In der Schweiz sollen keine Quäl-Pelze mehr verkauft werden. Der Ständerat hat gestern ein Postulat von Pascale Bruderer (SP) mit dieser Stossrichtung angenommen. Nun soll der Bundesrat ein Importverbot für «tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte» prüfen
Für Katharina Büttiker von der Stiftung Animal Trust war der Entscheid längst überfällig: «Es kann doch nicht sein, dass wir den Schweizer Bauern gewisse Haltungsformen und Tötungsmethoden verbieten – und wir dann Produkte aus unerlaubten Qualhaltungen aus dem Ausland importieren.» Das sei, «als ob man das Drehen von Kinderpornos in der Schweiz verbietet, den Import solcher Filme aber erlauben würde». Die Politik habe diesen Widerspruch erkannt, freut sich Büttiker. Dies zeigten mehrere erfolgreiche Vorstösse in den letzten Monaten. So hat sich der Nationalrat zu Beginn dieser Frühlingssession für ein Importverbot für Haifischflossen ausgesprochen. Schon letzten November nahm er eine Motion an, die ein Handelsverbot für Robbenfelle forderte. Nun müssten weitere Tierprodukte ins Auge gefasst werden, verlangt Büttiker. «Ich denke in erster Linie an gestopfte Gänseleber und Froschschenkel.» Auch deren Produktion sei im Inland verboten, der Import aber erlaubt. «Damit muss endlich Schluss sein!» Noch weiter geht die Fair-Food-Initiative, für die die Grünen derzeit Unterschriften sammeln. Sie fordert, dass ausländische Produkte künftig nicht nur beim Tierschutz Schweizer Standards erfüllen müssen, sondern auch bezüglich Qualität, Arbeitsbedingungen und Umweltschutz. Ausländische Billigpoulets oder Tomaten, die von unterbezahlten Arbeitern geerntet wurden, wären nach einer Annahme der Initiative tabu. «Das Beispiel Pelz zeigt, wie stossend es ist, wenn die Schweizer Standards nicht eingehalten werden», sagt der grüne Nationalrat Bastien Girod. «Ich weiss nicht, weshalb das bei schlecht gehaltenen Kälbchen oder ausgebeuteten Arbeitern anders sein sollte.»
Konsumenten sollen selber entscheiden
Für FDP-Nationalrat Andrea Caroni hingegen ist es das Wichtigste, dass die Produkte sauber deklariert sind. «Dann können die Konsumenten selber entscheiden, ob sie ein Produkt kaufen wollen – oder aufgrund von ökologischen oder sozialen Faktoren darauf verzichten.» Dies gelte auch, wenn Tiere geringfügig anders gehalten werden als vom Schweizer Tierschutzgesetz vorgesehen. «Bei wirklicher Tierquälerei aber kann ein Importverbot unter Umständen eine Option sein.» Denn Tiere könnten sich ja gegen Quälerei nicht wehren. Sollte sich der Bundesrat in der Pelzfrage für ein Verbot aussprechen, muss auch er sich mit der Frage beschäftigen, ab wann ein Pelzprodukt «tierquälerisch erzeugt» ist. Denn Bruderer verlangt in ihrem Postulat nicht explizit Schweizer Standards. Für Büttiker ist klar: «Eigentlich dürfte man nach dieser Definition gar keine Pelze mehr importieren – denn nicht tierquälerisch produzierte Pelze gibt es gar nicht.» Eine andere Position vertritt der Schweizerische Pelzfachverband. Nach dessen Angaben stammen die meisten in der Schweiz verkauften Pelze «aus skandinavischen Ländern, die ähnlich hohe Tierschutzstandards haben wie wir».
Tijana Nikolic