Der Schweizerische Fahrlehrerverband will das Transparenz und ein Punktesystem einführen
Ausgangslage: Nach der 50. Fahrstunde und 5000 Franken Kosten hatte Ceren Yilmaz (26) genug. Sie fragte ihren Fahrlehrer, ob er sie nicht endlich zur Prüfung anmelden könnte. Er habe erwidert, sie sei noch nicht so weit. «Mein Vater, mein Freund und ein Kollege sagten aber etwas anderes.» Als sie dem Fahrlehrer beschied, keine weiteren Fahrstunden bezahlen zu können, habe er ihr gar geraten, ihre Familie um Geld anzupumpen. Yilmaz zog einen Schlussstrich: Sie ging zu einer anderen Fahrschule, die sie nach nur einer Probestunde zur Prüfung anmeldete. Yilmaz bestand problemlos. Über das Verhalten ihres ersten Fahrlehrers wolle sie sich nun beim Schweizerischen Fahrlehrerverband SFV beschweren.
Werner Waldmeier, Geschäftsführer des SFV, sagt: «Das Verhalten dieses Fahrlehrers ist höchst unprofessionell und unseriös.» Normalerweise könne der Fahrlehrer nach einer ersten Fahrt ungefähr abschätzen, wie viele Stunden der Schüler benötige.
Qualitätssiegel für Fahrlehrer geplant
Um solche Fälle in Zukunft zu vermeiden, plant der SFV die Einführung eines Qualitätssiegels für Fahrlehrer. Waldmeier bestätigt einen Bericht des «Wochenspiegels». «Ähnlich wie bei Hotels sollen sich künftige Kunden so über den Fahrlehrer informieren und darauf vertrauen können, dass er ihren Anforderungen entspricht.» Die Fahrschüler sollen nach der Prüfung künftig ihren Fahrlehrer auf dessen Webseite bewerten und Punkte abgeben können. Dazu sollen Kommentare der Kunden aufgeschaltet werden, auf die der Fahrlehrer auch schnell und transparent reagieren kann. Der Fahrlehrer kann laut Waldmeier ehrverletzende oder beleidigende Kommentare selber löschen. «Löscht er aber jedes sonstige Feedback, das nicht nur positiv ist, würde dies auffallen», sagt Waldmeier. Die Verfasser könnten sich auch an den Verband wenden. Der Schweizerische Fahrlehrerverband möchte so die Fehlerkultur verbessern und das Vertrauen in die Fahrlehrer stärken. Derzeit müssten die Mitglieder noch vom Vorhaben überzeugt werden, sagt Waldmeier. Einige seien noch skeptisch, andere hingegen begeistert. Die Sektion Zürich wird nun einen Pilotversuch durchführen, um zu testen, ob das Punktesystem und die Bewertungen der Fahrschüler funktionieren. Waldmeier: «An der Generalversammlung Ende Jahr geben wir das Projekt aber noch zur Abstimmung.»
Tijana Nikolic