Neue Zahlen des Bundes zeigen: Während Studenten immer häufiger Psychologen oder Ärzte werden wollen, stecken andere Fächer in der Krise
Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat neue Zahlen zu den Schweizer Universitäten veröffentlicht. Sie zeigen, wie sich die Studierendenzahlen entwickelt haben. Dabei fällt auf: Einige Fächer können sich kaum retten – anderen hingegen laufen die Studenten davon. Der absolute Renner: Psychologie.
Fluch und Segen zugleich
Im Jahr 2008 befanden sich noch 3’611 Studierende in einem Bachelor-Studiengang der Psychologie. Letztes Jahr waren es 5’861 – eine Steigerung von über 60 Prozent. Für die Unis ist das Fluch und Segen zugleich: Die Abbruchrate ist hoch.
An der Universität Zürich betrug sie etwa 2012 41 Prozent. Gleichzeitig hätten viele Studenten ein völlig falsches Bild vom Studium, heisst es in einer Infobroschüre. Die «von uns allen genutzte Alltags-Psychologie» habe mit dem, was an einer Universität gelehrt wird, nur begrenzt zu tun, wird dort gewarnt. Stattdessen erwarten die Studenten viel Statistik und Theorie.
Frauen und Männer
Sozialwissenschaften sind und bleiben Frauen-Domäne: Der Anteil der Männer in entsprechenden Bachelor-Studiengängen betrug letztes Jahr 28,4 Prozent. Auch in der Humanmedizin waren fast zwei Drittel der Bachelor-Studierenden Frauen – ihr Anteil sank innert zehn Jahren allerdings um 7,3 Prozentpunkte. Mittlerweile sind die Frauen auch in den Naturwissenschaften in der Mehrheit, zumindest auf Bachelor-Stufe: 53,8 Prozent betrug der Frauenanteil dort letztes Jahr – 5,5 Prozentpunkte mehr als zehn Jahre zuvor.
BWL: Männer immer häufiger unter sich
Betriebswirt zu werden, ist offenbar attraktiv: 6’604 Studenten waren letztes Jahr in einem entsprechenden Bachelor-Studiengang eingeschrieben – 44 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Ein Wachstum ist auch in anderen Wirtschafts-Disziplinen wie VWL zu beobachten. Allerdings sind die Männer immer häufiger unter sich: Der Frauenanteil in den Wirtschaftswissenschaften sank innert zehn Jahren von 38,0 auf 34,3 Prozent.
Informatiker weiterhin heiss begehrt
Die Digitalisierung ist bei den Studenten angekommen. Kein Studienfach hat relativ so stark zugelegt wie die Informatik. Wurden im Jahr 2008 noch 1’079 Bachelor-Studenten gezählt, waren es letztes Jahr 2’684. Auch in den übrigen MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) wird ein starkes Wachstum registriert. Fachkräfte in diesem Bereich sind weiterhin begehrt. «Die Studenten werden schon weggeholt, bevor sie fertig studiert haben», sagte Roland Siegwart, Professor für Robotik an der ETH, letztes Jahr zu SRF.
Finanzspritze sorgte für Erfolg in der Humanmedizin
Jahrelang bildete die Schweiz zu wenig Ärzte für ihren eigenen Bedarf aus. Nur ein Drittel der benötigten Fachkräfte wurde noch 2017 in der Schweiz laut dem «Bund» ausgebildet. Mit 100 Millionen Franken unterstützte der Bund daraufhin die Universitäten bei der Schaffung neuer Studienplätze. Das zeigt erste Erfolge: Letztes Jahr wurden 4’955 Bachelor-Studierende der Humanmedizin gezählt – 88 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.
Es gibt auch «Verlierer»
Viele Medien stecken in der Krise – auch an den Universitäten. Im Jahr 2013 besuchten 1’616 Studierende einen solchen Studiengang, fünf Jahre später waren es nur noch 1’095. Stark abgenommen hat die Zahl der Studierenden insbesondere an der grössten Universität Zürich. Hier dürfte sich allerdings auch eine Studienreform bemerkbar machen, die seit dann durchgeführt wurde. Gegenüber 2008 ist die Zahl der Jura-Studenten zwar leicht gestiegen, in den letzten fünf Jahren sank sie aber um 2,5 Prozent auf 8’680. In absoluten Zahlen bleibt Recht damit allerdings das Mass aller Dinge an Schweizer Universitäten. Seit 2013 ist die Zahl der Geschichts-Studierenden im Bachelor um gut zehn Prozent auf 1’218 gesunken. Einen Einfluss auf diese Entwicklung habe auch die Konkurrenz durch Studiengänge, in den Geschichte ebenfalls eine grosse Rolle spiele – etwa Gender Studies oder Osteuropa-Studien, berichtete das SRF .
Tijana Nikolic