An jedem letzten Mittwoch im Monat herrscht im Acapulco in Zürich heiteres Treiben. Da bekommen talentierte Schreiber die Gelegenheit sich ins Rampenlicht zu stellen
Es ist schon erstaunlich, was man so alles durch Sprache zu Stande bringt. Denn längst dient sie nicht nur der eigentlichen Kommunikation. Poetry Slam und Dichtungsringe sind die neue und amüsante Devise. Alltägliche Themen und Problemchen werden auf verschiedenste Art und Weisen auf der Bühne vorgetragen und durchdiskutiert. Achtung Ansteckungsgefahr! Poetry Slam – Als Wettkampf gestaltetes Vorlesen eigener Texte von “jungen” Autoren. Die Poesie, also das Gedicht im Text, ist dabei nur bedingt anwesend; dass es sich reimt ist keine Bedingung. Die Texte müssen selbstgeschrieben sein, und vorzugsweise das Publikum begeistern, um es für sich zu gewinnen. Und um die Flasche Whisky zu gewinnen, die dem besten Slam Poeten winkt. Um ebendiese Begeisterung des Publikums in kräftigen Applaus zu verwandeln, hat der vorlesende „Poet“ höchstens drei bis fünf Minuten Zeit. Dann wird knallhart bewertet – entweder durch eine spontan ausgewählte mehrköpfige Jury aus dem Publikum, die dann mittels Handtafelanzeige dem Moderator anzeigt, wie gut ihnen der Text gefiel oder durch die gesamte Zuhörerschaft, die es durch Applaus kundtut. Dichtungsring – Eine Art Spielwiese, auf der man seine meist neuen Texte vortragen kann, um sie an einem Testpublikum auszuprobieren. Es wird zwar (hoffentlich) geklatscht, jeodch nicht bewertet und belohnt, schon gar nicht. Beim Dichtungsring geht es auch darum, neue Slam Poeten zu “rekrutieren”, oder solche, die es mal werden könnten aber noch nichts davon wissen, zu motivieren. Es ist eine Art “offenes Mikrofon” für jedermann und -frau. Wer selber schreibt, kann hier die Wirkung seiner Texte auf echtes Publikum testen.
Interview mit dem „Slam Poeten“ <Här ius>:Wie kommt man zu Poetry Slam?
Es reicht meistens, an einer einzigen Poetry Slam-Veranstung gewesen zu sein, um sich davon infizieren zu lassen. Entweder hat man vorher schon eigene Texte geschrieben und sieht da, dass man diese ganz gut auch vortragen könnte, statt in dem alten, zerknitterten Notizbuch vergammeln zu lassen, oder man verspürt anschliessend selber die Lust, eigene Texte zu schreiben und diese vorzutragen.
Was hat dich persönlich überzeugt?
Die Flasche Whisky, die es jeweils zu gewinnen gibt. (lacht)
Wie oft hast du denn schon so eine Flasche gewonnen?
Noch nie. Ich habe erst an ganz wenigen Slams teilgenommen. Das liegt vor allem daran, dass ich nicht so viele fertige, publikumstaugliche Texte habe.Ich nehme öfters an Dichtungsringen teil, da kann ich meine angefangenen Texte “ausprobieren” oder mit einem Freund zusammen die Dialoge, die wir gemeinsam schreiben, vortrage. Ich bin aber schon mal Zweiter geworden, also Vize-Whisky-Flaschen-Gewinner!
Worum geht es in deinen Texten?
Grundsätzlich um alles. Gott und die Welt, Hans und Heiri, Kreeti und Pleeti, wozu mir gerade etwas einfällt. Einzige Gemeinsamkeit: Meine Texte sind meistens eher lustig. Oder zumindest locker-flockig unterhaltsam. Nicht, dass ich da besonders drauf achte, aber es entwickelt sich halt meist so. Ernste, kritische oder politische Texte sind gar nicht mein Ding. Ich denke, dass das Publikum meist auch lieber etwas zu lachen hat, als schwere Kost.
Und zum Schluss: eine kleine Kostprobe?
Nein danke, bin grad etwas heiser. (lacht) Klar, gerne: 3 Haikus (japanische Kurzgedichte mit 17 Silben) “Katzen mit den Tatzen auf Luftmatratzen: Nicht kratzen, sonst platzen!”
“Der Hase springt hoch, der Hase springt weit. Soll er doch, er hat ja Zeit.”
Tijana Nikolic