Aufgrund der Finanzkrise hat der Regierungsrat das Sanierungsprogramm San10 beschlossen. Allein in der Bildungsdirektion sollen nun im Jahr 2011 78 Millionen Franken und in den Jahren 2012 und 2013 je 172 Millionen Franken weniger zur Verfügung stehen. Alexandra Siegrist-Tsakanakis von IMPULS MITTELSCHULE, der Stelle für Öffentlichkeitsarbeit der Zürcher Mittelschulen, gab uns nähere Informationen über die Konsequenzen, die die Zürcher Mittelschulen betreffen. zum Interview
Frau Siegrist-Tsakanakis, erklären Sie uns bitte kurz, worum es bei San10 geht.
Unter dem Namen San10 hat der Zürcher Regierungsrat ein Sanierungsprogramm beschlossen, welches den mittelfristigen Haushaltsausgleich zum Ziel hat. Auch wenn die Details der Sparmassnahmen und somit die Vorgaben für die Zürcher Kantonsschulen noch nicht kommuniziert worden sind, sind drastische Kürzungen zu erwarten. So sollen allein im Bereich Bildung in den nächsten drei Jahren 422 Millionen Franken gespart werden.
Welche Folgen haben diese Kürzungen?
Bei den Zürcher Kantonsschulen wurde bereits in den letzten Jahren im Bereich Unterricht 20 % gekürzt. Wenn nun ein weiterer Abbau dazukommt, sind die zentralen Ziele unserer Ausbildung – Hochschulreife und Persönlichkeitsentwicklung – massiv gefährdet. Eine Korrektur der heutigen Bildungsziele nach unten wird unausweichlich.
Werden auch private Schulen davon betroffen sein oder ist dies ein Grund auf eine private Schule zu wechseln?
Grundsätzlich ist es richtig, dass jegliche Sparmassnahmen bei den öffentlichen Schulen deren Konkurrenzfähigkeit gegenüber den privaten Schulen schwächt. Ich bin aber überzeugt, dass wir gemeinsam mit Politik und Bevölkerung verhindern werden, dass der Abbau im geplanten Ausmass umgesetzt wird und wir das hohe Qualitätsniveau an den Zürcher Kantonsschulen aufrechterhalten können.
Wie kann man sich gegen dieses Sanierungsprogramm einsetzen? Wie setzt sich die Schulleiterkonferenz dagegen ein?
Als ersten Schritt haben wir im April 2010 die Mitglieder des Regierungs-, Kantons- und Bildungsrats sowie die Eltern aller unserer Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in einem Brief über die Folgen allfälliger weiterer Kürzungen für die Zürcher Kantonsschulen informiert. Diese erste Kontaktaufnahme wollen wir in den nächsten Wochen intensivieren. Zudem behalten wir uns vor, nach Bekanntgabe der Details zur Umsetzung von San10 im Juni weitere Schritte zu unternehmen.
Welche Reaktionen hatten Sie auf Ihren Brief?
Viele Schülerinnen und Schüler haben heftig darauf reagiert und fanden, man müsse sofort etwas unternehmen. Sie wissen, dass ab dem Jahre 2012 schon die Maturitätsprüfungen vor die Sommerferien vorverlegt werden und befürchten nun aufgrund von San10 weitere Kürzungen beim Unterricht.
Rückmeldungen auf unseren Brief haben wir auch von Elternseite und von einigen Politikerinnen und Politkern erhalten, die uns ihre Unterstützung angeboten haben.
Der NZZ zufolge führt kein Weg an den Finanzkürzungen vorbei, wie schätzen Sie die aktuelle Lage ein?
In finanziell schwierigen Zeiten sind sicherlich besondere Massnahmen erforderlich. Dass diese aber ausschliesslich die Ausgabenseite betreffen, ist unverständlich. Und wenn schon in Notsituationen Einsparungen vorgenommen werden, müssen sie spätestens bei erfolgter Entspannung der Finanzlage wieder rückgängig gemacht werden.
Wieso ist es Ihrer Meinung nach falsch in der Bildung zu sparen?
Wenn bei der Bildung gespart wird, muss man sich bewusst sein, dass die Folgen langfristig sind. Ein Leistungsabbau in der Bildung rächt sich immer erst nach Jahren. Die Wettbewerbsfähigkeit der kommenden Generation wird geschwächt, und dies schadet dem Forschungs- und Arbeitsplatz Zürich nachhaltig.
Manuela Salamone