Das Rauchverbot, das 2008 im Kanton Graubünden eingeführt wurde, könnte der Grund sein, warum die Herzinfarkte im Bergkanton zurückgegangen sind. Eine medizinische Studie legt dies nahe.
Die ersten Resultate der Schweizer Studie sind bekannt geworden, nachdem Untersuchungen in andern Ländern ähnliche Resultate ergeben haben. Sie belegen, dass Zigaretten eine wichtige Rolle bei Herzerkrankungen spielen. Das Rauchverbot in öffentlichen Räumen wurde im Kanton Graubünden im März 2008 eingeführt. In Restaurants und Bars ist es in abgetrennten Räumen, so genannten Fumoirs, weiterhin erlaubt, zu rauchen. Für Schulareale und Schulsportanlagen gilt ein Rauchverbot ohne Ausnahme. Nicht nur den Schülerinnen und Schülern, auch den Lehrerinnen und Lehrern ist das Rauchen auf dem Areal verboten. In der Schweiz ist die Rauchgesetzgebung zur Zeit noch föderalistisch geregelt, die Rauchverbote unterscheiden sich von Kanton zu Kanton.
Nichtraucher profitieren doppelt
Gemäss den Autoren der Studie fiel die Rate von Herzinfarkten im Kanton von März 2008 bis Februar 2009 um 22 Prozent, verglichen mit Zahlen von 2006 bis 2007. In diesen zwei Jahren, bevor die Rauchfreiheit in Graubünden eingeschränkt wurde, wurden 229, respektive 242 Patienten aus dem ganzen Kanton in Chur wegen akutem Herzinfarkt behandelt. Nach der Einführung der Gesetze für Raucher waren es noch 183. Laut dem Hauptautor der Studie, Piero Bonetti, war die Abnahme von Herzinfarkten vor allem bei Nichtrauchern zu verzeichnen. Dem Passivrauchen wird für Nichtrauchende ein um 30 Prozent erhöhtes Risikio für Herzkrankheiten zugeschrieben. Zurück ging die Rate auch bei Personen, die bereits einmal eine Herzerkrankung gehabt hatten und bei Feriengästen. Piero Bonetti glaubt, dass diese Kategorie davon profitiert hat, weil sich das Nicht-Passivrauchen rasch auswirke. Aber die Studie, die in der Swiss Medical Weekly publiziert worden ist, stellt keine direkte Kausalität zwischen der neuen Rauchergesetzgebung und den Herzkrankheiten her. ”Eine Kausalität herzustellen, ist unmöglich, weil es nur zwei Wege gibt, die diese belegen würden”, sagt Bonetti.
” Um die Menschen zu überzeugen, braucht es lokale Daten. ”
Piero Bonetti
Ähnliche Ergebnisse
Einerseits könnte man die Rauchverbote aufheben und beobachten, was passiert. Die andere wäre, die Resultate mit der Bevölkerung eines anderen Kantons zu vergleichen, wo kein Rauchverbot verhängt wurde. ”Es gibt jedoch keine ähnlichen Studien in der Schweiz”, hält Bonetti gegenüber swissinfo.ch fest. ”Die erste Studie, die ähnliche Ergebnisse ergab, wurde in Helena im US-Staat Montana durchgeführt. Als dort ein Rauchverbot eingeführt wurde, fiel die Häufigkeit akuter Herzinfarkte; als es wieder aufgehoben wurde, stieg die Anzahl wieder an”, erklärt er. Aber Bonetti sagt, obwohl die Kausalität nicht bewiesen werden könne, gebe es starke Hinweise für einen Hinweis zwischen dem Rauchverbot und der Anzahl Herzattacken, vor allem, weil andere verdächtige Faktoren fehlten. ”Das stärkste Argument für einen kausalen Zusammenhang ist, dass mehr als zehn Studien weltweit zu ähnlichen Resultaten gekommen sind”, sagt er. ”Wenn Sie alle diese Studien vergleichen, gelangen Sie im Durchschnitt zu einer Verminderung von 17 Prozent von Herzinfarkten, ein Jahr, nachdem das Rauchverbot verhängt wurde.”
Andere Faktoren
Das staatliche medizinische Institut der USA, das Institute of Medicine, das eine so genannte Meta-Analyse all dieser Studien durchgeführt hat, meint dazu, dass die übereinstimmenden Daten die Schlussfolgerung erlaube, dass Rauchverbote zu weniger Herzinfarkten führten. Das Institut wies jedoch auch darauf hin, dass andere Faktoren damit verknüpft seien, nämlich die Ausbildung, der Kenntnisstand und darüber hinausgehende Programme, die ebenfalls einen Einfluss haben könnten. Einige der Studien haben auch gezeigt, dass der Nutzen umso grösser wird, je länger ein Verbot an einem Ort verhängt wird. Die Studie im Kanton Graubünden wird fortgesetzt, es werden weitere Daten gesammelt. Gemäss den ersten Anzeichen werden die Resultate aus dem ersten Jahr bestätigt, wenn nicht übertroffen. ”Es ist wichtig, dass Resultate in dieser Art in einem schweizerischen Zusammenhang gezeigt werden, obwohl ähliche Studien in anderen Ländern gemacht worden sind”, meint Bonetti. “Um die Menschen zu überzeugen, braucht es lokale Daten.”