Eine 16-Jährige lässt nachts das Telefon an, um ihrem Freund nah zu sein. Ende Monat gab es eine grosse Ueberaschung in der Höhe von 2800 Franken – trotz unlimitiertem Abo
Ein junges Mädchen (16) war frisch verliebt in ihren Freund. Darum telefonierten sie praktisch jeden Abend miteinander und liessen oft das Telefon die ganze Nacht lang an. «Wir wollten miteinander einschlafen», so die Verliebte. Zwischen acht und zwölf Stunden belegte die Hotelfachlehrtochter so an mehreren Nächten pro Woche die Telefonleitung. Da sie ein unlimitiertes Abo bei Orange hatte, machte sie sich aber keine Sorgen wegen der Rechnung. Was sie nicht wusste: Orange preist das Abo zwar als unlimitiert an. In einem Link auf der Homepage steht aber, es sei beschränkt auf 3000 Minuten oder 50 Stunden Telefonie. Diese Limite hatte sie mit ihren nächtlichen Schlafverbindungen schnell überschritten. Ihre Mutter ist empört. «Nie wurde ich bei Vertragsabschluss auf eine Limite hingewiesen und es gab keine Warnung per SMS », sagt sie. Die alleinerziehende Mutter findet: «Orange wirbt mit unlimitierter Telefonie, setzt aber Limiten, das ist unlauter.» Die Sprecherin von Orange erzählt jedoch in einem Interview nach diesem Vorfall, dass mit der My Orange App oder im Orange-Online-Kundenkonto die laufende Nutzung von Telefonie, SMS und Daten jederzeit kontrolliert werden kann. Bei der Datennutzung verschickt Orange zudem einen SMS-Hinweis, wenn 90% und schliesslich 100% des inbegriffenen Datenvolumens aufgebraucht sind.Die Lauterkeitskommission gibt der Mutter Recht: «Wer mit einem Preis wirbt, muss aus diesem für den Durchschnittskonsumenten deutlich hervorgehen lassen, auf welche Waren und Verkaufseinheit er sich bezieht. Etwaige Spezifizierungen müssen darüber hinaus gut lesbar sein.
„Der Unmut ist nachvollziehbar, wobei wir mit der Regelung unter anderem auch einem möglichen Missbrauch des Orange-Young-Angebots vorbeugen wollen. 3000 Minuten und 3000 SMS decken unserer Erfahrung nach den normalen privaten Gebrauch ausreichend ab“, so Therese Wenger, Sprecherin von Orange.
Orange ausnahmsweise kulant
Auch die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) kritisiert die Praxis von Orange. «Wer mit dem Begriff ‹unlimitiert› Werbung macht, muss davon ausgehen, dass die Kunden ein Abo ohne irgendwelche Einschränkungen erwarten», sagt Sprecher André Bähler. Der Hinweis, dass «unlimitiert» nach der Auffassung von Orange eine Beschränkung auf 50 Stunden bedeute, sei so aufgeführt, dass der Eindruck entstehe, Orange wolle den Kunden diese wichtige Information vorenthalten. Sprecher Bähler: «Die SKS fordert Orange auf, der Kundin die Kosten für die zu viel telefonierten Minuten zu erlassen.» Orange beharrte zunächst auf Bezahlung der Rechnung. Dann kam der Mobilfunkanbieter seiner Kundin aber entgegen. «Wir sind ausnahmsweise bereit, uns kulant zu zeigen und eine Reduktion der Rechnung um die Mehrkosten vorzunehmen», sagt Sprecherin Therese Wenger. Mittlerweile sind die Orange-Me-Flatrate-Angebote seit kurzem unlimitiert – ohne die oben erwähnte Regelung – und weiter wird geplant, die Orange-Young-Angebote in den kommenden Monaten anzupassen.