Immer mehr junge Leute(vor allem Studenten) leiden an einer Volkskrankheit: Die Wohnungslosigkeit.
Ich(die Autorin) bin selber noch mitten im Studium und bin mit diesem Problem gut vertraut. Das Thema ist nicht neu, das Volk weiss darüber bescheid und doch ist die Situation bis heute gleich. Daher dachte ich, es wäre mal wieder an der Zeit, dem Thema einen Artikel zu widmen.
Zahlbare Mietwohnungen zu finden ist praktisch aussichtslos. Stösst man einmal auf eines der raren erschwinglichen Angebote an City-Lage, bilden sich bei der öffentlichen Besichtigung lange Warteschlangen vor dem Haus. Am schlimmsten ist es, wenn man einen auslaufenden Vertrag hat und unbedingt eine neue Bleibe braucht. Da ist der Zeitdruck enorm. Befristete Mietverhältnisse sind in der heutigen Zeit Gang und Gäbe. Naheliegend ist es dann, etwas in der Agglomeration zu suchen. Das ist etwas abgelegen und eventuell nicht ganz so gefragt wie Wohnungen in der City. Aber auch da ist das Angebot rar, denn viele haben diese Option entdeckt. In ganz fiesen fällen sind die Wohnungen nach der Besichtigung plötzlich einfach mal 200Fr. teurer als im Inserat. Der verantwortliche Portfolio-Manager der HGI Roger Zanoli sagt dazu: «Bei jeder Neuvermietung ist die Verwaltung von uns beauftragt, bei den Mietzinsen Anpassungen an die Orts- und Quartierüblichkeit zu prüfen.» Laut Zanoli werden die Liegenschaften jährlich von Experten zu Marktwerten geschätzt. So erfolge eine Überprüfung, ob die Mietpreise dem Markt entsprächen. Der Preis liege in der Grössenordnung vergleichbarer Kleinwohnungen an dieser Lage. Auch aus Sicht des Hauseigentümerverbandes Schweiz (HEV) sind solche Anpassungen legitim, wie die stellvertretende Direktorin Monika Sommer ausführt: «Bei einem Neuabschluss des Vertrags ist der Vermieter grundsätzlich frei, die Miete je nach Orts- und Quartierüblichkeit festzusetzen oder um eine kostendeckende Rendite zu erreichen. Die Kostenfaktoren aus dem vorhergehenden Mietverhältnis sind rechtlich dafür nicht relevant.» Solange ein Mietverhältnis Bestand hat, sind vor allem die Kostenfaktoren wie Hypothekarzins und Teuerung für die Entwicklung der Miete massgeblich. Einen Wechsel der Mieterschaft nehmen die
Verwaltungen aber oft zum Anlass, die Miete zu erhöhen – sofern der Markt dies hergibt. In der Praxis heisst das oft, dass identische Wohnungen im gleichen Haus nach einem Wechsel unterschiedlich teuer sind.
Im Kanton Zug schuf man Sonderzonen für den Mittelstand. Doch es ist zweifelhaft, dass sich sowas in Zürich schaffen lässt. Zürich hat einen Anteil an gemeinnützigem Wohnungsbau von stolzen 25 Prozent, in Zug sind es etwas über 5 Prozent. Das sind ganz andere Voraussetzungen. Der Kanton Zug hat auch die gesetzlichen Grundlagen für solche Sonderzonen geschaffen, im Kanton Zürich fehlen die entsprechenden Bestimmungen. Selbst wenn wir die gesetzlichen Grundlagen hätten: In Zürich besteht praktisch kein Potenzial mehr für Einzonungen wie in Zug, weil es in der Stadt keine freien Flächen mehr gibt. Die raumplanerischen Weichen hätte die Politik vor 20 Jahren stellen müssen, um sich genügend Flächen für gemeinnützigen Wohnungsbau zu sichern, etwa in Zürich-Nord oder Zürich-West. Das wird sich zeigen. Ideal wäre es, wenn Grundeigentümer bei grossen Bauvorhaben einen Teil des Planungsgewinnes investieren würden, um günstige Wohnungen zu schaffen. Eine gesetzliche Grundlage dafür fehlt im Kanton Zürich allerdings. Solche Investitionen kommen heute erst auf der Grundlage von Verhandlungen zustande. Wir dürfen darüber aber nicht vergessen: Die Stadt Zürich befindet sich dank ihrem hohen Anteil gemeinnütziger Wohnungen in einer landesweit einzigartigen Position. Darauf müssen man aufbauen.
Die PWG(Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigen Wohn- und Gewerberäumen der Stadt Zürich) will ihren Hausbestand vergrössern, um immer mehr Wohnungssuchenden in der Stadt Zürich preisgünstige Mieten und faire Mietkonditionen zu bieten. Der anhaltende Bedarf an diesem knappen Gut ist auch der Presse nicht entgangen, wie ein Blick in den Blätterwald in die letzten 20 Jahre zeigt. Da die PWG zwar über ein Startkapital von 50 Mio. verfügte, aber keine einzige Liegenschaft besass, zählte der Kauf von Liegenschaften von der Gründung an zu ihren Kerntätigkeiten. Wie ihr dies gelang, hing stark von der Situation auf dem Immobilienmarkt ab. Das Wachstum der PWG hat sich in den letzten Jahren verlangsamt. Grund dafür sind die Immobilienpreise in der Stadt Zürich, die sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt haben – nicht nur in besonders beliebten Quartieren wie dem Seefeld. Angesichts der Ausdehnung des Phänomens in andere Stadtquartiere sprach die Presse von einer «Seefeldisierung».
