.„Das Internet ist das erste von Menschenhand erschaffene Ding, das der Mensch nicht versteht. Es ist das grösste Experiment in Anarchie, das es jemals gab.“ Eric Schmidt, CEO von Google.
M.S.