Seit April 2009 müssen Männer, die aus Gewissensgründen keinen Militärdienst leisten wollen, nicht mehr zur Gewissensprüfung antreten. Sie müssen nur erklären, aus Gewissensgründen keinen Militärdienst leisten zu wollen, und bereit sein, anderthalb Mal länger Dienst zu leisten als in der Armee. Dies gilt als Tatbeweis. Nach der Abschaffung der Gewissensprüfung hatte das Interesse am Zivildienst stark zugenommen. Der Bundesrat erhöhte in der Folge die Hürden leicht. So beschloss er Verschärfungen für Wechsel aus der Armee in den Zivildienst. Weil die Zahlen dann wieder zurückgingen, verzichtete er darauf, weitere Massnahmen zu ergreifen, um den Zivildienst weniger attraktiv zu machen. Der Zivildienst stellt nun fest, dass die Gesuche immer früher gestellt werden: Im vergangenen Jahr erfolgten rund 48 Prozent der Zulassungen (2011: 43 Prozent) auf Basis von Gesuchen, die vor der Rekrutenschule eingereicht wurden.
Die Zahl der Zivildienstleistenden ist wieder leicht angestiegen. Im vergangenen Jahr wurden 5139 Personen neu zum Zivildienst zugelassen. Dies sind 469 Personen mehr als im Vorjahr. Der Zivildienst spricht von «stabilen Verhältnissen»: Die Zahl der Zulassungen sei zwar höher als zu Zeiten der Gewissensprüfung, jedoch deutlich tiefer als in den Jahren 2009 und 2010, den ersten beiden Jahren nach Abschaffung der Gewissensprüfung, heisst es in einer Mitteilung.
1,2 Millionen Tage im Einsatz
Rund 15’000 Zivis haben im vergangenen Jahr einen Einsatz geleistet (2011: 14’349). Zusammen seien sie 1,2 Millionen Tage im Einsatz gestanden, schreibt der Zivildienst – vor allem in Spitälern und Altersheimen, in Institutionen für Kinder, Jugendliche oder Behinderte sowie zu Gunsten des Umwelt- und Naturschutzes. Der Bestand der zivildienstpflichtigen Personen beläuft sich auf 27’882 Personen. Obwohl sich die Anzahl der geleisteten Diensttage in den letzten zehn Jahren mehr als vervierfacht habe, sei der Vollzug nicht teurer geworden, heisst es weiter. Der Netto-Aufwand lag 2012 bei rund 6,5 Millionen Franken. Die Einsatzbetriebe entrichten dem Bund eine Abgabe als Ausgleich für die Arbeitskraft. 2012 beliefen sich die Einnahmen auf 17 Millionen Franken; der Zivildienst erreichte damit einen Kostendeckungsgrad von rund 70 Prozent.
Der Zivildienst teilte auch mit, dass der Leiter der Vollzugsstelle, Samuel Werenfels, die Stelle verlässt, um neue Herausforderungen anzunehmen. Unter seiner Leitung war der Zivildienst entstanden. Die Vollzugsstelle habe das Wachstum in den vergangenen Jahren erfolgreich bewältigt, heisst es in der Mitteilung. Werenfels hatte 1987 beim Bund das erste Konzept für den Vollzug der «Arbeitsleistung infolge Militärdienstverweigerung» entworfen. Nach der Annahme des Verfassungsartikels für einen «zivilen Ersatzdienst» leitete er die Arbeiten am Zivildienstgesetz. Als 1996 der erste Mann sein Zivildienstgesuch einreichte, habe Werenfels dieses persönlich entgegen genommen, schreibt der Zivildienst. Heute zählt die Vollzugsstelle 100 Mitarbeitende.