Der Regierungsrat beantragt dem Kantonsrat, die beiden Volksinitiativen des Mieterinnen- und Mieterverbandes Zürich (Transparente Mieten und Rechtsschutz für alle) ohne Gegenvorschlag abzulehnen. Die Regierung sieht keine Notwendigkeit, Mieterinnen und Mieter vor Miss-bräuchen und vor übersetzten Marktpreisen zu schützen. Sie verschliesst die Augen vor einem der drängendsten Probleme der Bevölkerung.
Transparente Mieten
Unbestritten ist, dass die Offenlegung von Anpassungen bei Neuvermietung eine dämpfende Wirkung auf die Mieten hat. Die massiven Aufschläge bei Mieterwechseln sind nicht nur ein Ärgernis. Die Aufschläge führen in den Ballungszentren auch dazu, dass Immobilienbesitzer flächendeckend übersetzte und mietrechtlich nicht mehr zulässige Erträge erzielen. Die Wiedereinführung der Formularpflicht zur Mitteilung des Anfangsmietzinses ist unerlässlich, um die Steigerung der Mieten und die Umverteilung zwischen der Mehrheit der Mieterinnen und Mieter und der Minderheit der Immobilieninvestoren zu bremsen.
Rechtsschutz für alle
Mit der Einführung der neuen Zivilprozessordnung (ZPO) am 1. Januar 2011 müssen Mieterinnen und Mieter hohe Kostenvorschüsse tragen, wenn Sie Kündigungen und Erstreckungsbegehren vom Mietgericht beurteilen lassen wollen. Diese Kosten zwingen Mieterinnen und Mieter, ungünstige Angebote der Vermieter zu akzeptieren. Der Verzicht auf die Gebühren im erstinstanzlichen Verfahren wird ausgewogenere Vergleiche vor der Schlichtungsbehörde ermöglichen. Es ist unerlässlich, den mit der neuen ZPO verbundenen Abbau des Rechtsschutzes im mietrechtlichen Verfahren rückgängig zu machen und auf die Erhebung von Gebühren an den Mietgerichten zu verzichten.
Flankierende Massnahmen in der Miet- und Wohnpolitik sind unerlässlich
Der MV Zürich fordert den Kantonsrat auf, die vom MV vorgeschlagenen Massnahmen ernsthaft zu prüfen. Wir sind überzeugt, dass flankierende Massnahmen in der Miet- und Wohnpolitik unerlässlich sind und eine Mehrheit der Bevölkerung hinter den Forderungen der beiden Initiativen steht.
Interview mit Konstantin Furrer (22), Student und seit Neustem befristeter Wohnungsmieter in Wiedikon:
Wie lange hast du gebraucht um eine Wohnung zu finden?
„ Ich hatte Glück, dass meine Freundin die Wohnungssuche übernahm. Glücklicherweise hat sie eine Kollegin, die uns ihre jetzige Wohnung überlässt und selber auszieht. Daher hatten wir nach einen Telefonat mit ihr schon eine neue Wohnung in Wiedikon gefunden. Jedoch nur befristet.“
Wie schwer ist es denn in Normalfällen, wie sind die Erfahrungen von anderen Studenten etc.?
„Im Normalfall ist es sehr schwer. Meistens bekommt man die Wohnung befristet für einige Monate. Danach fängt der ganze Stress von vorne an. So wie bei uns. Wir können in der neuen Wohnung nur bis Januar bleiben. Letztens war eine neue 4 1/2-Zimmer Wohnung in Wiedikon ausgeschrieben zu einem guten Preis. Um 8 Uhr stand sie im Internet. 10 Minuten später habe ich angerufen und sie war schon weg. WGs sind nicht sehr beliebt, wegen schlechten Erfahrungen. Pärchen werden bevorzugt.“
Ist es realistisch eine Wohnung in der Stadt Zürich zu suchen?
„Ich denke, eher nicht. Vor allem für Studenten. Weil sie einfach sehr teuer sind. Vor kurzem stand eine Wohnung an der Bahnhofstrasse frei. 5 ½ Zimmer für 6000Fr. Ich denke nicht, dass die ein Student mieten wird. Für Studenten gibt es gute Angebote z.B. in Oerlikon, Schwamendingen oder eben Wiedikon, wenn man Glück hat.“
Wie ist es für dich in Wiedikon zu wohnen?
„Ich finde es super. Man ist sehr zentral, finde ich. Es ist eine angenehme, friedliche Gegend. Viele junge Künstler zieht es hierhin. Es gibt überall Ateliers. Es lanciert sich langsam zu einem richtigen Szeneviertel. Auch die Bars sind super und ich fühle mich wohl. Meine Wohnung ist auch ziemlich alt und schön. Sie wäre auch hell, aber im Moment stehen leider Gerüste um sie herum wegen den Arbeiten.“
Was passiert denn genau mit den Wohnungen nach eurem Auszug?
„Das ganze Quartier ist von einem grossen Konzern aufgekauft worden. Die schönen alten Wohnungen kommen alle weg und es werden teure Lofts gebaut. Das gefällt mir gar nicht. Durch solche Bauten verliert Wiedikon sein gewisses Etwas.“