Nach den USA jagt jetzt auch Italien Steuersünder: Die Finanzpolizei hat am Dienstag in Filialen von Schweizer Banken Razzien durchgeführt. Die italienische Steueramnestie hat kürzlich bereits zu Verstimmungen im Tessin geführt.
Die Guardia di Finanza, wie die Finanzpolizei in Italien heisst, hat in der Nähe von San Marino in 76 Geldinstituten Razzien durchgeführt. Die Guardia will dabei abklären, ob die Banken ihrer Pflicht nachkamen, die Kundenbeziehungen regelmässig dem Steueramt zu melden.
Diese Meldepflicht ist laut Guardia im Kampf gegen die Steuerhinterziehung von elementarer Wichtigkeit. Weitere Kontrollen würden folgen.
Bereits zu Verstimmungen geführt hat die rigorose Haltung Roms im Zusammenhang mit der Steueramnestie (“Scudo fiscale”) am Finanzplatz Tessin.
Der italienische Finanzminister Giulio Tremonti hatte im Stil seines ehemaligen deutschen Kollegen Peer Steinbrück erklärt, “den Bankenplatz Lugano trockenzulegen”.
Im Tessin kamen deshalb Diskussionen um Retorsionsmassnahmen bei Grenzgängern auf. In einem Interview mit der italienischen Wirtschaftszeitung il Sole 24 Ore hat aber Bundespräsident Hans-Rudolf Merz solchen Forderungen eine Abfuhr erteilt.
Indirekt übte er dennoch Kritik an der italienischen Steueramnestie. Für die Schweiz käme eine solche Massnahme nicht in Frage, weil diese aus juristischer und moralischer Sicht bedenklich sei.