Harter Kampf bis zum Schluss: Kein Durchkommen für Gökhan Inler (in Rot) gegen Biram Kayal.
Mit dem einen Punkt aus der letzten Partie gegen Israel gelang der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft unter Startrainer Ottmar Hitzfeld die Punktlandung: Gruppensieg und direkte Qualifikation für die WM 2010.
Es ist vollbracht! Die Schweizer Fussballer krönten vor 38’500 Zuschauern in Basel ihre eindrückliche Serie unter Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld mit der verdienten Qualifikation für die WM von nächstem Sommer in Südafrika.
Damit hält die erstaunliche Hochphase der kleinen Fussballnation Schweiz an – es ist die vierte Teilnahme an einer WM- oder EM-Endrunde in Folge.
“Ich bin immer noch angespannt”, sagte Hitzfeld nach dem Schlusspfiff. “Wir wollten das Zittern in den letzten zehn Minuten vermeiden, mussten aber doch bis zur letzten Sekunde angespannt spielen”.
Mission I erfüllt
Mit der WM-Teilnahme geht für den deutschen Erfolgstrainer ein Traum in Erfüllung. Nach seiner Zusage für das Amt als Nationalcoach eines kleinen Fussball-Landes sei er von Kollegen verwundert gefragt worden, was er denn mit der Schweiz wolle, gibt er lachend preis.
Jetzt gibt ihm der Erfolg Recht: “Ich habe immer daran geglaubt, dass ich mit der Schweiz dieses Ziel erreichen kann. Jetzt spielen wir in Südafrika gegen die besten Mannschaften der Welt!”, sagte er. Und jetzt war die Anspannung der Freude gewichen.
Damit fügt der Lörracher seinem einzigartigen Trainer-Palmarès einen weiteren Glanzpunkt bei.
Magisches Vieleck
Ob Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld ein Freund der Visualisierung ist? Wir wissen es nicht.
Sollte er es sein, hat er seinen Schweizer Spielern vor der alles entscheidenden Qualifikationspartie gegen Israel in der Garderobe zweifellos ein magisches Vieleck auf den Flipchart gezeichnet.
Den Gegner sofort unter Druck setzen – Torchancen resolut nutzen – Hochkonzentration in der Abwehr angesichts Israels Konterstärke – Geduld üben – Aggressivität zeigen – sich von der ruppigen Gangart der Gegner nicht zermürben lassen – den eigenen Fähigkeiten und den Stärken als Team vertrauen.
Dies die widersprüchlichen Zielvorgaben, welche die Schweizer Spieler auf dem Rasen im ausverkauften Basler St. Jakobs-Park auszutarieren hatten. Kein Wunder, dass dem als Qualifikations-Showdown angekündigten Spiel die klare Linie fehlte. Die Darbietung der Platzherren war lange von Vorsicht denn erlösender Dynamik geprägt.
Es dauerte eine halbe Stunde, ehe Philippe Senderos, der Doppeltorschütze von letztem Samstag gegen Luxemburg, erstmals Gefahr vor das israelische Tor brachte. Sein Kopfball strich aber knapp am entfernten rechten Pfosten vorbei.
Heisser war der Freistoss Tranquillo Barnettas gleich im Anschluss. Sein Hammer sauste um Haaresbreite an der israelischer Mauer, aber um eben diese Haaresbreite auch am Lattenkreuz vorbei.
Fragile Balance
Doch die Balance zwischen defensiver Ballkontrolle und Offensive verschoben die Schweizer Spieler jetzt deutlich in Richtung gegnerischen Strafraum.
Dennoch sahen sich die angriffigen Lebensgeister, welche Barnetta, Eren Derdiyok oder Marco Padalino weckten, allesamt von der aufmerksamen Abwehr Israels gebannt.
Magische Widersprüchlichkeit zeigte sich auch im 0:0 zur Pause. Es zeugte einerseits vom harzigen Spielverlauf, signalisierte dem Hitzfeld-Team aber andererseits klaren Kurs Richtung Südafrika. Noch 45 Minuten trennte die Schweizer Equipe vom beschwingten Gang aufs Reisebüro.
In Überzahl
In der zweiten Hälfte verschoben sich die Gewichte noch klarer zum gegnerischen Tor hin: Israel sah sich nach Gelb-Rot gegen Avihai Yadin für die letzte halbe Stunde zu Zehnt auf dem Feld.
Auch wenn die Schweizer aus der Überzahl tormässig keinen Profit zu schlagen vermochten: Sie brachten das rettende Remis so über die Runden, wie sie die Qualifikation nach der peinlichen Niederlage gegen Luxemburg dominiert hatten: Ohne Brillanz und Stardunst, aber mit diszipliniert-rustikaler Gemeinschaftsarbeit.