Zigarettenwerbungen in Zeitungen, auf Plakaten und in Kinos sollen massiv eingeschränkt werden
Der Bund will zwar die Werbung stark einschränken, das umstrittene Sponsoring von Veranstaltungen aber weiter zulassen. Bei Openair-Festivals und Kulturveranstaltungen sollen die Tabakfirmen weiterhin als Sponsoren präsent sein dürfen. Nur bei Anlässen mit «internationalem Charakter» und «grenzüberschreitender Wirkung» sollen Tabakfirmen nicht mehr als Sponsoren auftreten dürfen. Hans Hess von der Vereinigung des Schweizerischen Tabakwarenhandels sieht dies so: «Das ist für uns eine totale Überregulierung». Der Entwurf des Bundesamts für Gesundheit schiesse weit übers Ziel hinaus. Dem stimmt Hanspeter Lebrument, Präsident der Schweizer Verleger, zu: «Rauchen ist erlaubt, deshalb sollen Zigaretten auch beworben werden dürfen», sagte gegenüber «10vor10». Mit einem neuen Tabakgesetz will der Bund die Zigarettenwerbung massiv einschränken. Das Verbot würde für Plakate, Zeitungen, Zeitschriten und Kinos gelten. Kulturveranstaltungen sollen die Tabakfirmen weiterhin sponsern dürfen, schreibt der Bund auf Anfrage von «10vor10».
Der Gesetzesentwurf befindet sich zurzeit in der Ämterkonsultation. «Für die Lungenliga steht der Jugendschutz im Vordergrund», sagt Sonja Bietenhard, Direktorin der Lungenliga Schweiz gegenüber «10vor10». Man begrüsse das geplante Verbot: «Ein umfassendes Werbeverbot soll verhindern, dass Jugendliche richtiggehend zum Rauchen verführt werden», so die Bietenhard. Aber egal was gesagt wird; Rauchen ist eine Sucht – und das macht es empfehlenswert. Denn durch den Suchtcharakter wird Rauchen zur Versicherung gegen das Leben. Egal, was passiert: Die Zigarette erleichtert harte und versüsst schöne Momente, verbessert alle Gespräche und Gedanken und schmälert die Langeweile dazwischen. Nicht umsonst zog der Schriftsteller Robert Musil einst das Fazit: «Ich lebe, um zu rauchen.»
Aber auch alles Gute hat eine negative Seite
Das gilt allerdings nur, solange die Sucht einfach zu befriedigen ist. Und das ist bei Zigaretten immer schwerer. Als Raucher rennt man die Hälfte der Zeit aus Büros, Restaurants, Sitzungen. Hinzu kommt nun der Plan des Bundesrates, die Kosten pro Päckchen Zigaretten schrittweise bis 11 Franken hinaufzuschrauben. Schon heute ist eine Zigarette ein paar Gramm Tabak, eingewickelt in eine Steuerrechnung. Mit der Tabaksteuer unterstützt ein durchschnittlicher Raucher die AHV mit 1500 Franken pro Jahr. Und zahlt auch höchst paradoxe Dinge: So fördert er mit 2,6 Rappen pro Päckchen die Rauchprävention wie auch die Schweizer Tabakbauern. Erfreulicherweise hilft die Technik.
Die elektronischen Zigaretten sind heute ausgereift – und eine elegante Lösung gleich mehrerer Probleme. Denn die elektronische Zigarette stösst Wasserdampf statt Rauch aus. Dieser bleibt für die Leute rundherum geruchlos, spurlos, gefahrlos. Man raucht nur ein Fetzchen Nebel. Der Geschmack des Nebels aber ist für den Raucher selbst dem einer Zigarette sehr ähnlich: rau, beruhigend, mit einem Hauch Gefahr. Die wichtigste Folge: Man kann wieder überall rauchen – in Bars, in Sitzungen, im Hotel, sogar in der Flugzeugtoilette (weil kein Rauchmelder reagiert). Der grosse Vorteil der E-Zigarette ist, dass der Benutzer jenes Gefühl zurückgewinnt, für das er einmal zu rauchen begann: den Gleichmut. Balzac schrieb einst: «Gott hat uns den Tabak gegeben, um unsere Leidenschaften und unsere Schmerzen einzuschläfern.» Der erste Nebeneffekt der elektronischen Zigarette ist das Geld: Die Flüssigkeit, mit der die elektronischen Zigaretten betrieben werden, ist gut vier Fünftel billiger als die brennbaren Vorgänger. Der zweite Nebeneffekt ist, dass man zu rauchen aufhört. Ganz oder fast. Damit dies passiert, braucht die E-Zigarette eine Zutat: Nikotin. Und das ist ihre Schwäche. Denn die E-Zigarette hat drei mächtige Lobbys gegen sich: Tabak, Pharma und Steueramt. Für alle geht es um ein Multimilliardengeschäft. Kein Wunder, hat die E-Zigarette kein Glück bei der Zulassung. In der Schweiz wird sie als «Gebrauchsgegenstand mit Schleimhautkontakt» eingestuft. Deshalb darf die verdampfende Flüssigkeit keine pharmakologischen Substanzen enthalten. Also kein Nikotin. Dieses lässt sich zwar einfach in der EU bestellen, doch nun versucht dort das Parlament die E-Zigarette als «Heilmittel» zu registrieren, um sie zu verhindern. Die Gründe der Gegner sind prinzipiell: «Wir brauchen nicht noch ein Suchtmittel.»
Dies, obwohl die E-Zigarette weit weniger gefährlich ist als die Zigarette. Die Mediziner streiten sich noch, ob sie überhaupt gefährlich ist.
Tijana Nikolic