Studenten scheinen immer weniger Rechte zu haben. Vor kurzem wurden die Studiengebühren der Unis erhöht, nun sollen auch die Gebühren an Hochfachschulen erhöht werden und der Staat erlaubt Neoliberalen Vorträge an der Uni zu halten. Wann ist es endlich genug?
IWF-Chefin Christine Lagarde hat letzte Woche eine Rede an der Universität Zürich gehalten. Studenten und Linksaktivisten wehrten sich dagegen, dass «neoliberalen Akteuren» eine Plattform geboten werde. Rund 100 Studierende und Linksaktivisten haben gegen einen Auftritt von IWF-Chefin Christine Lagarde an der Universität Zürich demonstriert. Lagarde konnte ihre Rede zum Thema «Geteilter Wohlstand in einer globalisierten Welt» aber wie geplant halten. Wie ein Sprecher der Universität Zürich sagte, waren auch einzelne Vermummte unter den Demonstranten. Die Stimmung sei aggressiv gewesen. Die Polizei, die vorsorglich mit einem Aufgebot ausrückte, musste aber nicht einschreiten. Zur Demonstration aufgerufen hatte die Gruppierung «Uni von unten». Sie kritisiert, dass die Uni Zürich «immer wieder neoliberalen Akteuren ermöglicht, ihr Handeln in ein gutes Licht zu rücken». Auch ein früherer Auftritt von Nestlé-Chef Peter Brabeck wurde von Protesten begleitet. Ein Vortrag von Novartis-Chef Daniel Vasella im Jahr 2009 wurde aus Sicherheitsgründen sogar abgesagt. Lagarde nahm in ihrer Rede implizit Bezug auf die aktuellen politischen Entwicklungen in Europa: Verschuldete Staaten in Europa und anderswo sollen ihre Haushaltsdefizite lediglich schrittweise reduzieren, sagte sie. Zu harte Einschnitte würden in vielen Fällen die Wirtschaft bremsen, vor allem wenn sie bereits an geringem Wachstum leide, sagte Lagarde bei ihrer Ansprache. Die IWF-Chefin benannte zwar keine Staaten – ihre Rede kam aber einen Tag, nachdem Wähler in Griechenland und Frankreich mit ihren Voten die Sparkurse in ihren Ländern infrage gestellt hatten.
Hilfe für Studenten wäre nötig
Der Frust der Studenten liegt sicher auch daran, dass sie vermehrt Probleme haben eine Wohnung zu bekommen oder einen Nebenjob, wie eine Studentin von der Uni Zürich erzählte. Der Ruf der Studenten ist aus unerklärlichen Gründen, bei solchen Anliegen, sehr schlecht. Auch Stipendien scheinen je nach Sympathie verteilt zu werden. Manche bekommen was, andere nicht. Manche bekommen sogar sehr viel. Und bei anderen heisst es, die Eltern seien genug vermögend, die könnten das bezahlen. Das erscheint den Studierenden unfair und man muss sich Sorgen machen um seine Existenz. Einige leben wirklich am Existenzminimum und müssen jeden Rappen umdrehen. Ausserdem möchte man ja nicht sein Leben lang am Rockzipfel seiner Eltern hängen. Aber wie soll man selbstständig werden, wenn man kaum Chancen dazu bekommt. Aber die Schweiz möchte so viele Akademiker wie möglich ausbilden. Das ist doch ein totaler Paradox, der den Studenten nicht einleuchten will. Und die Uni hat nichts Besseres zu tun, als solche „Geldmacherheinis“ einzuladen um irgendwelche Vorträge über Finanzen zu halten. Sollte man nicht lieber schauen, dass faire Finanzierungen der Studenten möglich werden?
Denn da herrscht momentan ein grosses Defizit und zu solchen Vorträgen würde bestimmt die ganze Uni erscheinen. Darüber sollten sich die ganzen Verantwortlichen mal Gedanken machen.
HSG-Studierende fürchten eine zweite Erhöhung der Studiengebühren innert eines Jahres.
Die Nachricht traf die Studenten der HSGunerwartet und hart. Am 1. Mai gab der St. Galler Regierungsrat ein Sparpaket in der Höhe von 200 Millionen Franken bekannt. Der Rotstift wird nach den Plänen der Kantonsregierung auch bei der Universität St. Gallen angesetzt. Der Regierungsrat will eine Studiengebührenerhöhung durchsetzen und sowohl in der Lehre als auch in der Verwaltung Kosten einsparen.Das passt den Studierenden gar nicht, weil der Regierungsrat bereits zum zweitenmal innert eines Jahres an der Gebührenschraube dreht. Und das nicht moderat: Master-Studierende sollen ab Herbst 2014 bis zu 800 Franken, Langzeitstudierende bis zu 4’800 Franken und ausländische Studierende bis zu 3000 Franken mehr für ihre Ausbildung hinblättern. Und dies, nachdem vor vier Monaten die Studiengebühren für Schweizer um rund 400 Franken und für Ausländer schon um knapp 2000 Franken pro Jahr gestiegen sind. Statt nun aber Hörsäle zu besetzen, Sitzblockaden zu organisieren und laut an Protestzüge teilzunehmen, führen die Studierenden zumindest in der Öffentlichkeit einen leisen, fast schon stummen Protest durch. Über das soziale Netzwerk Facebook organsierten sie einen sogenannten Flashmob. So nennt man einen scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen Plätzen, bei denen sich die Teilnehmer persönlich nicht kennen, aber zusammen ungewöhnliche Dinge tun. Am Dienstagabend trafen sich rund 300 Studenten und HSG-Sympatisanten am Marktplatz und standen während Minuten still und bewegunslos.