Unter dem Motto „Hoffnung für Kinder und Jugendliche in humanitären Krisen“ sprachen Bundesrat Didier Burkhalter sowie der DEZA-Direktor Manuel Sager zu dem Engagement der Schweiz, jungen Menschen in Krisen wieder Hoffnung für die Zukunft zu geben
Welchen Beitrag leistet die Schweiz, um angesichts der humanitären Krisen einer verlorenen Generation vorzubeugen? Was tut sie, um den mehr als 30 Millionen Kindern und Jugendlichen, die derzeit weltweit auf der Flucht sind, wieder Perspektiven zu geben?
Solche Fragen standen im Zentrum der Jahrestagung der Humanitären Hilfe des Bundes und des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH) im Berner Kursaal.
„Unerschöpfliches Potenzial“
Die humanitäre Verantwortung der Schweiz sowie die Notwendigkeit, gerade jungen Menschen in Konfliktsituationen Unterstützung zu bieten, waren die Kernanliegen der Jahrestagung in Bern.
In seiner Ansprache erläuterte Bundesrat Didier Burkhalter die drei Prioritäten der Schweiz im aussenpolitischen Engagement für Kinder und Jugendliche: Schutz, Schaffung von Perspektiven und Einbindung der Jugendlichen als Akteure. „Die Jungen stellen ein unerschöpfliches Potenzial dar“, betonte Bundesrat Burkhalter, „für den Frieden, für die Entwicklung und für die Gestaltung unserer Zukunft.“ Die DEZA werde künftig noch mehr in die Bildung vor Ort investieren und erhöhe ihr Entwicklungsengagement im Bereich der Grundbildung und der Berufsbildung um 50 Prozent, sagte der Vorsteher des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten weiter.
Bekämpfung der Hungerkriese
In seiner Rede kam Bundesrat Burkhalter auch auf die Krise in Syrien zu sprechen und begrüsste die Lancierung der fünften Runde der Syriengespräche tags zuvor in Genf. Er dankte dem UNO-Sondergesandten Staffan de Mistura und dessen Team für ihr grosses Engagement und versprach, dass die Schweiz diesen Prozess weiterhin tatkräftig unterstützen werde. Ausserdem stellte er die Teilnahme der Schweiz an der Syrienkonferenz am 5. April in Brüssel in Aussicht. Ferner erinnerte Bundesrat Burkhalter an die 20 Millionen Menschen, die in Nigeria, Südsudan, Somalia und Jemen akut vom Hunger bedroht sind.
Er kündete an, dass die Schweiz auf Bitte der UNO gemeinsam mit Schweden eine Jemenkonferenz am 25. April in Genf durchführen werde. Dies sei als weiterer Beitrag zur Bekämpfung der Hungerkrise in der Region zu werten.
Bericht aus Flüchtlingslager in Kenia
DEZA-Direktor Manuel Sager konnte den mehr als 1200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern – darunter fünf Nationalräte sowie rund 80 Vertreterinnen und Vertreter ausländischer Botschaften und Missionen – von seinen persönlichen Erlebnissen und Begegnungen erzählen, allen voran von seinem Besuch in einem der grössten Flüchtlingslager der Welt im Norden Kenias.
„Meine Reise zum Horn von Afrika im Februar hat mich zu tiefst berührt, insbesondere das Lager Kakuma, in dem rund 190.000 Flüchtlinge leben. Sie mussten alles hinter sich lassen und haben oft keine Möglichkeit, einen Beruf auszuüben oder zu erlernen“, erklärte der DEZA-Direktor. Das an der Jahrestagung vorgestellte „Skills-for-Life-Projekt“ der DEZA will diesem besorgniserregenden Trend entgegenwirken und bietet Flüchtlingen sowie der lokalen Bevölkerung in Kakuma die Chance, einen Beruf zu erlernen, mit dem sie später nicht nur ihren Lebensunterhalt bestreiten, sondern auch ihre Zukunft in ihre eigene Hände nehmen können.
Junge Menschen ergriffen selber das Wort
Ein Höhepunkt der diesjährigen Jahrestagung waren die jungen Menschen, die selbst das Wort ergriffen. So hatten Schulklassen aus Simbabwe und Ruanda die Möglichkeit, per Videobotschaft ihre Sichtweise der humanitären Prinzipien zu präsentieren, während Schülerinnen und Schüler aus der Schweiz und Österreich ihre Auffassung der humanitären Hilfe live auf der Bühne darlegen konnten. Die Schulklassen hatten zuvor die humanitären Prinzipien per Lernmodule des von der DEZA initiierten Projekts „Humanity“ gelernt, welches in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK), dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung (IFRC) sowie der Pädagogischen Hochschule Zug entwickelt wurde.
Ein weiterer Höhepunkt des Rahmenprogramms war die Podiumsdiskussion, an der Pierre Krähenbühl, Generalsekretär des Palästinenserhilfswerks (UNRWA), Elhadj As Sy, Generalsekretär der IFRC, Petra Heusser, Kinderschutzexpertin des SKH, sowie Dr. Ayoade Olatunbosun-Alakija, Vertreterin der Nigerianischen Regierung, über Projekte, die Perspektiven für Jugendliche schaffen, diskutierten.
Verschiedenste Facetten humanitärer Arbeit
Abschliessend ergriff der Delegierte der Humanitären Hilfe das Wort. Manuel Bessler unterstrich erneut die Notwendigkeit, sich im Hier und Jetzt um die jungen Menschen zu kümmern. „Um das Potenzial der jungen Generation nicht zu verlieren, benötigen sie Schutz, Unterstützung und Bildung. Denn sie sind diejenigen, die unsere Zukunft bestimmen.
“ Wie jedes Jahr bot die Jahrestagung der Humanitären Hilfe des Bundes und des SKH humanitären Akteuren sowie anderen interessierten Teilnehmern ein vielfältiges Programm, welches die verschiedenen Facetten ihrer Arbeit in Bezug auf die junge Generation aufzeigte. Diskussionen, Präsentationen sowie Interviews mit externen humanitären Helferinnen und Helfern sowie mit Angehörigen des SKH gaben den Besuchern zahlreiche Möglichkeiten, die Arbeit der humanitären Schweiz hinsichtlich ihrer Unterstützung für Kinder und Jugendliche in Krisengebieten zu erfahren.
Tijana Nikolic