Wer zieht nach Zürich? Die Analyse «Zwischenhalt Zürich» von Statistik Stadt Zürich zeigt: Wer bei uns kommt und geht ist tendenziell jung, ledig, kinderlos
Mit jährlich 40 000 Zuzügen und beinahe ebenso vielen Wegzügen ist die Bevölkerung der Stadt Zürich in ständigem Wandel. Die in den letzten Jahren zugezogenen Personen blieben häufig nur wenige Jahre in der Stadt. Mehr als die Hälfte der Personen, die zwischen 2007 und 2011 aus Zürich wegzogen, wohnten maximal ein Jahr in der Stadt. Ein weiteres Viertel wohnte zwei bis fünf Jahre in Zürich. Manche Nationalitätengruppen sind besonders mobil. Inderinnen und Inder wiesen in den vergangenen Jahren im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsbestand besonders hohe Zu- und Wegzugszahlen auf; aber auch Deutsche waren sehr mobil. 2011 war rund die Hälfte der Zugezogenen zwischen 20 und 40 Jahre alt. Von den Weggezogenen waren ebenfalls relativ viele in dieser Altersklasse (37 %). Fast drei Viertel der Zuzügerinnen und Zuzüger waren ledig. Unter den Wegzügerinnen und Wegzügern waren die ledigen Personen dagegen etwas weniger stark vertreten (66 %). 63 Prozent der Zuzügerinnen und Zuzüger waren ausländischer Nationalität. Auch bei den Wegzügerinnen und Wegzügern waren Ausländerinnen und Ausländer in der Mehrheit (54 %). Ein Grossteil der in den letzten Jahren Zu- und Weggezogenen war jung, ledig und kinderlos. Zuzüge aus der Schweiz erfolgten häufig aus den anderen grossen Städten – vor allem aus Winterthur, Basel, Bern und St. Gallen. Bei den Wegzügen stand Winterthur ebenfalls an der Spitze. Rund 730 Personen zogen im Jahr 2011 dorthin. Im Vergleich der Kantone erfolgten 2011 rund 47 Prozent aller Zuzüge in die Stadt aus dem Kanton Zürich (Wegzüge: 60 %). Jede fünfte zuziehende Person wohnte zuvor in der Agglomeration. Umgekehrt zog jede
dritte Person, die 2011 aus Zürich wegzog, in die Agglomeration. Am häufigsten wurden dort die Gemeinden Schlieren, Opfikon, Adliswil und Dübendorf als neue Wohnorte gewählt. Betrachtet man die Zu- und Wegzüge im Zeitverlauf seit den 1930er-Jahren, wird deutlich, dass es schon einmal wesentlich mehr Wanderungsbewegungen in der Stadt Zürich gegeben hat. Die Zuzüge und auch die Wegzüge nahmen nach dem zweiten Weltkrieg, der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, immer stärker zu. Dabei zogen mehr Personen zu als weg; die Bevölkerung wuchs. Anfang der 1960er-Jahre wohnten so viele Leute in der Stadt wie nie. Die Zahl der Zu- und Wegzüge war ebenfalls hoch. Beispielsweise nahm der Anteil der Italienerinnen und Italiener in jener Zeit stark zu. In den 1960er-Jahren gab es eine Trendwende: es zogen viele Personen aus der Stadt weg, Zu- und Wegzüge nahmen als Folge ab, pendelten sich auf einem tieferen Niveau ein und hielten sich in etwa die Waage. Seit 1998 zählte man erneut jedes Jahr mehr Zuzüge als Wegzüge. Von 2001 bis 2011 zogen jährlich rund 41 000 Personen zu und 39 000 Personen weg. Die Bevölkerung der Stadt Zürich wuchs in dieser Zeit um 28 000 Personen auf einen Bestand von über 390 000 Personen. Die Zahl der Zuzüge von ausländischen Personen in die Stadt Zürich hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Bei den Schweizerinnen und Schweizern hat die Zahl dagegen leicht abgenommen. Ausländerinnen und Ausländer zogen häufiger weg als Schweizerinnen und Schweizer. Dies ist allerdings erst seit dem Jahr 2000 der Fall, vorher wurden mehr Wegzüge von Schweizerinnen und Schweizern verzeichnet. Ein Grund für die grössere Mobilität von ausländischen Personen kann darin liegen, dass ein Teil mit einer Kurzaufenthaltsbewilligung für einige Monate nach Zürich kam, um hier zu arbeiten. Generell zogen mehr ausländische Personen in die Stadt als weg, was zu einem positiven
Wanderungssaldo führte. Anders bei den Schweizer Personen: Sie wiesen schon seit Jahrzehnten einen negativen Wanderungssaldo auf. Anfang der 1990er-Jahre zogen viele Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien wegen des Bürgerkrieges nach Zürich. Nach einer zweiten Spitze im Jahr 1999 nahm die Zahl der Zuzüge aus dieser Region – als dort langsam wieder Frieden einkehrte – stark ab. Im Jahr 2007 zogen viele ausländische Personen, insbesondere Deutsche, in die Stadt Zürich. Die Einschränkungen zum Personenfreizügigkeitsabkommen, welches 2002 eingeführt wurde, fielen ab diesem Zeitpunkt weg. Grafik 2.6 zeigt den kumulierten Wanderungssaldo ausgewählter Nationen seit 1993. Das starke Bevölkerungswachstum der Deutschen kommt darin besonders deutlich zum Ausdruck. Auch die Zahl der Zu- und Wegzüge von indischen Personen stieg in dieser Zeit an. Von 2008 bis 2011 zogen vermehrt Personen aus südeuropäischen Ländern wie Spanien und Portugal zu. Angesichts der Wirtschaftskrise und hohen Arbeitslosigkeit in diesen Ländern wird die Schweiz und damit auch die Stadt Zürich zurzeit als attraktiver Standort für Personen im erwerbsfähigen Alter wahrgenommen. Die grosse Mehrheit der Zu- und Wegziehenden war zwischen 20 und 30 Jahre alt.
Italieneranzahl stark vertreten
1993 waren die Italienerinnen und Italiener mit mehr als 21 000 Personen noch die am stärksten vertretene ausländische Nation in der Stadt Zürich. Ihre Zahl hat seither stark abgenommen und betrug Ende 2011 nur noch 13 144. Die Abnahme verteilte sich über fast alle Alterskategorien, einzig bei den Personen im Rentenalter wurde seit einigen Jahren eine Zunahme verzeichnet. Interessant ist, dass in den 1990er-Jahren viele Personen im Alter um die 60 wegzogen. In den letzten Jahren gab es in dieser Altersklasse deutlich weniger Wegzüge. Viele Italienerinnen und Italiener kamen als 20- bis 30-Jährige in den 1960-Jahren in die Schweiz um hier zu arbeiten. Diejenigen, die nicht in ihr Heimatland zurückgekehrt sind oder sich nicht in der Zwischenzeit einbürgern liessen, sind jetzt im Alter zwischen 70 und 80 Jahren.