Faton B., 24, aus Emmenbrücke LU ist Filialleiter einer Valora-Kioskfiliale. Doch seine eigentliche Berufung ist die Musik. In seinen Texten befasst er sich oft mit Vorurteilen gegenüber Ausländern und rappt darüber. Im Interview erzählt er mehr dazu von Tijana Nikolic
Was hast du musikalisch alles schon gemacht und erlebt?
Alles hat mit Big Tipp(einer Zweiergruppe mit meinem Kolleg) begonnen, wir haben zusammen zwei Alben (2008/2010) rausgebracht. Wir waren auch schon auf den Sommer-Hit CD`s 2009 und 2010 vertreten, dies sind die meistverkauften CD`s in Kosovo, Mazedonien und Albanien. Wenn man darauf vertreten ist, ist man sozusagen schon recht populär. Zusammen mit Big Tipp hatten wir schon viele Auftritte in der Schweiz, in Deutschland und sogar in Belgien. Zu den grössten Erfolgen zähle ich noch die Zusammenarbeit mit den sehr erfolgreichen, albanischen Sängern wie Duli, Mentor Kurtishi, Mimoza Shkodra und R’meni. Ja, das ganze mag für euch natürlich nicht so spektakulär klingen, aber für albanische Musiker sind das schon beachtliche Erfolge. Seit letzten Sommer habe ich zusammen mit meinen Jungs und meinem Bruder Toni das Musiclabel “Burrifort“ gegründet.Darin musikalisch vertreten bin ich (Fatoni G), Big Tipp, LS, Mube und Prince Beats. “Burrifort“ heisst übersetzt harter/starker Mann, damit meinem wir nicht die Muskeln, sondern den Charakter, das Gesicht und die Art und Weise wie jemand sein Leben führt. Seit der Gründung des Musiclabels haben wir schon zwei Videos aufgenommen und veröffentlicht, ausserdem arbeiten wir an einem Album. Das Musicvideo “Ausweis“ sorgte schon für viel Aufruhr, weil wir darin das Leben in der Schweiz thematisieren, wie auch die Vorurteile gegenüber den Ausländern.
Was genau willst du mit deiner Musik aussagen und wie stehst du Rassismus gegenüber?
Schau Mal, Musik ist für mich nicht mehr Wert als meine Familie, ich würde es nicht als mein Leben bezeichnen. Es ist nur ein Teil meines Lebens. Mit Musik verarbeite ich das was ich sehe, und was ich fühle. Deswegen rede ich in den Songs, über Hass, Schmerz, Gefühle und Unterdrückung.Ich glaube wir haben doch alle schon Rassismus erlebt, sei es in der Schule, bei der Suche nach einer Lehrstelle, Job usw. Es reicht doch wenn du schon hörst…„Was der hat einen BMW? Ja typisch Albaner“, oder „Die kann immer noch nicht Deutsch und ist seit 30 Jahren in der Schweiz. Typisch Jugo“, ich sage auch nicht zu jedem, der Käse oder Schokolade isst, „typisch Schweizer.“ Rassismus hat es schon immer gegeben, das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, sei es in Luzern oder sonst wo auf der Welt.
Was sagst du zum Artikel mit den Slogans der SVP? Und was sagst du allgemein zur SVP?
Ich habe die Slogans per Zufall auf Facebook entdeckt. Darüber haben sich alle wieder aufgeregt… Ich persönlich habe sie sehr amüsant gefunden, das ist halt die Provokation der SVP. Die haben das schon immer gemacht, und da wird sich in Zukunft auch nichts ändern. Ich halte nicht viel von Parteien, die schwerwiegend Rechts sind. Die SVP lebt, meiner Meinung nach, immer noch in der Schweiz des Jahres 1850 oder so. Das kannst du vergessen, mittlerweile leben hier sehr viele Ausländer. Da sollte man lernen miteinander gut auszukommen. Wenn du was essen gehst, zum Beispiel beim Asiaten, da hast du Reis,Gemüse, die Sauce, Fleisch und noch mehr..So in etwa ist die Schweiz. Die hat von allem ein Bisschen. Die SVP möchte halt nur noch Reis essen, der schmeckt doch nicht ohne Sauce? (lacht)
Was sagst du zur Petition gegen die Diskriminierung von Ausländern, wo es um die Fahrzeugversicherung geht?
Die werde ich 100% unterschreiben. Ich hatte vor 2 Wochen mit meinem Cousin genau über dieses Thema diskutiert. Er ist seit 2 Jahren Schweizer Bürger und bezahlt jetzt viel weniger für die Versicherung seines Autos. Aber wieso hat er vorher viel mehr bezahlt? Ob Schweizer Pass oder nicht, er bleibt derselbe Mensch. Deswegen sollten auch alle gleich viel bezahlen.
Was könnte man, deiner Meinung nach, im Bezug auf Rassismus besser machen in der Schweiz?
Wir können nicht viel gegen Rassismus machen. Wie schon gesagt, das ist schon so seit Jahren. Nicht nur in der Schweiz. Ich selber finde es sehr schade, dass sich das Ganze jetzt immer mehr zuspitzt in der Schweiz. Daran sind teils auch die Medien Schuld. Man sollte doch jedem eine Chance geben. Es ist mir bewusst, dass es viele kriminelle Ausländer gibt in der Schweiz, aber sicher mindestens genauso viele Schweizer wie Ausländer. Ausländer sind oft schuld an Kleinkriminalitäten. Daraus wird immer ein Drama gemacht und es heisst die grundbösen Ausländer. Aber wenn ein Schweizer noch viel schlimmere Verbrechen ausübt, wird er gleich anders behandelt, denn er kann angeblich nichtd dafür, weil er ja krank ist. Was ist viel schlimmer, wenn ich eine Bank ausraube oder zu schnell unterwegs bin auf der Strasse? Oder wenn man ein kleines Mädchen misshandelt oder eine Frau vergewaltigt? Es kann doch nicht sein, das ein Ausländer der geblizt wird, als Raser bezeichnet wird und ausgeschaffen werden muss und ein 55 Jähriger Schweizer der ein kleines Mädchen sexuell belästigt oder missbraucht bekommt irgendwie 1 Jahr auf Bewährung und muss in die Psychiatrie.Ich glaub da sollte man die Gesetze in der Schweiz verändern und fair anpassen.
Was sind deine Zukunftspläne?
Hmm…ich werde sicher mal ein bisschen Musik machen. Aber wichtiger ist mir mal, dass ich eine Familie gründe. Ich hoffe, ich heirate bald, damit ich viele Babys machen kann.
Schlusswort: Wenn du Hilfe suchst, dann bete zu Gott, weil nur er kann dir wirklich helfen!