Während die EU Plastikröhrli verbieten will, stecken in unseren Kosmetika weiterhin potentiell schädliche Kunststoffe
Die Grünen wollen das nun ändern.Während etwa Grossbritannien, Schweden oder Neuseeland kleinste Plastikteilchen in Zahnpasta, Peelings oder Duschgels verboten haben, versenkte der Nationalrat ein Verbot im vergangenen Jahr. Die Branche hat allerdings versprochen, bis 2020 auf Mikroplastik zu verzichten.
Biologisch kaum abbaubar
Nach wie vor sind in vielen Produkten aber flüssige Kunststoffe – sogenannte acrylate Copolymere – enthalten. Laut ETH-Professor Bernhard Wehrli sind sie noch problematischer als feste Plastikpartikel: «Diese Mikroschadstoffe sind biologisch kaum abbaubar und anders als Mikroplastik im Wasser löslich – vergleichbar mit Pestiziden oder Arzneimitteln.» Gelangten diese regelmässig ins Abwasser und durch die Kläranlagen, sei das schlecht.
Gefahr für Tiere
«Die Wirkung ist kaum erforscht. Rund 40’000 Plastikstoffe sind derzeit auf dem Markt, 3000 sind Kosmetikstoffe. Die EU versucht in einem grossen Projekt, die Wirkungen der gebräuchlichsten Stoffe zu untersuchen.» Laut Wehrli besteht ein Verdacht, dass einzelne Kunststoffe Kiemen von Fischen verkleben. Sollte sich bei einem Stoff herausstellen, dass er ein Fischgift ist, werde ein Verbot zum Thema.
Vorstoss soll eingereicht werden im Herbst
Ein solches prüft Grünen-Fraktionschef Balthasar Glättli: «Flüssige Kunststoffe machen mir Sorgen. Ich werde in der Herbstsession einen Vorstoss einreichen dazu.» Eine Möglichkeit sieht Glättli in einer leicht verständlichen Deklaration, die den Konsumenten warne. Glättli zieht aber auch ein Verbot in Betracht.
“Ausland macht es vor”
Laut Glättli ist auch Mikroplastik weiterhin ein Problem: «Man kann mit der App Codecheck den Test machen: In vielen Duschgels ist weiterhin Mikroplastik enthalten.» Er hoffe, dass die Entwicklung in den anderen Ländern in der Schweiz zu einem Umdenken führt. «Das Ausland macht es vor, dass es auch ohne geht.»
Gewisse Leute bräuchten etwas länger
Für strengere Vorschriften spricht sich BDP-Nationalrat Bernhard Guhl aus. Der Imker sagt: «Wir sollten viel genauer prüfen, wie solche Stoffe langfristig auf Mensch und Umwelt wirken – insbesondere in Verbindung mit anderen Stoffen.» Gewisse Leute bräuchten etwas länger, bis sie realisierten, dass es Handlungsbedarf gebe.
Hersteller halten an flüssigen Kunststoffen fest
Gegen ein Verbot ist SVP-Nationalrat Christian Imark – er setzt wie der Bundesrat auf die Eigenverantwortung der Industrie. «Die Praxis zeigt, dass es funktioniert. Die Branche hat schon aus Image-Gründen ein Interesse daran, zu handeln.» Klar sei, dass es möglichst verhindert werden müsse, dass Mikroplastik in die Gewässer gelange.
Hersteller hätten zum Teil schon gehandelt
Die Hersteller betonen, dass sie bereits reagiert hätten. Nivea-Hersteller Beiersdorf etwa schreibt auf seiner Website, dass man Mikroplastik schon Ende 2015 durch umweltfreundliche Alternativen ersetzt habe. Anders hält man es mit den flüssigen Kunststoffen. Diese seien nicht mit Mikroplastik vergleichbar: «Uns sind keine wissenschaftlichen Studien bekannt, in denen berichtet wird, dass diese Stoffe in der Umwelt Schäden verursachen.» Trotzdem unterstütze Beiersdorf die wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet.
Tijana Nikolic